Die kleine Schweiz hat ihrem großen Nachbarn Deutschland und dem übrigen Europa gezeigt wie man einen Tunnel baut. Dabei wurde der Zeitplan eingehalten, die Kosten liefen nicht aus dem Ruder - und zuvor wurde das Volk befragt. Mit ihrem Votum unterstützten die Eidgenossen gleich vier Mal das Milliardenprojekt, das der Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene dient.
Das nötigt allgemein Bewunderung ab. Für die Konsens-Demokratie, für die Ingenieure, für den ein Jahr im Voraus erfüllten Zeitplan. Und für die Rechenkunst der Schweizer. Denn zusätzliche Kosten gab es nur, weil das Parlament aufgrund neuer Erkenntnisse weitere Bauten und Sicherheitsmaßnahmen beschloss, so Verkehrsminister Moritz Leuenberger. Bemerkenswert ist auch die Finanzierung des Mammutprojekts, die zu großen Teilen mit Geldern aus Lkw-Maut und Mineralölsteuer abgedeckt wird. Leuenberger nennt das eine Verkehrspolitik, die sich selber finanziert, während in anderen Ländern Verkehrs- und Finanzminister miteinander streiten.
Ob sich die Investitionen amortisieren werden, ist fraglich. Denn auch die Kosten für Betrieb und Instandhaltung sind enorm. Aber die Entscheidung für den Tunnel war nicht vom Gedanken einer betriebswirtschaftlichen Rentabilität sondern von der Idee der Nachhaltigkeit getragen. Die Schweiz hat sich einen Weltrekord erbohrt und sie hat ihn teuer bezahlt. Davon profitiert ganz Europa. Wenn Deutschland bei der Zulaufstrecke vertragsbrüchig wird, geht das nicht nur bei den Schweizern sondern auch bei den Transportunternehmen ins Geld. ALLE Kommentare der Redaktion finden Sie .