Bei weltweit wachsender Transportnachfrage soll der Verkehrssektor umweltfreundlicher werden. Die Verkehrsminister aus 38 Staaten waren sich beim 9. Weltverkehrsforum in Leipzig einig, dass hierzu insbesondere neue Technologien wie Elektromobilität oder die Digitalisierung beitragen sollen.
Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass die Standpunkte einzelner Staaten, Organisationen oder Interessenvertreter teilweise sehr weit auseinander liegen. Es bleibt viel zu tun, immerhin ist der Verkehr mit steigender Tendenz für knapp ein Viertel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Die gemeinsame Position, die die Minister in einer Deklaration gefunden haben, konnte erwartungsgemäß nicht mehr sein als ein sehr weit gefasster Kompromiss. Während in Diskussionen beispielsweise die schwedische Infrastrukturministerin Anna Johansson und der kanadische Verkehrsminister Marc Garneau durchaus vehement für Steuern und Abgaben plädierten, um den CO2-Ausstoß einzudämmen, hob der dänische Verkehrsminister Hans Christian Schmidt lieber die Bedeutung des Fehmarn-Belt-Tunnels für die dänische Wirtschaft hervor und betonte die Bedeutung des Fahrrads für eine bessere Klimabilanz.
Wachstum nicht drosseln
Jedenfalls könnten die COP 21-Klimaziele von Paris dazu beitragen, dass man in der Transportpolitik nachhaltigere Wege einschlage, um die negativen Effekte des Klimawandels zu verringern, heißt es in der Deklaration der Minister. Das "dramatische" Wachstum, das gerade auch im Güterverkehr erwartet wird, soll aber im Interesse des Wirtschaftswachstums eher nicht gedrosselt werden und auch dem steigenden Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerungen will man keine Absage erteilen. "Ein großer Teil dieses Anstiegs ist CO2-intensiv", halten die Minister aber fest.
Ein Ziel auf zwischenstaatlicher Ebene ist, die Verkehrs- und Umweltpolitik besser zu koordinieren, um den Wechsel zu einem umweltfreundlicheren Transport zu unterstützen. Einigkeit bestand darüber, dass dabei alle Verkehrsträger gemeinsam eine wichtige Rolle spielen sollen. Was See- und Luftverkehr angeht, stehen bei der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) und der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO)wichtige Entscheidungen in puncto CO2-Reduzierung an. Insbesondere bei der IMO scheint es sehr schwierig, die gegensätzlichen Standpunkte anzugleichen.
Negative Auswirkungen von Logistikketten auf die Umwelt verringern
Interessenvertreter gehen nicht davon aus, dass es in absehbarer Zeit verbindliche Obergrenzen für den Straßengüterverkehr geben wird, weil der Sektor viel zu fragmentiert sei. Außerdem tue sich beispielsweise die EU-Kommission sehr schwer, sich hier zu positionieren. Die Branche müsse aber dabei unterstützt werden, sich nachhaltig zu entwickeln, betonten die Minister. Gleichzeitig müsse aber auch die Binnenschifffahrt modernisiert werden, und Investitionen in Schienengüterverkehre und kombinierte Verkehre könnten dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Logistikketten auf die Umwelt zu verringern.
Der Rettungsanker und das alle unterschiedlichen Interessen verbindende Element sind die neuen Technologien. Von ihnen werden neue Geschäfts- und Arbeitsmodelle und eine Verbesserung der Nachhaltigkeit des Sektors erwartet. Vernetzung und Automatisierung sollen nicht nur die Effizienz erhöhen und für mehr Sicherheit sorgen sondern eben auch die CO2-Bilanz verbessern. Das alles geht nicht ohne den Austausch großer Mengen von Daten, die trotz aller wirtschaftlichen Dynamik auch noch irgendwie geschützt werden sollen.
Das Weltverkehrsforum oder auch International Transport Forum (ITF) als eine Sonderorganisation der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) findet einmal im Jahr in Leipzig statt. Es dient als weltweite Kommunikationsplattform für den Verkehrssektor.