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VW-Rechtsvorstand Werner Mit Whistelblower-System gegen Regelverstöße

Hiltrud Werner Foto: VW

Der Abgasskandal hat den Volkswagen-Konzern tief erschüttert, personell und finanziell. Seit Januar ist Hiltrud Werner (50) als Nachfolgerin von Christine Hohmann-Dennhardt angetreten, um als neuer Vorstand für Integrität und Recht für mehr "Ehrlichkeit, Offenheit, Mut und Eigenverantwortung" zu sorgen, wie sie sagt. Wie Sie das erreichen will, erklärt sie im trans aktuell-Interview.

Sie haben als Leiterin der Revision bei ZF und MAN bereits Erfahrungen in großen Unternehmen gesammelt. Mit welcher Erwartung sind Sie zu VW gewechselt?

Bei einem der bedeutendsten und erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt die Leitung der Konzernrevision übernehmen zu können, ist natürlich schon eine Herausforderung an sich. Fällt dies noch dazu in eine Phase der Neuausrichtung, erhöht das die eigene Erwartungshaltung um ein Vielfaches. Es hat mich immer schon begeistert, Veränderungsprozesse zu gestalten, neue Wege zu gehen sowie über den eigenen Bereich hinaus zu schauen und die eigenen Erfahrungen in das Unternehmen einzubringen. Gleiches gilt auch für meine neue Aufgabe als Vorstand für Integrität und Recht, die ich mit Respekt aber auch viel Neugierde und Vorfreude angetreten habe.

Wie definieren Sie Compliance und welches sind die wichtigsten Regeln, die Sie bei VW anpacken wollen?

Compliance beschreibt das Handeln nach Regeln und Vorgaben sowie das Achten von geltendem Recht sowie das korrekte und faire Verhalten gegenüber Kollegen, Vorgesetzten, Kunden und Partnern. Der Volkswagen Konzern wird weiter unverändert und mit Nachdruck den Wandel im Denken und Handel vorantreiben und hat dazu seine Selbstverpflichtung zu ethischem und integrem Verhalten erheblich ausgeweitet. Aus Compliance-Sicht stehen für 2017 das neue Hinweisgebersystem und die Überarbeitung des "Code of Conduct" mit auf der Agenda. Auch beim Risikomanagement werden wir weitere inhaltliche Schwerpunkte setzen.

Ihre Vorgängerin Christine Hohmann-Dennhardt hat nach einem Jahr das Handtuch geworfen. Was wollen Sie anders machen, um das Management von den erforderlichen Änderungen zu überzeugen?

Der Volkswagen Konzern will und muss zum Vorbild für ein modernes, transparentes und erfolgreiches Unternehmen werden. Zusammen mit dem Kodex der Zusammenarbeit, der das partnerschaftliche Miteinander definiert, bildet integres Verhalten das Fundament für "Together – Strategie 2025". Der Konzernvorstand hat deutlich gemacht, dass er ohne Wenn und Aber hinter den Bemühungen steht, Integrität als Grundlage des gemeinsamen Handelns tief im gesamten Konzern zu verankern.  Compliance und Risikomanagement müssen mit ihren Instrumenten und Prozessen zu diesem Kulturwandel beitragen.

Der Abgas-Skandal hat bei VW auch Mängel bei Compliance-Richtlinien aufgedeckt. Was sind die wichtigsten Änderungen, um solche Risiken für den Konzern künftig auszuschließen?

Als Unternehmen müssen wir unsere Prozesse regelmäßig dahingehend betrachten, ob sie noch den aktuellen Anforderungen entsprechen, oder ob eine Schärfung sinnvoll ist. Genau das haben wir im Volkswagen Konzern beispielsweise mit unserem "Whistleblower-System" für mögliche Regelverstöße gemacht. Das Ergebnis ist ein neues, weiter entwickeltes Hinweisgebersystem, welches für Sicherheit, Fairness und Vertrauen steht und Betroffenen wie auch Hinweisgebern Schutz sowie einen fairen Umgang garantiert.

Die Zuständigkeit für das System liegt ab sofort im Bereich Governance. Risk & Compliance und die zentrale interne Anlaufstelle ist das neu geschaffene "Aufklärungsbüro". Hier werden die Hinweise entgegengenommen und die notwendigen weiteren Schritte gemacht. Beibehalten wurde die externe Anlaufstelle über die unabhängigen Anwälten (Ombudsmänner). Wichtig ist: Bei allen Entscheidungen gilt das Vier-Augen-Prinzip.

Sind die Gesetze und Richtlinien (bei VW und allgemein) ausreichend oder sehen Sie hier Nachholbedarf? In welchen Bereichen?

Im Volkswagen Konzern sind im Laufe der Zeit viele gute Dinge entstanden, die im vergangenen Jahr weiter entwickelt und verbessert wurden. Darauf aufbauend werden wir weitere Akzente setzen. Den wichtigsten Punkt neben klaren Regeln und sauberen Prozessen sehe ich aber im Umgang miteinander. Ehrlichkeit, Offenheit, Mut und Eigenverantwortung, und dass wir miteinander und nicht übereinander reden, daran müssen wir verstärkt arbeiten. Wir wollen die Basis dafür legen, dass sich die Mitarbeiter noch stärker mit unserem Unternehmen identifizieren. Nur gemeinsam können wir etwas zum Positiven verändern und erfolgreich sein.

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