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Tachograph Auslesen der Tachographen einfacher

Seit der Einführung des digitalen Kontrollgeräts gehört auch das Auslesen der Daten zum täglichen Geschäft auf dem Betriebshof. Für die Spedition Nickel und Goeldner aus Magdeburg geht dieses Zeitalter aber langsam zu Ende.  

Lange hat die Transportbranche darauf gewartet. Gleich mit der Einführung des digitalen Tachographen kritisierten die Unternehmen, dass man die Daten des Massenspeichers nur mit gesteckter Unternehmerkarte auslesen könne. Für die Transporteure hieß es nicht nur, dass die Fahrzeuge auf den Hof kommen mussten, das Auslesen dauerte auch sehr lange.  Enrico Nickel, Juniorchef beim Logistikdienstleister Nickel und Goeldner aus Schwanebeck bei Magdeburg kennt den Aufwand genau. Hat er früher die Tachoscheiben eingesammelt und abgeheftet, zieht er jetzt von Lkw zu Lkw und lädt die Daten herunter. »Das dauert pro Fahrzeug schnell mal eine Stunde. Ehe man sich versieht, ist der Samstag gelaufen«, sagt Nickel. Und damit ist es noch nicht getan. Schließlich verlangt der Gesetzgeber, dass er sich regelmäßig um die Daten kümmert, seine Fahrer an ihre Pflichten erinnert und die Daten obendrein gründlich kontrolliert. »Allein dafür müsste man eigentlich extra Mitarbeiter einstellen.«  Das dürfte jetzt bald ein Ende haben. Denn der Logistiker hat die ersten 30 seiner 230 Lkw mit der neuen Generation der Tachographen ausgestattet. »Dort läuft jetzt alles wie am Schnürchen und zwar ganz automatisch«, sagt der Juniorchef. Nickel hat sich für eine Lösung entschieden, die die Daten des Tachographen verschlüsselt und komprimiert über den Mobilfunkstandard GPRS in die Zentrale sendet. 

Dabei ist es völlig egal, wo sich seine Fahrzeuge befinden. Nickel braucht nur seine Unternehmerkarte in einen Kartenleser zu stecken. Nach der Authentifizierung der Unternehmerkarte baut sich die GPRS-Verbindung wieder ab. Das Wide Range-DLD liest dann den Massenspeicher und die Fahrerkarte aus, verschlüsselt die Daten und bereitet den Versand vor. Ist dieser Prozess abgeschlossen, baut es wieder eine Verbindung auf. Die Protokolle werden übermittelt und im Firmenrechner automatisch in den richtigen Ordnern gelegt.  Für den Dienstleister ist es eine Arbeitserleichterung. »Unsere Fahrzeuge sind ständig auf Achse, pendeln zwischen fünf Standorten oder stehen zwischendurch auch mal bei den Fahrern vor der Haustür«, sagt Nickel. Zudem sind seine Lkw mit Nahrungsmitteln und Frischware in ganz Europa unterwegs.  Die Spedition ist eine der ersten, die ihren Fuhrpark umrüstet und neue Geräte einsetzt. Viele Transportunternehmen hinken noch hinterher, obwohl die Branche mit der Einführung des digitalen Tachographen eine bessere Regelung forderte. »Mittlerweile haben sich die meisten Unternehmen mit der Situation arrangiert«, sagt Thomas Czwalinna, Geschäftsführer der TC-Beratung. Doch überflüssig sind die neuen Geräte nicht. Denn die Transportbranche werde sukzessive die alten Geräte ausmustern, erläutert der Fachmann.

Das geschieht spätestens mit der Anschaffung neuer Fahrzeuge.  Für welches Gerät sich die Transportunternehmen dann entscheiden, ist dann wohl relativ egal. Bis dahin dürften auch die Nachzügler eine neue Generation auf dem Markt haben. »Zwar bieten einige Hersteller von digitalen Tachographen auch jetzt schon ein Update oder ein Zusatzmodul für den Remote-Download an, doch die alten Geräte besitzen einfach noch nicht die schnelleren Download-Zeiten sowie die rückwärtige Schnittstelle«, sagt Czwalinna.Eine Investition in den neuen Tachographen mit einer Telematikanbindung sei daher sinnvoll. Zumal diese Kosten förderungswürdig sind. »Auch hier halten sich viele Transportunternehmen zurück und investieren lieber in eine umweltfreundlichere Technik der Fahrzeuge«, sagt Czwalinna. Nicht so bei der Spedition Nickel und Goeldner: Das Unternehmen bleibt auf jeden Fall am Ball. »Die öffentliche Hand hat mir dieErstausrüstung bezahlt«, lobt er das Förderprogramm De-minimis: »Die 1.400 Euro, die es pro Bestandsfahrzeug für die Nachrüstung von Fahrerassistenzsystemen oder Telematikdiensten aus Berlin gab, haben dafür gereicht«, sagt der Juniorchef. So plant das Unternehmen auch schon die nächsten Bestellungen. »Solange es Fördermittel gibt, werden Jahr für Jahr alle möglichen Lkw aufgerüstet.«

Und ein nagelneues Fahrzeug kommt ihm ohne die neue Technik erst recht nicht mehr auf den Hof: »Bei einem Kaufpreis von mehr als 70.000 Euro für eine nackte Zugmaschine muss das drin sein.«  Für die Verwaltung der umfangreichen Daten bieten viele Softwarehersteller umfangreiche Archivierungs- und Analyseprodukte an, die die Verwaltung der Fahrer, um ein Vielfaches vereinfachen. Nickel ist beim System von VDO geblieben. So beeindruckte er selbst die Gewerbeaufsicht. »Die haben nicht schlecht gestaunt, als sie zum ersten mal diesen Automatismus gesehen haben«, erinnert sich Nickel. Keine vergessenen Download-Termine, keine überfälligen Protokolle, selbst die Kontrolle der Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten läuft weitgehend automatisch«, sagt er. Das organisiert nicht nur die Downloads und verwaltet sowie archiviert die Daten. Mit dem so genannten »Verstoß-Modul« übernimmt außerdem auch die Aufsicht übers Personal. Gründlich und unbestechlich entdeckt es jede Unregelmäßigkeit, und schreibt sogar automatisch die Mahnungen an die Mitarbeiter. »Da waren die Damen und Herren Aufseher platt«, sagt Nickel und freut sich, dass er vor den Behörden jetzt wohl erst mal Ruhe hat. Somit geht die lang gehegte Forderung nach schnelleren und flexibleren digitalen Tachographen endlich in Erfüllung. Aber die Branche kommt nur zögerlich in Fahrt, um die Arbeitserleichterung zu nutzen, so der Eindruck der Magdeburger.

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