Der Reifenexperte nutzt dafür die Plattform der eigenen "ContiAcademy" – bestehend aus einem professionellen Team von Technikern, Monteuren, Trainern und Produktmanagern, die Teilnehmer mit handwerklichen Fähigkeiten und Expertenwissen für das Reifengeschäft unterstützen. Die verschiedenen Schwerpunkte können dabei ganz nach Bedarf erweitert und das Training entsprechend individualisiert werden. Denn es gibt sowohl Trainings für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene und sogar Auszubildende. Continental bietet zur besseren Orientierung zudem einen Bedarfscheck an, bei dem Teilnehmer gezielt Themen heraussuchen können, mit denen sie sich im täglichen Werkstattalltag konfrontiert sehen. Vorstellbar ist zum Beispiel das klassische Nfz-Reifen-Training, bei dem es darum geht, den Aufbau und die Funktionen der Reifen zu verstehen. Ergänzend dazu gibt es zum Beispiel die Themenblöcke Nachhaltigkeit und Montage. Allerdings können Neugierige sich auch direkt an Continental wenden und ein alternatives, ganz individuelles Programm absprechen.
Neben einer umfangreichen Auswahl an verschiedenen Terminen bietet Continental die Trainings auf dem eigenen Gelände in Präsenz oder aber auch virtuell an. Für die virtuellen Schulungen hat der Premium-Reifenhersteller sogar extra ein eigenes Studio organisiert, in dem für die Schulungen live auf Sendung gegangen wird. Mit der dort verfügbaren Technik kann das Trainerteam dann Onlineschulungen auf professionelle Art und Weise abhalten und auch Modelle von Reifen, die speziell für Schulungszwecke zur Verfügung stehen, genauer unter die Lupe nehmen. Eine echte Alternative, falls die Zeit sehr knapp ist und trotzdem auf eine Schulung oder Weiterbildung nicht verzichtet werden möchte. Gerade weil die Inhalte live moderiert werden, wodurch die Teilnehmer jederzeit Fragen stellen können und das Moderationsteam darauf reagieren kann. Die einzigen Voraussetzungen für eine Teilnahme sind der Zugriff auf einen Computer mit Internetverbindung und ein Mikrofon.
Schulungen auf dem Conti-Gelände
Eindrucksvoll sind aber auch die Schulungen auf den entsprechenden Conti-Werken Vorort – wie zum Beispiel in Hannover-Stöcken. Der große Vorteil: Hier lassen sich problemlos die Theorieeinheiten mit Praxiserfahrungen kombinieren. Beim Nutzfahrzeugreifentraining Mitte September sorgte Continental beispielsweise für zwei Tage informativen Austausch und ein spannendes Programm. So beleuchteten die Trainer zunächst die zentralen Unterschiede von Pkw- und Lkw-Reifen. Nutzfahrzeugreifen unterscheiden sich den Reifenprofis zur Folge beispielsweise in Sachen Nachhaltigkeit von ihrem Pkw-Pendant vor allem dadurch, dass sie nachgeschnitten werden können.
So tragen alle Continental-Reifen, bei denen das Nachschneiden zulässig ist, an beiden Seitenwänden die Aufschrift "Regroovable" – in Übereinstimmung mit der ECE-Regelung 54. Beim Nachschneiden ist es möglich, bis zu vier Millimeter Profiltiefe zu gewinnen und demnach dem Reifen ein deutlich längeres Leben zu ermöglichen. Allerdings kann nicht jeder beliebige Lkw-Reifen nachgeschnitten werden. Der günstigste Zeitpunkt einen Reifen nachzuschneiden, sehen die Experten von Continental bei einem Modell, dass bis auf etwa drei Millimeter abgefahren ist. Ein Check in Bezug auf eine gleichmäßige Abnutzung, Blockierstellen oder unregelmäßigen Verschleiß folgt dann.
Apropos beschädigte Reifen: In einer weiteren Lerneinheit waren die Teilnehmer selbst gefragt, was für ein Schadensbild bei verschiedenen Reifen vorliegt. Und das ist teilweise gar nicht so einfach. In der entsprechenden Werkstatt präsentierten die Continental-Trainer beschädigte Reifen. Dabei wurde zum Beispiel erläutert, dass ein einseitig abgenutzter Reifen durch einen Zwangslauf entsteht. Häufig sei dabei eine schuppig aufgeraute Lauffläche bzw. eine Gratbildung an den Profilkanten festzustellen. Das ergibt sich wiederum häufig aus großen Vorspurwerten (also positive oder negative Vorspur) oder schrägstehenden Achsen. Ein weiterer Fall zeigt einen Reifen, der mit einigen "Auswaschungen" durchzogen ist. Ursache hierfür könnte zum Beispiel ein unterschiedlicher Fülldruck bei Zwillingsreifen sein. Der mit Minderdruck laufende Reifen ist infolgedessen einem übermäßigen Schlupf unterworfen. Alternativ könnte dies auch auf eine Unstimmigkeit beim Fahrzeug hindeuten – wie etwa ein zu großes Spiel in den Lagern bzw. Gelenken oder mangelhafte Federung/Dämpfung. Die praktische Einheit gibt den Teilnehmern dabei vor allem einen Einblick, welche Beschädigungen unter Umständen gravierend sind.
