Test Renault Trafic Energy dCi 145 EDC Transporter-Facelift im Test

Renault Trafic Energy dCi 145 EDC Kastenwagen grau Doppelkupplungsgetriebe Foto: Thomas Rosenberger 13 Bilder

Test: Der modellgepflegte Renault Trafic fährt vor – mit neuem Motor und ebenfalls neuer Doppelkupplung. Hüllt er sich zu Recht in biederes Grau oder handelt es sich um einen Fall von Understatement?

Schiefergrau, so nennt sich der Lack des Testwagens von Renault. Die Farbe des Kastenwagens gemahnt an einen fleißigen Arbeiter im Graumann. Dabei hat der Mitte 2019 kräftig erneuerte Trafic doch noch einiges mehr zu bieten als nur Schaffer-Qualitäten. Richtig chic haben die Franzosen ihren Bestseller gemacht, von dem sie nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 10.400 Einheiten neu zugelassen haben. Die Modellpflege hat dem Trafic beispielsweise einen chromverzierten Kühlergrill und optisch sehr gefällige Voll-LED-Scheinwerfer (Serienausstattung ab Ausstattungsniveau Komfort) mit C-förmigem Tagfahrlicht eingebracht. Die Neuerungen verleihen dem Franzosen in der Menge der Transporter ein Gesicht, das in Erinnerung bleibt.

Trafic weiter mit ordentlicher Nutzlast und üppigem Ladevolumen

Was im Ein-Tonnen-Nutzlastsegment freilich mehr zählt als optischer Individualismus, sind aber dann doch die Qualitäten als Arbeitsgerät. Und auch hier muss sich der Trafic, der als Testwagen mit langem Radstand und Normaldach antrat, nicht vor der Konkurrenz verstecken. Die Anlagen der vorausgegangenen Generation waren schon gut und wurden daher im Zuge der Modellpflege nicht angepasst, was den Vorteil hat, dass bestehende Ausbauten auch im neuen Modell verwendet werden können. In Zahlen bedeutet das im Falle des Testfahrzeugs beinahe 1,2 Tonnen Nutzlast und ein Ladevolumen von sechs Kubikmetern. Die Ladelänge von 2,94 Metern lässt sich durch eine clevere Klappe in der Trennwand vom Format 510 mal 222 Millimeter noch aufbohren. Weil sich auch am Fuß der Doppelbeifahrersitzbank eine Klappe befindet, kann Langmaterial bis 4,15 Meter sogar noch in den Beifahrerfußraum ragen. Die Beförderung von Europaletten ist uneingeschränkt möglich dank eines Abstands von 1,27 Metern zwischen den Radkästen. Laden lassen sie sich sowohl durch das Heckportal wie auch von der Seite durch die Schiebetür, die eine Öffnung von 90 Zentimetern freigibt.

Renault Trafic Energy dCi 145 EDC Kastenwagen grau Doppelkupplungsgetriebe Foto: Thomas Rosenberger
Zurrösen sind reichlich vorhanden, sie könnten fürs Handling aber etwas größer ausfallen.

Zurrösen gibt es in stattlicher Anzahl. Beim Trafic mit langem Radstand sind es bis zu 20 Stück, wovon sich acht an den Seitenwänden befinden. Die Bügel nehmen laut Zertifikat die geforderten Kräfte auf, könnten jedoch etwas größer dimensioniert sein, sodass sich Zurrhaken noch leichter einsetzen lassen. Ebenfalls verbesserungswürdig ist die Machart der Scharniere des Heckportals, die ausgehängt zwar einen Öffnungswinkel von 180 Grad schaffen, dann aber wie Spieße in den Raum ragen. Hier gibt es Lösungen, die weniger Möglichkeiten bieten, sich beim Beladen daran zu stoßen. Viel Neues findet sich dann im Cockpit. Ablagen in allen Größen, offen und geschlossen, für Dokumente ebenso wie fürs Handy sowie Becherhalter gibt es hier. Ein riesiges Staufach tut sich unter der Beifahrersitzbank auf. Hinzu kommt die kluge Lösung eines Tischchens für den Laptop im Mittelsitz. Die Instrumente im Armaturenträger sind typisch Renault. Aufs Wesentliche reduzierte Uhren und Anzeigen lenken den Fahrer nicht von seiner Hauptaufgabe ab. Hinzu kommen ebenso markentypische Bedienelemente wie der Satellit hinterm Lenkrad für die Bedienung des Radios und ein Multifunktionslenkrad, das mit wenigen Tasten in den Speichen auskommt.

