Andreas Schmid im Gespräch "Werk Wörth ist mehr als ausgelastet"

Andreas Schmid, Mitglied der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland Foto: BRODY

Zum Jahresende stürzen sich viele Spediteure noch mal auf Euro-5-Lkw. Die Nachfrage nach Euro-6-Fahrzeugen sei trotzdem stabil, sagt Andreas Schmid, Mitglied der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland.

Das Geschäft hätte für die Fahrzeugbauer besser laufen können. Seit Mitte des Jahres habe sich die Lage aber verbessert, berichtet Andreas Schmid, verantwortlich für den Lkw-Vertrieb bei Mercedes-Benz Deutschland. Im Gespräch mit Werner ­Bicker redet er über die erneuerte ­Produktpalette, die ausgebliebenen Mautanreize für Euro-6-Lkw und die neue Kampagne zur Fahrergewinnung, die sein Haus initiiert hat.

trans aktuell: Herr Schmid, wie hat sich der Markt in diesem Jahr in Deutschland entwickelt?

Schmid: Mit der Entwicklung des deutschen Marktes kann man sicher nicht zufrieden sein, die Lkw-Nachfrage verlief bisher sehr verhalten. Besonders bis zur Jahresmitte haben wir schon einen Investitionsstau in der Transportwirtschaft gespürt. Mit Mercedes-Benz schlagen wir uns allerdings recht gut in diesem schwierigen Markt, wir haben einen Marktanteil von rund 40 Prozent.

Wie hat sich das konkret in Zahlen ausgedrückt? 

2012 hatten wir in Deutschland einen Gesamtmarkt von rund 75.000 Einheiten und glauben, dass der Gesamtmarkt am Ende des Jahres deutlich verhaltener ausfällt.

Sie betonten "bis Mitte des Jahres". Hat sich denn die Lage verbessert?

Ja, die Lage hat sich seit Mitte des Jahres spürbar verbessert. Die Auftragseingänge haben ab dem dritten Quartal deutlich zugenommen. Die größte Produktoffensive in der Geschichte von Mercedes-Benz ist nun abgeschlossen. Die ­gesamte neue Mercedes-Benz-Produktpalette ist für den Kunden inzwischen in Euro 6 verfügbar. Aber natürlich spielen hier neben den KfW-Fördermitteln auch Vorzieheffekte aus Euro-5-Bestellungen eine Rolle.

Können Sie das quantifizieren? 

Wir reden schon von einer nicht unwesentlichen Zahl von Fahrzeugen, die wir nach wie vor in Euro 5 ausliefern. Trotzdem ist auch die Nachfrage nach Euro-6-Fahrzeugen stabil. Diese von Unternehmern zu treffende Entscheidung hängt natürlich auch mit dem Einsatz des Fahrzeuges zusammen. Im Segment Fernverkehr verkaufen wir in Deutschland nahezu alle Fahrzeuge in Euro 6.

Wie sieht es momentan mit Lieferfristen aus?  

Das ist abhängig vom Produkt. Unser Werk in Wörth ist derzeit mehr als ausgelastet und bei manchen Baureihen arbeiten wir aufgrund der hohen Nachfrage an der Kapazitätsgrenze, obwohl wir bis Jahresende auch an allen Samstagen arbeiten. Im engen Schulterschluss mit der Produktion tun wir alles dafür, dass unsere Fahrzeuge so schnell wie möglich ausgeliefert werden. Grundsätzlich variieren Lieferzeiten je nach Baureihe und Ausstattung der einzelnen Modelle. Aber in der Tat, für alle Baureihen sprechen wir bereits über 2014.

Was macht Sie optimistisch für das Jahr 2014?

Mit dem neuen Atego haben wir seit diesem Herbst das sechste und letzte Mitglied im Bunde der rundum neuen Mercedes-Benz-Lkw-Produktfamilie im deutschen Markt. Alle unsere Lkw sind jetzt in Euro 6 verfügbar und setzen den Benchmark beim Thema Total Cost of Ownership. Den Speditionen stehen zahlreiche Features zur Verfügung, die ihnen helfen ihre Gesamtbetriebskosten im Blick zu behalten: mit Fleetboard und Predictive Powertrain Control seien nur zwei genannt. Ich hoffe weiterhin auf positive Signale aus der Politik in Sachen Incentivierung der Euro-6-Fahrzeuge und auf eine Verbesserung des Konjunkturklimas in ganz Europa, die sich sicher dann auch positiv auf das Transportgewerbe auswirken würde.

Weniger optimistisch zeigt sich zurzeit die Transportwirtschaft, wenn es um Fahrergewinnung und Fahrernachwuchs geht. Sie haben jüngst eine Kampagne für Fahrernachwuchs gestartet. Was steckt hinter dieser Idee?

Mercedes-Benz hat sich schon immer um Themen, die den Fahrer betreffen, gekümmert. Gerade der neue Actros ist das beste Beispiel dafür, wie wir fahrerfreundliche Kabinenkonzepte umsetzen. Das gilt aber nicht nur für die Kabinengröße, sondern auch für die Ausstattung und die Bedienung des Fahrzeugs. Um die Speditionen auch bei der Gewinnung von Fahrern zu unterstützen, haben wir eine Kampagne gestartet, die den Titel trägt: »Truckern liegt die Welt zu Füßen. Jetzt einsteigen.« Gemeinsam mit Speditionen, Fahrschulen und Verbänden werben wir hier für den Beruf und damit um qualifizierte Köpfe der Branche. Die Speditionen können über unsere Niederlassungen und Partner kostenlos Poster, Postkarten und vieles mehr beziehen und das dann für ihre Mitarbeitersuche einsetzen.

Damit alleine gewinnt man aber noch nicht mehr Fahrer …

Ich denke, wenn die Basis, also das Fahrzeug stimmt, ist schon ein wichtiger Schritt getan. Aber in der Tat, wir tun noch mehr. Seit vielen Jahren geben wir eine spezielle Zeitschrift heraus, in der wir die Lkw-Fahrer direkt ansprechen und viele Themen für unsere Lkw-Fahrer aufgreifen. Zusätzlich unterstützen wir die Fahrer mit unseren Trainings konkret in der Praxis. Es ist auch wichtig, uns auf Fahrer-Events zu engagieren und hier im engen Austausch mit den Fahrern zu bleiben.

Wo liegt denn Ihrer Meinung nach der Knackpunkt bei der Fahrergewinnung?  

Es gibt ein Imageproblem in der Öffentlichkeit. Hier sollte unbedingt mehr Aufklärung betrieben werden. Seit vielen Jahren bieten wir unseren Kunden eine Lkw-Rückseitenbeklebung an, die für mehr Verständnis im Straßenverkehr wirbt. Mit Aktionen wie dieser oder auch der neuen ­Kampagne leisten wir als Unternehmen einen Beitrag zur Aufwertung des Fahrer-Images.

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