Denn je nach Verletzung des Reifens bleibt dabei die Frage, ob dieser fachgerecht repariert oder eventuell noch einmal runderneuert werden kann. Denn das Thema Runderneuerung gewinnt vor allem bei den Lkw-Reifen immer mehr an Bedeutung. Um Praxis und Theorie dabei zu verbinden, gibt es auf dem Gelände in Hannover praktische Einblicke, wie Continental das Thema Runderneuerung im eigenen Werk selbst angeht – mit dem sogenannten ContiLifeCycle. Dabei handelt es sich um ein ganzheitliches System, das den Kunden durch die Wiederverwendung von Reifen und die Verlängerung der Lebensdauer von Reifen unterstützt. Grundsätzlich gibt es bei der Runderneuerung zwei verschiedene Möglichkeiten, den Reifen noch einmal aufzubereiten: Die Heißrunderneuerung – bei Continental "ContiRe" genannt – und die Kaltrunderneuerung "ContiTread". Erstere können die Teilnehmer zum Beispiel im Rahmen des Nutzfahrzeugtrainings im entsprechenden Werk in Hannover selbst einmal genauer begutachten. Dabei kommt ein sogenanntes Heißvulkanisierungsverfahren zum Einsatz – die Karkassen werden dabei von Wulst zu Wulst erneuert. Darüber hinaus trägt der Reifenhersteller eine neue Gummimischung auf die gebrauchten Karkassen auf. Dabei steht vor allem das Thema Sicherheit im Vordergrund. Denn die für die Runderneuerung genutzten Reifen werden vorher einer gründlichen Prüfung der Karkassen unterzogen.
Trainingscenter in München
Wer jetzt neugierig geworden ist, gerne teilnehmen möchte, allerdings eher im südlichen Teil von Deutschland unterwegs ist, für den bietet sich auch der Standort des IAM TrainingsCenters in München an. Denn nicht nur der kürzere Anfahrtsweg ist für in der Nähe ansässige Werkstätten und Reifenhändler durchaus praktisch, die Trainings gleichen sich auch inhaltlich. Angeboten werden auch dort Trainings rund um Bremsen, Reifen, Fahrassistenzsysteme, Diagnose und viele weitere Themengebiete des Werkstattalltags. Das TrainingsCenter befindet sich im Gebäude des Continental-Partners Vergölst am Standort München. Im Obergeschoss befinden sich zwei große Theorieräume mit technischer Ausstattung, im Erdgeschoss stehen vier Werkstätten inklusive Wucht- und Montiermaschine, Hebebühne und Bremsenprüfstand sowie mehrere modulare Arbeitsplätze für die Arbeit in Kleingruppen. Dabei gibt es auch dort die Möglichkeit, an virtuellen Schulungen oder an Terminen in Präsenz teilzunehmen.
Auf der Online-Plattform der ContiAcademy können sich die Teilnehmer dann entsprechend registrieren, über die verschiedenen Trainingseinheiten informieren und schließlich die passende Lerneinheit heraussuchen und sich anmelden. Die Plattform zeigt darüber hinaus die zahlreichen Termine an den unterschiedlichen Standorten an. Falls der Wunschkurs allerdings zeitlich mit dem eigenen Terminkalender nicht übereinstimmt, lohnt es sich trotzdem einmal bei der ContiAcademy anzufragen – häufig findet sich eine individuelle Lösung. Und unabhängig von der Erfahrung bei Werkstattthemen gilt: Eine Fort- und Weiterbildung lohnt sich immer, gerade um mit den technischen Innovationen, die immer schneller Einzug in die Werkstatt halten, überhaupt Schritt halten zu können.
2 Theorie trifft Praxis: Mit speziellen Modellen von verschiedenen Reifenprodukten bekommt man ein besseres Gespür für die Oberflächen.
Die Wege führen nach Hannover: Dort steht zum einen die Unternehmenszentrale, zum anderen finden Kurse in der Produktionsstätte in Hannover-Stöcken statt.






