Irisbus Access GX 427 Licht von Innen und Außen

Irisbus Access GX 427 Foto: Augustin 12 Bilder

Im Irisbus Access GX 427 für das Busunternehmen RBA genießen die Fahrgäste dank Glasdach und blauer Deckenbeleuchtung jeden Tag gutes Wetter. Und auch sonst ist manches anders.

Feuchtkalt ist es, aus dem wolkenverhangenen, trüben Himmel fallen vereinzelte Schneeflocken. Wer sich ins Freie traut, der fröstelt unweigerlich. In Augsburg allerdings genießen die Fahrgäste eines neuen Gelenkbusses trotzdem einen blauen Himmel wie an der Côte d’Azur. Es gibt Omnibusse, in denen scheint die Sonne an 365 Tagen im Jahr, selbst unter den dicksten Wolken. Die französische Irisbus-Tochter Heuliez hat mit dem Access GX 427 solch ein Exemplar im Programm. Optional heitern große Glasdächer das Interieur auf. Und falls der Himmel mal nicht mitspielt, macht man sich’s an Bord mit flächigen blauen Deckenleuchten schön, eingerahmt von kraftvollen LED-Strahlern. Als Stadtbus ist der Heuliez mit dieser Technik einzigartig, in der Fuggerstadt geht er jetzt für Regionalbus Augsburg (RBA) auf Linie. „Wir müssen die Fahrt angenehm und attraktiv machen“, lockt RBA-Chef Wilfrid Venerius mit dem neuen Bus auch neue Fahrgäste, „es muss Spaß machen, mit uns zu fahren.“ Heuliez ist innerhalb der vielschichtigen Irisbus-Gruppe die Marke für Kenner und Individualisten unter den Stadtbuskäufern. Während aus Annonay im Süden Frankreichs serienweise die standardisierten Citelis-Stadtbusse purzeln, gleicht Heuliez in Rorthais bei Nantes einem Mekka für alle, die das Besondere suchen. Hier gibt es mehr als die Haltestellentaste in Farbe. Das Fahrwerk des Access entspricht weitgehend dem des Citelis, doch obendrauf sieht’s anders aus: Das Busgerippe besteht aus Edelstahl, die Beplankung rundum aus Kunststoff. Heuliez setzt seit Langem Glasdreiecke ins Gerippe der Seitenwand. Nun gibt’s die Kunstwerke auch im Dach. Die Doppelverglasung ist UV-hemmend ausgeführt. Der Access 427 ist gänzlich anders als im Citaro-Land gewohnt. Da lohnt es sich, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Der Rundrücken des Busses wirkt fast nostalgisch. Doch das weit ins Dach gezogene gewölbte Heckfenster, die extravagante Form der Lüftungsgitter und LED-Leuchten weisen den Bus als Exemplar von heute aus. Der Motor ist stehend quer eingebaut. Der kleine Cursor 8, ein Reihensechszylinder mit nur 7,8 Liter Hubraum, verschwindet fast hinter den Nebenaggregaten. Dabei ist er nicht zu unterschätzen: 280 kW (380 PS) Leistung, 1.500 Nm Drehmoment, Reinheitsgebot nach EEV auch ohne Filter – Chapeau. Bitte eintreten, im Fahrgastraum warten weitere Überraschungen. Zunächst stockt der Atem angesichts der Deckengestaltung. Der Traum vom Raum, hier ist er Wirklichkeit. Angesichts des luftig leichten Interieurs und eines blauen Himmels kommt im Access auch im Alltag Urlaubslaune auf. 

