Lokführer im privaten Güterverkehr überfahren rote Warnsignale dreimal so häufig wie Lokführer der Deutschen Bahn. Diese zunächst plakative Aussage stammt vom Südwestdeutschen Rundfunk, der sich auf Zahlen beruft, die dem ARD-Magazin „Report Mainz“ vorlägen. Dies habe Jochen Trinckauf, Schienenexperte von der Technischen Universität Dresden berechnet. Als Hauptursache sieht Trinckauf, dass Lokführer mangels richtiger Ausbildung den Bremsweg unterschätzen. Oft wüssten die Lokführer nicht genug Bescheid über die Baureihen oder Fahrstrecken. Für 30 Prozent der überfahrenen Rotlichter seien zudem Unkonzentriertheit sowie müde oder gar schlafende Fahrer verantwortlich. Nach eigenen Angaben hat „Report Mainz“ Arbeitszeitnachweise von Lokführern aus privaten Güterunternehmen vorliegen, die Trinckaufs Annahmen unterstützen. Diese weisen Fahrzeiten aus von bis zu 23 Stunden an einem Tag. Ein Lokführer kommentiert diese Zahlen. „Die längste Fahrt, die ich in der Aufzeichnung habe, sind 23 Stunden am Stück. Andere Fahrten waren 17 Stunden, mit drei Stunden Pause auf der Lok, das sind auch wieder 20 Stunden am Stück auf der Lok.“ sagt der befragte Lokführer. Die gesetzlichen Bestimmungen ziehen den absoluten Schlussstrich auch in Ausnahmefällen bei zwölf Stunden. Sven Grünboldt von der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) schätzt die Lage bei den privaten Unternehmen ernst ein. „Für uns sind das erschreckende Zahlen. Signalüberfahrungen sind das schlimmste, was auf der Strecke passieren kann. Hier ist sofortiger Handlungsbedarf.“ sagt Grünwoldt. Die ARD strahlt den Beitrag zum Thema heute, 14. Februar 2011 um 21.45 Uhr in der Sendung "Report Mainz" aus.