FERNFAHRER LIVE Sendung #071

Wir brauchen mehr praktische Schulung [RELIVE]

19.11.2021

In der 71. Sendung von Fernfahrer Live trafen drei Ausbildungsexperten auf eine motivierte Auszubildende, einen erfahrenen Berufskraftfahrer, der eine Umschulung absolviert hat und auf einen Schüler, der unbedingt Lkw-Fahrer werden will.

In Deutschland gibt es zwei Möglichkeiten, Berufskraftfahrer zu werden. Die dreijährige Ausbildung, die mit einem Facharbeiterbrief endet. Und die sechs Monate dauernde Umschulung zum EU-Kraftfahrer, die „Teilqualifikation 1“, die auch von der Bundesagentur für Arbeit über die Jobcenter gefördert werden kann.

Diese ist seit 2009 im Rahmen des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes“, eine Umsetzung einer EU-Richtlinie vorgeschrieben, die Zahl der Teilnehmer ist seitdem bis auf 20.000 gestiegen, bevor Corona kam. Vornehmlich aus diesen beiden Schulungen wird der Nachwuchs gewonnen, der nötig ist, um den Mangel an Lkw-Fahrern, die in Deutschland in Rente gehen, auszugleichen. Es sind pro Jahr rund 15.000 bis 17.000 neue Kraftfahrer, die laut den Zahlen dem Transportgewerbe neu zur Verfügung stehen. Dazu müssen sich alle Fahrer alle fünf Jahre weiterbilden.

Eingeladen in die Runde waren Clemens Stanzel, seit zehn Jahren Bildungsgangkoordinator am Berufskolleg Simmerath-Stollberg, „seine“ Auszubildende Alexandra Netterscheid aus dem zweiten Lehrjahr, die gerade im Werkverkehr bei Zentis aus Aachen bundesweit im Lkw unterwegs ist - und ihren Traumberuf gefunden hat.

Michael Pfister, Ausbildungsleiter der Spedition Barth aus Hechingen hatte seinen Sohn Robin mitgebracht. Der 15-jährige Schüler war früher mit dem Vater unterwegs, als dieser noch selber im Fernverkehr fuhr. Er konnte auch bei Buck Transporte in Trochtelfingen praktische Einblicke gewinnen. Er will definitiv zum 1. September 2023 eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer beginnen.

Und dann noch Christian Rennie, Partner und Ratgeber für Verkehrs- und Transportsicherheit aus Nürnberg, der für Transportunternehmen Kurse zur Weiterbildung durchgeführt. Dazu mit Andreas Brosam, der bereits 2011 eine Umschulung zum EU-Kraftfahrer absolviert hat, ein bei den Kraftfahrerkreisen engagierter Fahrer, der die Möglichkeit genutzt hat, aus seiner Umschulung plus Praktikum das Beste zu machen.

In dieser idealen Besetzung entwickelte sich sehr schnell eine spannende Debatte über die qualitativen Unterschiede der beiden Ausbildungen, über die Frage nach dem gesellschaftlichen Stellenwert der Ausbildung, die offenbar weiter ein Schattendasein hat und auch von der Bundesagentur für Arbeit nicht immer adäquat beworben wird.

Immer wieder tauchte die Forderung auf, vor allem die Weiterbildung, also die „Modulschulungen“ endlich von der Tristesse der immer gleichen theoretischen PowerPoint Präsentationen zu befreien. Dafür müssten die Transportunternehmen allerdings auch etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Dass nach nunmehr zwölf Jahren Weiterbildung immer noch so viele Fahrer viele Grundlagen nicht kennen würden, sei nicht akzeptabel.

Clemens Stanzel brachte mit der Vorstellung seiner Kurse über die ethischen Grundfragen die Vorteile der dreijährigen Ausbildung ins Spiel, in denen die Auszubildenden auch im praktischen Umgang mit schwierigen Situationen geschult würden - etwa bei Polizeikontrollen. Oder im Umgang mit Lagerpersonal.

Das ist der Punkt, an dem Andreas Brosam, einer der Mitautoren des lesenswerten Verhaltenskodex der Kraftfahrerkreise, mittlerweile verzweifelt. Dass es so viele Fahrer gibt, die durch ihr eigenes Verhalten, sei es beim Kunden oder auf der Straße, das eh schon schwierige Image der Branche weiter belasten würden.

Den Schlussappell richtete Michael Pfister an die vielen vor allem kleinen Transportunternehmen, die in Deutschland mit knapp 80 Prozent ja in der Mehrzahl sind, sich regional zusammenzuschließen und eine dreijährige Ausbildung anzubieten. Denn dort gäbe es so viele langjährige Fahrer, die ihre Erfahrung an die Jugend weitergeben könnten. Und die Arbeit mit der Jungend sei für beide Seiten immer ein Gewinn.

Mit freundlicher Unterstützung von Mercedes-Benz Trucks

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