12.000 Euro kostet der Spaß für den Gelenkbus – es könnte sich je nach Einsatz lohnen. Rundungen und Wölbungen des Interieurs schmeicheln dem Auge. Groß gewachsene Fahrgäste müssen allerdings achtgeben: Auf dem Weg durch das Gelenk gilt es, den Kopf einzuziehen. Und der glänzend-glatte Kunststoff der Innenverkleidungen ist Geschmackssache: zwar pflegeleicht, optisch aber ein wenig speckig. RBA setzt den Bus auf einer hochfrequentierten Schnellbuslinie ein. Deshalb gibt’s eine Überlandbestuhlung von Kiel mit vielen Plätzen und Drei-Sterne-Abstand, dazu feinen dunkelblauen Velours an den Wänden sowie darüber eine Doppelverglasung. Im Fond bringt eine spezielle Geräuschdämmung dem Diesel gute Manieren bei. Fürs Wohlbefinden verteilen sich auf RBA-Wunsch unten acht Heizkörper im Bus. Oben temperiert eine teilintegrierte Klimaanlage mit sieben dezentral in den Dachschrägen angeordneten Verdampfern den Bus. Die aufwendige Idee verspricht hohe Wirkung. Damit es unterwegs nicht langweilig wird, hat RBA sowohl vorn als auch über dem Gelenk jeweils zwei Monitore einbauen lassen. Informiert der Bildschirm links über den Linienverlauf, so bietet sich das rechte Exemplar für Nachrichten, Unterhaltung oder Werbung an. Dank Ibis- und RBL-System lassen sich Spots präzise einspielen: Wenn sich das Kino nähert, wird prompt das aktuelle Filmprogramm eingespielt. Oder das Brötchen-Sonderangebot, wenn draußen der Bäcker in Sicht kommt. Es ist so manches anders an Bord des Access. Die Sitze sind zugunsten der Sicht auf Podesten angeordnet. Rechts nach der zweiten Achse steckt in einer großen und etwas sperrigen Kiste der Dieseltank. Und der Rollstuhlplatz ist extra für RBA im Vorderwagen auf der rechten Seite angeordnet. Anders als üblich geht’s auch rund um den Fahrerplatz zu. So thront der Access-Lenker zwei Stufen hoch auf einem Podest. Damit ist er Respektsperson, da er mindestens auf Augenhöhe mit einsteigenden Passagieren sitzt. Eine wuchtige, vorn öffnende Kabinentür und eine seitlich herumgezogene Rückwand schotten den Chauffeur von der Umwelt ab – in Frankreich widmet man sich den Risiken der Linienbusfahrer. RBA fügt noch einen Safe hinzu und eine Notruftaste. Das Kassensystem ist in Sicht- und Reichweite perfekt integriert. Das Innere der Kabine wirkt indes etwas grobschlächtig. Das gilt für die Pedalerie mit stehendem Bremspedal ebenso wie für den stählernen Flaschenhalter oder die Ablagen und Verschraubungen.

Der Heizungskonvektor links unten ist segensreich, seine Regelung mit Drehthermostat tief unten im Fußraum aber umständlich. Im Access wirkt alles wie für die Ewigkeit aus dem Vollen gearbeitet, aber nicht unbedingt schön. Die hohe Sitzposition schränkt überdies das Sichtfeld nach vorn ein: Eine Sonnenblende ist verzichtbar, die nächste Ampel nur mit Verbeugung zu erkennen. Nach hinten fehlt es dagegen nicht an Übersicht: Den weit herausragenden Außenspiegel rechts mit seiner markanten Form sowie das Pendant links mit zwei Gläsern kennt man von MAN – hier ist’s einer der zahlreichen RBA-Wünsche. Beim Fahren verlangt der Access 427 ein wenig, aber nicht zu viel Gewöhnung. Der Diesel tritt zunächst zurückhaltend an, zugunsten stehender Fahrgäste ist das Anfahrmoment reduziert. Im mittleren Drehzahlbereich packt er bissig zu, um danach willig und weit nach oben auszudrehen – ein typisch drehzahlfestes Cursor-Triebwerk. Mit 1.300 Touren bei Tempo 50 dreht die Maschine recht hoch, vor allem bei schneller Überlandfahrt – die Übersetzung haben RBA und Irisbus gemeinsam ausgetüftelt. Für eine Vorderachse mit Einzelradaufhängung lässt die Lenkung ein wenig den Fahrbahnkontakt vermissen. Der Fahrkomfort wiederum stimmt: Ob im Vorderwagen oder hinten im Überhang: Weder werden die Fahrgäste gerührt, noch geschüttelt. Typisch französisch, wie auch die Lackierung: Zwar ist es ein Zufall, aber er könnte nicht schöner sein: Die Hausfarben von RBA entsprechen der Trikolore. Dem Irisbus GX 427 steht sie prächtig.

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