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Verlader Pizza für Kanada

Verlader, Palettenbestückung Foto: Dr. Oetker

Dr. Oetker Nahrungsmittel steuert als Branchenriese  eine komplexe Lieferkette bis in den Handel. Besondere
Anforderungen an den Konzern stellt zurzeit das Umsetzen der neuen Lebensmittel-Informationsverordnung.

Die Tiefkühl-Pizza aus dem Hause Dr. Oetker hat dem Urprodukt Backin beim Umsatz inzwischen den Rang abgelaufen. Aktuell schickt Dr. Oetker einen Pizzaburger auf den Markt: Mit innovativen Ideen wie diesen behauptet das Unternehmen aus Bielefeld seit 1891 seine herausragende Stellung im Nahrungsmittelbereich. Bevor der Konsument die Dr. Oetker-Pizza in der Tiefkühltruhe oder die Backmischung im Regal des Handels vorfindet, werden diese zumeist mehrfach transportiert, umgeschlagen und gelagert.

420.000 Tonnen an Produkten bewegt Dr. Oetker in einem Jahr

Verantwortlich dafür ist bei der Oetker-Nahrungsmittelsparte in Bielefeld Hans-Jürgen Niemeier, Hauptabteilungsleiter Logistik. "Wir gehen auf die unterschiedlichsten Sortiments- und Mengenanforderungen unserer Kunden ein und haben deswegen ganz unterschied­liche Transportmengen. Deshalb decken wir das ganze Spektrum der Logistik ab – vom Stückgut bis zur Komplettladung." 420.000 Tonnen an Produkten bewegt Dr. Oetker im Laufe eines Jahres, 140.000 Tonnen davon sind für den Export bestimmt – Pizza für Kanada etwa oder für Russland.

Derzeit wichtigstes Thema ist für ihn die Umsetzung der neuen Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV), die zum 31. Dezember dieses Jahres umgesetzt werden muss.
Für den Verbraucher bedeutet die LMIV eine bessere Kennzeichnung abgepackter Lebensmittel, etwa hinsichtlich der Lesbarkeit oder der Herkunftsbezeichnung. Für die Industrie bedeutet die LMIV, dass ein Produkt, dessen Zutaten oder Nährwerte sich auch nur minimal ändern, eine weitere Artikelnummer braucht.

Ein Kraftakt

Selbst für einen Nahrungsmittel-Giganten wie Oetker ein Kraftakt. "Davon sind alle Ressorts im Unternehmen betroffen, die mit der Supply Chain zu tun haben", sagt Niemeier. "In der Übergangszeit bleibt es nicht aus, dass der Handel mit zwei unterschiedlichen Artikelnummern für einen Artikel arbeiten muss. Das erhöht die Komplexität – auch für die beteiligten Logistik­dienstleister."

Die Zusammenarbeit mit dem Handel ist für die Oetker-Logistik elementar, die besonderen Herausforderungen dabei sind zum Beispiel die Themen Beschaffungslogistik des Handels, Paletten, das Planen von Aktionen sowie die Zeitfenstersteuerung. Im Alltagsgeschäft geht es laut Niemeier darum, aus Gründen der Effizienz so viele standardisierte Prozesse wie möglich umzusetzen – dazu orientiert sich Dr. Oetker an den Standards der weltweit tätigen Organisation GS1 – und dies gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Kunden herunterzubrechen.

Liefer- und Transportstrukturen fortlaufend untersuchen

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird bei Oetker schon seit Langem in allen Geschäftsbereichen groß geschrieben – besonders in der Logistik. "Wir in der Logistik sind in der Lage, auch kleine Schritte im Sinne von mehr Nachhaltigkeit schnell umzusetzen", sagt Niemeier. "Zudem paaren sich in der Logistik Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aufs Beste – wo etwa Transporte optimiert oder reduziert werden, sinken auch die Kosten."
Dazu werden bei dem großen Nahrungsmittelhersteller die Liefer- und Transportstrukturen in den Lieferketten fortlaufend untersucht – angefangen bei der Anlieferung von Rohwaren bis zur Auslieferung an die Rampen der Handelspartner. Dabei wird etwa die Bedarfshäufigkeit im Vergleich zur Transporthäufigkeit und Ladungsträgerauslastung kontrolliert. Auf diese Weise werden sowohl Kosten als auch Umweltauswirkungen überprüft.

