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Überblick über TMS-Lösungen Stärken und Schwächen der einzelnen Systeme

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Der Kampf um Marktanteile ist unter den Anbietern von Transport-Management-Systemen (TMS) in vollem Gang.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen drängen Lösungen nach Deutschland, die bislang nur im Ausland vertrieben wurden. Das ist etwa beim US-amerikanischen Unternehmen JDA der Fall. Gleiches gilt für die in der Schweiz beheima­tete IT-Schmiede Capcargo. Deren Lösung basiert – wie bei Anaxco – auf Microsoft Dynamcis AX. Damit drängen die Eidgenossen ebenfalls nach Deutschland. Mit der ungarischen Spedition Waberer's hat man zudem ein klangvolles Aushängeschild.

Iovavum wiederum wurde von ehemaligen Mitarbeitern des TMS-Anbieters Imtech gegründet, dessen Mutter-Gesellschaft Insolvenz anmelden musste. Wobei die Imtech-Lösung L-Base unter gleichem Namen weiterhin erhältlich ist und sich auch das neue Unternehmen nach seiner Lösung benannt hat.

Eher neu im Reigen der TMS-Anbieter für Logistikdienstleister ist hingegen Inet Logistics. Wobei die Österreicher an sich in der Branche etabliert sind – wenn auch eher im Bereich der Industrielösungen.

SAP wird interessant

Ähnliches gilt für SAP TM. Die hauseigene Transport-Management-Lösung des Unternehmens aus Walldorf wird offenbar zunehmend auch für Logistiker interessant. Eher ruhig geworden ist es hingegen um Best4Log-X, die von Arvato eingeführte SAP-Branchenlösung.

Cargosoft hat sich zunächst als Lösung für die Luft- und Seefracht einen Namen gemacht. Mittlerweile haben die Entwickler den Landverkehr in das System integriert. Als Pilotkunde konnte Group 7 gewonnen werden.

Einen vergleichbaren Weg geht auch C-Informationssysteme. Die waren bislang eher auf die Automobillogistik fokussiert. Mittlerweile finden dort auch andere Logistikbranchen ihren Niederschlag.

Diese schiere Flut an Lösungen macht es Lkw-Flottenbetreibern  allerdings nicht gerade einfach, das passende TMS zu finden. Zumal die meisten Hersteller für sich proklamieren, alles zu können, was in der Logistik gefragt ist. Dass das nur bedingt der Fall ist, zeigt die Marktübersicht der TeleTraffic.

Auf Stärken besinnen

„In der Praxis sehen wir, dass viele Anbieter vorgeben, alles gleich gut zu beherrschen, anstatt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen“, berichtet Rainer Hoppe, Software-Experte und Gechäftsführer von Apari Consulting. Als logische Folge daraus komme es dann im Auswahlverfahren zu Frustration auf beiden Seiten.

"Der potenzielle Kunde ist enttäuscht, weil die gesuchte Prozessunterstützung nun doch nicht im System implementiert ist, und der Anbieter fragt sich, warum er den Auftrag nicht bekommen hat", sagt Hoppe. Ein gängiges Beispiel ist, dass der TMS-Anbieter vorgebe, den Bereich Stückgut vollumfänglich in seiner Lösung abzubilden – "dann aber nur ein oder zwei Koopera­tionen mit deren internen Logiken unterstützt". Das gelte durchaus aber auch an anderer Stelle. Es sei auf jeden Fall ein Trend zu beobachten, dass jedes Unternehmen möglichst alles anbietet.

Software-Architektur im Umbruch

Bei rund einem Drittel der Lösungen befindet sich die Software-Architektur im Umbruch. Sie bieten weite Teile nur in der traditionellen Zwei-Schichten-Architektur an und nur manches in einer Drei-Schichten-Architektur – die heute allerdings „State of the Art“ ist. Die Nachteile liegen dabei auf der Hand: „Bei der klassischen Variante gibt es die Datenebene und die Ebene der Geschäftslogik, die zugleich auch die Form der optischen Ausgabe vorgibt. „Damit hat der Disponent eine andere Oberfläche als der Mitarbeiter in der Auftragserfassung. Das wiederum bedeutet, dass man die Mitarbeiter nur schwerlich bereichsübergreifend einsetzen kann“, erläutert Hoppe.

Noch viel schwerer wiegt allerdings der Umstand, dass bei Änderungen der Prozesse und damit  der Geschäftslogik immer gleich alles geändert werden muss – die Logik an sich und die Form der Darstellung. „Da beides miteinander verzahnt ist, sind die Änderungen folglich meist recht komplex und damit aufwendig und teuer“, berichtet Hoppe. Anders sieht das mit einer modernen Drei-Schichten-Architektur aus. Dort sind Daten, Geschäftslogik und Darstellung komplett vonein­ander getrennt. Das wiederum erleichtert es, die Informationen auf komplett unterschiedlichen Geräten wie PC, Tablet oder Smart­phone aufzuspielen.

Apropos Informationen aus der Cloud: Hier scheint ein gewisses Umdenken stattgefunden zu haben. Erschien die Datenhaltung in der Wolke vor ein paar Jahren vielen noch nebulös, ist sie heute fast nicht mehr wegzudenken. Das spiegelt sich auch bei den TMS wider: Gerade einmal vier Anbieter haben keine SaaS-Lösung (Software as a Service) im Programm.

CRM und WMS integriert

Und noch ein weiterer Trend lässt sich beobachten: Die TMS-Anbieter arbeiten an einer durchgängigen IT-Unterstützung des speditionellen Gesamtprozesses. Zwei von drei haben eine ­eigene CRM-Funktionalität (Customer Relationship Management) eingebaut, fünf weitere bieten dies zumindest mithilfe einer Part­nerlösung an. Ähnliches gilt übrigens auch für die Lagerhaltung.  So kommen die TMS-Lösungen zunehmend als kleine Warehouse-Management-Systeme (WMS) daher. „Das wiederum könnte mittelfristig betrachtet für klei­nere WMS-Anbieter durchaus eine ernsthafte Konkurrenz darstellen“, erklärt Hoppe.

Ob Partnerlösung oder Eigenentwicklung – daran scheiden sich die Geister. Sicherlich macht es nicht immer Sinn, das Rad neu zu erfinden. Zumal die Lösungen der Spezialisten über eine Detailtiefe verfügen, die sich ansonsten nicht darstellen lässt. Erkauft wird dieser Vorteil allerdings durch Schnittstellen und die damit einhergehenden Probleme.  Denn fast immer bringt das eine doppelte Stammdatenpflege mit sich.

"Aber auch die Prozessintegration klappt oft nach Jahren nicht so, wie es nach außen hin vorgegeben wird", berichtet Hoppe. Bei einer Telematik oder einem CRM würde er aufgrund der Komplexität dennoch zu einer Partnerlösung raten. Ansonsten gelte es, die Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Nicht dass man im Kampf der TMS-Anbieter als Kunde vor lauter Versprechungen buchstäblich unter die Räder kommt.

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