Neue Diesel für den Renault-Transporter

Renault Trafic Energy dCi 145 EDC Kastenwagen grau Doppelkupplungsgetriebe Foto: Thomas Rosenberger
Das Bild der Rückfahrkamera ist gestochen scharf. Kostenpunkt: 500 Euro.

Richtig schick ist das Sieben-Zoll-Touchdisplay für das kombinierte Multimedia-Navi-System namens Media Nav (als Teil des Klang-und-Klima-Pakets für 1.750 Euro). Die Bedienung gelingt so intuitiv, wie man das heute erwarten darf, und das Bild der Rückfahrkamera (500 Euro) ist gestochen scharf. Zudem bietet das System moderne Funktionen wie Apple Carplay und einen USB-Port sowie eine Bluetooth-Schnittstelle. Zusätzlich zur digitalen Sichthilfe bietet Renault als Teil des "Mobiles-Büro-Pakets 2" schon seit einiger Zeit einen Weitwinkelspiegel in der Sonnenblende auf der Beifahrerseite an (350 Euro inklusive umklappbarer Beifahrerdoppelsitzbank und Laptop-Ablage, Durchladeklappe und Trennwand). Der Einsatz des Spiegels, der eine Sicht in den ansonsten toten Winkel erlaubt, erfordert eine gewisse Gewöhnung an den extremen Weitwinkel und die eher niedrige Qualität des Spiegelglases. Das Deluxe-Paket (mit Chromeinfassungen am Armaturenträger, Lederlenkrad und Tempomat für 350 Euro) bringt einen Hauch von Noblesse ins sonst eher zweckmäßig gestaltete Cockpit. Trotz Teil-Carbon-Optik dominiert graues Hartplastik und vermittelt mehr Nutzfahrzeug- als Pkw-Charme.

Modellcheck Renault Trafic Combi
Aufs Wesentliche konzentriert

Die wohl wichtigsten Änderungen hat mit der Modellpflege der Antrieb erfahren. Dazu zählen die neuen, zwei Liter großen Turbodiesel, die mit Leistungen von 88 kW (120 PS), 107 kW (145 PS) und 125 kW (170 PS) die Spitze im Trafic-Angebot markieren. Das bedeutet bis zu 25 PS mehr Leistung und bis zu 40 Nm mehr Drehmoment als mit den Vorgängeraggregaten mit 1,6 Liter Hubraum. Im Falle des Trafic Energy dCi 145 kommt die mittlere Leistungsstufe des 2,0-Liter-Motors mit 146 PS und 350 Nm an maximalem Drehmoment zum Einsatz. Der neue Selbstzünder erweist sich als durchzugsstark. Die vernünftige Wahl für Stadt und Autobahn, sofern nicht auch noch ein bis zu zwei Tonnen schwerer Anhänger am Haken hängt.

Ebenfalls neu: das komfortable Doppelkupplungsgetriebe

Renault Trafic Energy dCi 145 EDC Kastenwagen grau Doppelkupplungsgetriebe Foto: Thomas Rosenberger
Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet unaufgeregt und sanft durch die Gänge.

Ins Auge sticht außerdem der neue Schalthebel des EDC-Doppelkupplungsgetriebes (Efficient Dual Clutch). Das steht für die beiden stärksten Leistungsstufen des Trafic als Option zur Wahl, Standard ist indes der Sechsgang-Handschalter. Das EDC macht seine Sache gut, hangelt sich unaufgeregt und butterweich durch die Gänge. Nur ein wenig Fingerspitzengefühl ist nötig, um nicht den Widerstand zwischen Rückfahrgang und Parkstellung zu verpassen und unversehens im Parkmodus zu landen, statt rückwärts in die Parkbucht zu setzen. Das Zusammenspiel von EDC und neuem Motor ermöglicht in Kombi mit dem ausgewogenen Fahrwerk komfortables Fahren, wäre da nur nicht das vergleichsweise hohe Geräuschniveau. Wind- und Abrollgeräusche dringen bei Autobahngeschwindigkeit doch recht deutlich in die Kabine. Hinzu kommt, dass die Trennwand knistert. Auch ein etwas differenziertes Lenkgefühl wäre wünschenswert. Alles in allem gibt es für den neuen Trafic aber keinen anderen Grund als Bescheidenheit, um sich in tristes Grau zu hüllen. Noch dazu, weil er schon für 30.690 Euro (Preis netto für Komfort-Linie und EDC) zu haben ist. Die Trafic-Welt beginnt indes bei knapp 23.000 Euro netto. Für den reichhaltig ausgestatteten Testwagen sind laut Liste 35.770 Euro fällig – ein angemessenes Angebot auf Höhe der Wettbewerber, aber deutlich günstiger als das Premiumsegment.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Lao 06 Titel
lastauto omnibus 6 / 2020
20. Juni 2020
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