Schon am Anfang der Kette, bei der Beschaffung von Rohwaren und Verpackung, wird darauf geachtet, die Transporte in Kooperation mit den Lieferanten möglichst gering zu halten. Dazu verfolgt das Familienunternehmen verschiedene Ansätze: Rohwaren werden vorzugsweise von regionalen Anbietern bezogen. Aufgrund der kürzeren Strecken können somit Transportkilometer eingespart werden – ein wirtschaftlicher und ökologischer Vorteil zugleich. Beim Bezug von exotischen Rohwaren setzt das Unternehmen auf Großtransporte mit hoher Auslastung, um die Anzahl der Fahrten zu reduzieren. Dazu arbeiten Einkauf und Logistik zusammen: Mit dem Ziel, die Anzahl der Transporte zu verringern, wird die Gesamtmenge der zu beschaffenden Waren gebündelt. Im Zuge der Absatzplanung definiert die Logistik die entsprechenden Bedarfsmengen.

Jeder Produktionsstandort ist zugleich Logistikstandort

Durch die räumlich enge Verzahnung der internen Produktions- und Logistikstandorte versucht Oetker zudem, die angelieferten Rohstoff- und Verpackungsmaterialien ohne aufwendige Quertransporte der Produktion zuzuführen. So werden etwa in Bielefeld und Umgebung die klassischen Nährmittelprodukte hergestellt. In Moers befindet sich die Produktion der Frischeprodukte, in Wittlich und Wittenburg die beiden deutschen Pizzastand­orte und in Ettlingen der Bereich Food-Service (Großverbraucherservice). Jeder Produktions­standort ist auch gleichzeitig Logistikstandort und beliefert die regionalen Märkte mit dem gesamten Sortiment. 

Nach Produktion und Zwischenlagerung werden Pizza und Co. zu den Handelspartnern transportiert, meist in deren Zentralläger, manchmal auch direkt in die Märkte. Der Transport der Produkte erfolgt überwiegend mittels Lkw. "Die Feindistribution wird auch in Zukunft mit individuellen Verkehrsmitteln erfolgen müssen", sagt Niemeier.

Es gibt kein durchgängiges europäisches Bahnkonzept

Der Logistiker setzt punktuell auch auf die Schiene, etwa für Umfuhren zwischen den beiden Pizzastandorten: Von Wittenburg wird die Ware per Lkw nach Hamburg gefahren, von dort im Kombinierten Verkehr nach Köln und per Lkw nach Wittlich gebracht. "Leider ist die Nutzung mit einigen Schwierigkeiten versehen – neulich stand unser Zug, weil kein Lokführer zur Verfügung stand". Niemeier kritisiert gegenüber trans aktuell, dass es kein durchgängiges europäisches Bahnkonzept gibt – Tiefkühlprodukte nach Italien lässt der Hersteller mit dem Zug transportieren, für Spanien aber gibt es keine Möglichkeit.

Um Transporte weitgehend zu vermeiden, setzt das Unternehmen bei Beschaffung und Distribution auf Bündelung:  Mit dem Ziel, die Lieferrouten effizient zu planen und das Volumen der Ladungsträger bestmöglich auszulasten, fassen Gebietsfrachtführer beispielsweise an eigenen Niederlassungen Produkte von Dr. Oetker und anderen Unternehmen der Lebensmittelbranche in einer Ladung zusammen und transportieren diese in die jeweiligen Zielregionen – Synergien perfekt genutzt.

Zudem arbeitet Dr. Oetker kontinuierlich daran, die Auslastung zu verbessern. Beispielsweise werden die Paletten mit Tiefkühl-Pizza, die von Deutschland nach Russland geliefert werden, um 30 Prozent höher als normal beladen. "Damit stoßen wir bei der vorhandenen Infrastruktur auf wenig Gegenliebe", sagt Niemeier, "aber neben der Lkw-Auslastung verbessern wir somit auch unsere CO2-Emissionen".

Das Unternehmen

Unter der Dachgesellschaft Dr. Oetker mit Sitz in Bielefeld sind mehrere hundert Unternehmen aus verschiedenen Branchen mit einem Gesamtumsatz von rund sieben Milliarden Euro und 20.000 Mitarbeitern versammelt. Neben der Nahrungsmittelbranche ist Oetker etwa in den Bereichen Bier und alkoholfreie Getränke (Radeberger Gruppe), Sekt, Wein und Spirituosen (Henkell & Co.), Bank (Bankhaus Lampe) sowie Schifffahrt (Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrtsgesellschaft, kurz: Hamburg Süd) aktiv. 

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