Umwelttechnik Offroader für schwere Aufgaben

Raupenfahrzeug, Firma Meister Foto: Jochen Meister

Aus einem Spitzenfördertopf für Umwelttechnik werden Projekte mit Vorbildcharakter gefördert. Solche wie das moduale Raupenfahrzeug der Firma Jochen Meister, das die Umwelt schont. 

Das Umweltbundesamt und die KfW Bankengruppe suchen Projekte mit Vorbildcharakter, die so bisher nicht am Markt umgesetzt wurden. Dabei stießen die beiden Partner des sogenannten Umweltinnovationsprogramms auf das modulare Transportsystem Mammut der Firma Jochen Meister aus dem hessischen Dieburg.

ultrakompakt, extrem niedrig, höhenvariabel

Ultrakompakt, extrem niedrig, höhenvariabel – das alles soll die Offroad-Sattelzugraupe der Firma Jochen Meister aus Dieburg sein. Enge Kurven, steile Hänge, unter Bäumen hindurch – vieles ist nach Unternehmensangaben möglich. In drei Traglastklassen ist das Transportraupensystem Mammut verfügbar: bis 50, 80 Tonnen und 120 Tonnen Traglast.
Die ferngesteuerten, selbstfahrenden Kettenfahrzeuge lassen sich mit austauschbaren Aufbauten bestücken, etwa einem Auflieger, einem Lade- oder Teleskopkran oder einer Transportpritsche. Auch eine Direktladung ist möglich, wodurch schwere Bauteile für Windkraftanlagen, Solarparks, Trafostationen, Seilbahnen, oder Sendemasten in unwegsamem Gelände naturschonender transportiert werden können.

Der Anstoß zu Mammut kam von Schwerlast-Spediteuren, berichtet der Leiter Vertrieb und Marketing, Heiko Haase. Deren bisherigen Fahrzeuge blieben nämlich immer wieder im Gelände stecken, mussten geborgen werden und wurden dabei teilweise beschädigt. "Ein Kettensystem ist ideal", sagt Haase. Es ist sehr flexibel, stabil, hat einen kleinen Wendekreis und lässt sich vielseitig einsetzen.

1,3 Million Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm

Für dieses neue Konzept hat Geschäftsführer Jochen Meister mehr als 1,3 Millionen Euro aus dem Umwelt­innovationsprogramm des Bundesumweltministeriums  erhalten. "Insgesamt haben wir aber rund fünf Millionen Euro investiert", stellt der Chef klar – Geld, das er erst mal wieder verdienen muss. Zurzeit stellt Meisterkran das System auf Fachmessen vor, das in der Grundform ab sofort für 350.000 Euro gekauft werden kann – oder auch zu mieten ist.

Das Fahrzeugkonzept helfe dabei, schwere Eingriffe in die Landschaft zu vermeiden. Dabei werden Fahrzeugkomponenten vom Straßentransport (etwa der Firma Scheuerle) für das Mammut-System adaptiert und auf den Raupenkörper montiert. Drei Jahre habe die Entwicklung gedauert, berichtet Haase.


Im Zuge der Energiewende komme ein solches Fahrzeug wie gerufen – gelte es doch, Eingriffe zu minimieren, Erschließungskosten zu reduzieren und die Bevölkerung und Umweltverbände erfolgreich mit auf den Weg zu nehmen. Denn je kleiner die Eingriffe in Naherholung- und Naturschutzgebiete seien, desto eher trage die Bevölkerung den Bau von Windkraftanlagen und Hochspannungsmasten mit. "Bislang erfolgt der Transport von massiven Bauteilen mithilfe radbasierter Schwer- und Sondertransporter", begründet daher das Umweltbundesamt (UBA) die Projektförderung.

Mit dem System Mammut erhofft sich das Amt eine "umweltschonende Errichtung von Bauwerken in der Natur im 90-Tonnen-Bereich". In schwer zugänglichem Gelände mussten sonst oft aufwendig Baustraßen angelegt, Bäume gefällt und Böschungen begradigt werden. Derartige Eingriffe würden sich mit dem geländegängigen Raupenfahrzeug mit raumsparendem Schwenkbereich in den Kurven deutlich reduzieren lassen. "Außerdem verdichten Kettenfahrzeuge durch ihre breite Auflagefläche und größere Gewichtsverteilung die Böden wesentlich geringer als radbasierte Transportmittel", sagt UBA-Fachbegleiter Dr. Frank Glante.

Das modular aufgebaute Mammut-System ist laut Hersteller aber grundsätzlich auch für den Einsatz beim Deich- und Gewässerbau geeignet. Angesichts wiederkehrender Jahrhundertfluten ist dies ein Bereich, wo sich Investitionen lohnen dürften.


Das Innovationsprogramm

Das Umweltinnovationsprogramm (UIP) fördert seit 1979 innovative großtechnische Pilotvorhaben mit Vorbildcharakter. Gefördert werden, stets erstmalig, Zukunftstechnologien zum Schutz der Umwelt mit Demonstrationscharakter und ökonomischer Durchsetzungskraft, die den Ressourcen- und Energieverbrauch senken. Fördervoraussetzung ist, dass die Unternehmen, Personen, kommunale Betriebe oder Verbände ihre Investitionen in Deutschland tätigen. Die Betreuung der Vorhaben erfolgt in enger Kooperation zwischen der KfW Bankengruppe und dem Umweltbundesamt. Die Förderentscheidung trifft das Bundesumweltministerium. Gefördert wird mit einem KfW-Darlehen mit Zinszuschuss bis zu 70 Prozent oder einem Investitionszuschuss bis zu 30 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.

Das Verfahren des Umweltinnovationsprogramms ist nachfrageorientiert, Unternehmen, Kommunen und Zweckverbände können jederzeit eine Förderung beantragen. Dabei wird eine Projektskizze bei der KfW-Bank oder beim Umweltbundesamt eingereicht.
Das Umweltbundesamt (UBA) prüft die Innovationskraft, Erstmaligkeit und Umweltentlastung des Projektes. Erfolgt ein positives Kurzvotum, fordert die KfW einen vollständigen Antrag beim Unternehmen an, erklärt KfW-Koordinatorin Cornelia Winter. Die fachliche Prüfung  des Antrages übernimmt das UBA, die finanztechnische die KfW. Kommen beide zu einem positiven Votum, erstellt die KfW einen Fördervorschlag, über den das Bundesumweltministerium abschließend entscheidet.

Die Begutachtungsdauer hängt maßgeblich von der Komplexität des Vorhabens ab und kann wenige Wochen bis zu einigen Monaten dauern, erklärt Winter. Wer in begründeten Ausnahmefällen einen Antrag auf vorzeitigen Vorhabenbeginn stellt, bekommt nach maximal zwei Wochen eine Antwort, sagt Winter. "Der Beginn erfolgt jedoch auf eigenes Risiko." 95 Prozent der Unternehmen beantragen laut Winter einen Zuschuss und kein Darlehen, dessen Förderhöhe dann bei 20 bis 30 Prozent der förderfähigen Kosten liegt.

Das Unternehmen

Jochen Meister – Meisterkran ist ein Mittelständler mit 51 Mitarbeitern, der in den Geschäftsfeldern Kranverleih, Industriemontage, Transport, Bergen und Abschleppen unterwegs ist. Der Betrieb aus dem hessischen Dieburg wird von Jochen und Claudia Meister geführt.

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