70 Jahre Unimog Doppeltes Jubiläum

Unimog U 1100 L, Baureihe 416, Baujahr 1979. Foto: Daimler AG 5 Bilder

Mercedes-Benz feiert 70 Jahre Unimog-Produktion und das Museum am langjährigen Produktionsstandort Gaggenau sein zehnjähriges Bestehen.

Mensch, ist der groß geworden: Fast 60 Jahre liegen zwischen dem modernen hochgeländegängigen U 5023, Baujahr 2014, und dem U 401, der 1955 vom Band gerollt ist. Bis 1974 verrichtete das kleine "Froschauge" – wie der U 401 mit dem Ganzstahlfahrerhaus Typ B von Westfalia wegen seiner hervorstehenden Frontscheinwerfer genannt wird – seinen Dienst bei der Berliner Stadtreinigung. Heute steht das betagte Gefährt liebevoll restauriert im Unimog-Museum in Gaggenau. Seit nunmehr zehn Jahren sorgen dort zahlreiche ehrenamtliche Helfer dafür, dass die automobilen Schätze fahrtüchtig für die Nachwelt erhalten bleiben.

Doch nicht nur das Unimog-Museum feiert 2016 Jubiläum, sondern auch der Namensgeber selbst: Vor 70 Jahren, am 9. Oktober 1946, setzte sich Fahrzeugkonstrukteur Heinrich Rößler ans Steuer des allerersten Unimog-Fahrgestells.

"Universal-Motor-Gerät für die Landwirtschaft"

Das Chassis für den "U 1" wurde mit Genehmigung der Besatzungsbehörden bei Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd gebaut. Das "Universal-Motor-Gerät für die Landwirtschaft" sollte der Nahrungsmittelproduktion im darbenden Nachkriegsdeutschland auf die Sprünge helfen. Schließlich entstanden vier Prototypen bei Erhard & Söhne, zwei weitere wurden bei Gebr. Boehringer in Göppingen fertiggestellt. 1949 begann die Serienproduktion bei Boehringer, ehe Daimler-Benz 1951 die Produktion übernahm und der Ochsenkopf dem Stern weichen musste. Damit wurde Gaggenau zur Unimog-Stadt – bis Mercedes-Benz die Produktion im Jahr 2002 nach Wörth am Rhein verlegte. Die Unimog-Motoren hatte von Anfang an Daimler beigesteuert.

25 PS lieferte der 1,7- Liter-Motor des Prototyps U 1. Dabei sollte es bis Mitte der 50er-Jahre bleiben, als der Unimog S der Baureihe 404.1 mit militärischen Großaufträgen seinen Durchbruch erzielte. Von da an wurde er immer größer und stärker. Vier Grundeigenschaften sind allerdings bis heute gleich geblieben, wie Hans-Jürgen Wischhof, der ehemalige Leiter des Produktbereichs Unimog, bei einer Führung durch das Museum betont: die Portalachsen, die Schraubenfedern, die Schubrohrtechnik und der Leiterrahmen. Auch im Froschauge der Berliner Stadtreinigung werkelt ein 18 kW (25 PS) starker OM 636. Seine Wärme gibt er durch die Blechverkleidung fleißig ins Kabineninnere ab. Zudem muss man sich als Fahrer ab einer gewissen Körpergröße praktisch im Fahrerhaus einrollen.

Unangefochtener König des Waldwegs

Der Einstieg ist beschwerlich, lediglich die Felge bietet dem Fuß ein wenig Halt – Tritt oder Handgriff Fehlanzeige. Armaturen und Hebel wirken rustikal, bestechen aber durch Schlichtheit und geringe Anzahl. Mittig vor der geteilten Frontscheibe thront der Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit. Die Pedale sind klein und liegen eng beieinander, das Gaspedal ist geradezu winzig. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Schaltung: Die ersten beiden Gänge sind synchronisiert und lassen sich problemlos einlegen. Anspruchsvoll wird’s bei Gang drei und vier – beide unsynchronisiert, wie der Instrukteur erläutert. Als sich der U 401 dann ebenso gemächlich wie zuverlässig durchs Gelände wühlt, fühlt man sich zwar nicht wie der König der Landstraße, aber wie der unangefochtene König des Waldwegs.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Titel von lastauto omnibus 11/2016
lastauto omnibus 11 / 2016
24. Oktober 2016
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