Unabhängige Telematikplattformen erobern zunehmend den Markt. Damit können Transportunternehmen alle Fahrzeuge orten und analysieren – auch wenn
sie unterschiedliche Telematiksysteme an Bord haben.
Die Zahl der unabhängigen Telematikportale steigt. Das hat einen guten Grund: die Unabhängigkeit. Gerade Unternehmen, die einen gemischten Fuhrpark besitzen, wollen alle Fahrzeuge auf einem Monitor sehen und analysieren können. Gleichzeitig wollen viele Speditionen wissen, wo sich die Ladung befindet. Dann ist die Ortung einer Zugmaschine uninteressant und der Trailer rückt in den Mittelpunkt. Die unabhängigen Portale arbeiten im Hintergrund. Sie sammeln Daten, konvertieren diese in ein neutrales Format und bieten sie dann im übersichtlichen Format Transportunternehmen, Verladern oder Dienstleistern an. Voraussetzung dafür sind große Rechenkapazitäten, die sich die Unternehmen auf unterschiedlichste Weise holen. Einige besitzen eigene Rechenzentren, andere mieten sich ein. Hier laufen alle Daten zusammen. Ihre Quellen sind die unterschiedlichsten Telematiksysteme.
Telematikanbieter stellen Daten anderen Portalen zur Verfügung
Doch genau hier gab es gerade zu Beginn für die Betreiber der unabhängigen Portale oft Probleme. Nur wenige Telematikanbieter sahen die Notwendigkeit, ihre Daten anderen zur Verfügung zu stellen. Die stetigen Kundenforderungen nach mehr Transparenz beim Flottenmanagement führten dazu, dass die Telematikanbieter ihre Daten letztendlich doch anderen Portalen zur Verfügung stellten. Zumeist tauschen die Systeme die Informationen über API-Schnittstellen aus. Die Hersteller definieren dabei genau, welche Daten übertragen werden können. Das machen sie meist von den Kundenwünschen abhängig. So gelingt es mittlerweile ziehende und gezogene Einheiten auf den Portalen abzubilden. Eine der häufigsten Anwendungen ist dabei die Ortung. Einige gehen auch ins Detail. Während sie von der Zugmaschine einige Telemetriedaten abgreifen, zeigen sie bei Aufliegern Koppelstatus, Türöffnungen, Temperaturverläufe der Kühlaggregate und Daten des elektronischen Bremssystems. Wie tief die Informationen gehen sollen, hängt heute in erster Linie vom Preis ab. Vermieter Pema, der seit dem vergangenen Jahr die Plattform von T-Systems im Angebot hat, setzt auf verschiedene Tarifmodelle. Die Kunden können somit zwischen den Lösungen der Nutzfahrzeughersteller oder einer günstigeren unabhängigen Drittlösung wählen, die im Fahrzeug verbaut wird.
Ortung von Zugmaschine und Trailer möglich
Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört Kasasi. Das Kemptener Unternehmen begann vor fünf Jahren seine Plattform Nic-base zu entwickeln. Die größten Kunden waren damals der Nutzfahrzeughersteller Krone und der Vermieter Euro Leasing, die ihren Kunden die Möglichkeit geben wollten, nicht nur die eigenen Fahrzeuge zu orten, sondern auch die dazugehörenden Zugmaschinen. Auslöser der unabhängigen Portale waren damit die gezogenen Einheiten, die bis dahin in der Telematikbranche eine untergeordnete Rolle spielten. Diese Anforderungen verschieben sich zunehmend. Gerade große Transport- und Logistikunternehmen wollen immer häufiger wissen, wo sich ihre Ladung befindet. Sie stellen teilweise auf eine Trailerdisposition um, bei der die ziehenden Fahrzeuge auf einer Tour durchaus wechseln können. Dann ist es nur noch interessant zu wissen, welches Fahrzeug die Ladung gerade zieht. Diesen Trend haben auch andere Unternehmen erkannt. So ist T-Systems im Moment dabei, die Plattform Telematic One (vgl. Seite 12) weiter auszubauen und auch Agheera, eine Ausgliederung von DHL, bietet ihre Produkte Dritten an.
Zu den klassischen Portalen kommen auch noch andere wie Openmatics vom Zulieferer ZF. Das Unternehmen hat eine Systemlandschaft geschaffen, in der Dritte ihre Anwendungen als App hinterlegen können. Der Kunde entscheidet dann, welche Funktionen er benötigt. Fremdanbieter sind eingeladen, sich aktiv daran zu beteiligen.