Zweite ZF-Zukunftsstudie FERNFAHRER Fahren wie am Fließband

ZF Friedrichshafen Zukunftsstudie 2.0 Foto: Werner Bicker

Die ZF Friedrichshafen AG, die Expertenorganisation DEKRA sowie das Magazin FERNFAHRER stellten in der "Hauptstadt" der Europäischen Union die zweite ZF-Zukunftsstudie FERNFAHRER vor.

Das 90 Seiten umfassende Druckwerk setzt die Analyse der Logistikbranche fort, die vor zwei Jahren mit einer ersten Studie gestartet war. Aus Experteninterviews sowie Befragungen von Fahrern und Auszubildenden entsteht ein differenziertes Bild von den künftigen Herausforderungen für die Transportbranche: Der Trend zur Industrialisierung des Transportgewerbes wird sich weiter fortsetzen und auch den Fahrerberuf stärker prägen. Die Branche muss sich hierauf einstellen – vor allem mit einer Strategie zu Nachwuchsgewinnung und Ausbildung. Denn der sich abzeichnende Fahrermangel stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. Gefragt sind in der Transport- und Logistikbranche allerdings auch verlässliche politische Rahmenbedingungen, um weiterhin der Funktion als Rückgrat der Wirtschaft gerecht werden zu können.

Zwei wesentliche Schlussfolgerungen erlaubt die zweite ZF-Zukunftsstudie FERNFAHRER, deren wissenschaftliche Leitung bei Prof. Dr. Dirk Lohre vom Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik (INVL) der Hochschule Heilbronn lag: Zum einen wird die Industrialisierung des Transportgewerbes weiter voranschreiten, größere Betriebe haben dabei mehr Chancen, die Arbeitsteilung wird sich verstärken. Zum anderen erfasst der Wertewandel innerhalb der Gesellschaft auch den Fahrerberuf, das Image vom „King of the Road“ wird bald der Vergangenheit angehören, mehr Planbarkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind gefragt.

Die Studie basiert in ihrem ersten Teil auf 30 Experteninterviews, die ein zweiter Teil mit den Ergebnissen von rund 2.200 Fahrerbefragungen ergänzt – zusätzlich wurden etwa 700 Auszubildende berücksichtigt und gesondert ausgewertet.

Konsequenzen für die Branche

Die ZF-Zukunftsstudie FERNFAHRER stellt die Konsequenzen des nun differenziert analysierten Fahrermangels dar: "Unternehmen werden künftig auch ihre Prozesse optimieren und das Potenzial aktiver Fahrer besser ausschöpfen", so lautet die Schlussfolgerung von Lohre. Diese Industrialisierung des Frachtgewerbes zeichnet sich heute erst ab, sie wird aber alle Beteiligten im Logistikgewerbe erfassen, also neben den Fahrern und Speditionen auch die Auftraggeber. "Fahrer werden künftig mehr fahren – dafür müssen neue Konzepte entwickelt werden", so Lohre. So sei es wichtig, die Beund Entladezeiten von der Fahrertätigkeit zu entkoppeln. Dazu gehöre auch, dass Auftraggeber kürzere Wartezeiten an der Rampe organisieren, damit sich die Fahrer auf das Wesentliche ihrer Aufgabe konzentrieren könnten. Damit ergibt die Industrialisierung des Frachtgewerbes auch Chancen für Hersteller und Zulieferer. Auch die Verbindung des Fernfahrers zu „seinem“ Truck wird sich auflösen: Um die soziale Planbarkeit des Fahrerberufs zu gewährleisten, werden sich künftig Relaisstationen etablieren, wo die Fahrzeuge an den nächsten Fahrer übergeben werden. Dem entspricht eine Typisierung der heute im Beruf befindlichen Fahrer, wie sie die Studie herausgearbeitet hat. So nimmt der Anteil der "Berufenen", also derjenigen, die ihr Leben an den Rahmenbedingungen des Fernfahrerberufs vollständig ausrichten, deutlich ab. Industrialisierung und Spezialisierung werden auch Auswirkungen auf die Betriebsgrößen haben. Kleinere und Kleinstunternehmen werden sich künftig zu Verbünden zusammenschließen müssen. Der Trend zu größeren Betrieben bietet vor allem Chancen für die Ausbildung, die dann besser in die Abläufe integriert und professionalisiert werden kann. Eine übergeordnete Ausbildungs-Initiative ist notwendig, um negative Auswirkungen des absehbaren Fahrermangels doch noch zu dämpfen.

Politische und betriebliche Rahmenbedingungen

Um die Herausforderungen stemmen zu können, die sich mit der kommenden Industrialisierung des Transportgewerbes verbinden, benötigen alle Beteiligten verlässliche politische Rahmenbedingungen, die die Studie zum Abschluss in Form von Handlungsempfehlungen benennt. So sollte die Transport- und Logistikordnung in einigen Punkten überprüft werden. Eine Flexibilisierung der Lenk- und Ruhezeiten ohne Ausweitung der Gesamtzeiten wäre den absehbaren Bedürfnissen der Branche eher angemessen. Mit Blick auf die notwendige Erhöhung der Ausbildungsquote wäre auch über begleitetes Fahren von Auszubildenden unter 18 Jahren nachzudenken. Auf diese Weise käme der Fahrernachwuchs schneller hinters Lenkrad, der Anteil frustrierter Ausbildungs-Abbrecher könnte sinken.

Auch die Logistik-Betriebe erhalten Impulse aus der zweiten ZF-Zukunftsstudie FERNFAHRER: So ist die Schaffung von Verbund-Ausbildungen und ein generelles Qualitätsmanagement für die Ausbildung dringend erforderlich, ebenso Arbeitszeitmodelle und Einsatzwechsel, die den Vorstellungen zukünftiger Fahrergenerationen von Work-Life-Balance entgegenkommen. Mit der Industrialisierung der Branche und der Professionalisierung des Fahrerberufs wird sich dann auch ein Imagewechsel verbinden, der einerseits die Ansprache von Interessenten für den Fahrernachwuchs erleichtert, andererseits auch eine leistungsgerechte Vergütung mit differenzierten Entlohnungsmodellen fordert, damit Flexibilität und Spitzenbelastungen angemessen honoriert werden.

Hier finden Sie mehr Informationen zur ZF-Zukunftsstudie.

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