Zwölf Jahre nach seiner Schöpfung hat Airbrusher Walter Rosner eine Neufassung seiner "Wiege der Menschheit" kreiert. Sie repräsentiert die Idee des Künstlers auf einem Mercedes-Actros 1845.
Im Jahr 2003 hat alles begonnen. Damals rief der Airbrushkünstler Walter Rosner für den Dietenhofener Modellautoproduzenten Herpa den ersten Geschichtstruck ins Leben. Bis heute folgten 13 weitere Sattelzüge, die im Laufe der Zeit neue Zugmaschinen erhielten. Der Urvater der Herpa-Geschichtstrucks ist jedoch mittlerweile aus dem deutschen Straßenbild verschwunden. Grund genug also für Herpa und Walter Rosner, die Nummer eins wieder auferstehen zu lassen.
Nur ein Hauch einer menschlichen Entstehungsgeschichte
Auch auf der "Wiege der Menschheit 1.1", wie der Sattelzug offiziell heißt, beginnt wieder alles mit der kleinen und harten Nuss, die der Ramapithecus an der Fahrerseite noch immer zu knacken versucht. Über ein Jahrzehnt hat er nun in der urzeitlichen Savanne Afrikas ungeschickt und mit brachialer Gewalt auf das winzige Ding eingedroschen. Der zarte Kern der Nuss blieb ihm bisher jedoch stets verwehrt. Aber was sollte sich in dieser erdgeschichtlich so kurzen Zeitspanne auch groß verändert haben. Angesichts der menschlichen Entstehungsgeschichte, die sich locker über Zehntausende Jahre hinzieht, sollte man hier keine großen Wunder erwarten.
Walter Rosner tastete die Hauptgemälde seiner ersten lackiertechnischen Schöpfung nur geringfügig an. Die Kernaussagen blieben größtenteils erhalten. Jedoch erscheinen jetzt alle Bildnisse farblich gesehen vor einem anderen Hintergrund und wurden um einige Details erweitert und verfeinert. So hält etwas weiter hinten der Homo habilis (der geschickte Mensch) noch immer seinen brennenden Ast in der Hand. Allerdings hat er auf dem neuen Gemälde nicht mehr ganz so viel Respekt vor dem Feuer. Er gewöhnt sich langsam an dessen Existenz und denkt bereits über den möglichen Gebrauch nach.
Großes Kunstwerk mit vielen kleinen Szenarien
"Was jedoch bei der ersten "Wiege der Menschheit" fast gänzlich fehlte, ist die Darstellung der Gefahr", sagt Walter Rosner. Deshalb baute er sie in vielen Szenarien ein. Bei genauerem Hinsehen befinden sich unsere zotteligen Vorfahren durch Vulkanausbrüche, reißende Wasserfälle und durch Tiere wie Schlange, Krokodil, Mammut und Säbelzahntiger fast unentwegt in Gefahr. Sogar ein kleines grünes "Monster", das Rosner in dem riesigen Gemälde versteckt hat, lässt nichts Gutes erahnen.
Nachdem sich das Gemälde chronologisch gesehen einmal komplett um den Sattelzug windet, endet die rollende Geschichtsstunde nach dem Erlernen von Jagdtechniken, den Höhlenmalereien, dem Beginn der Sesshaftigkeit und der Bewirtschaftung der Felder schließlich wieder am Fahrerhaus auf der Beifahrerseite. Für seinen farbenfrohen Anstrich stand der Actros samt Kühlauflieger insgesamt fast zwei Monate im Atelier von Walter Rosner in Mitterteich. Seit Ende Januar ist nun wieder die Internationale Spedition Josef Schumacher aus Würselen die Heimat der "neuen Wiege". Bis auf wenige Ausnahmen rollen bei Schumacher mittlerweile fast alle Herpa-Geschichtszüge.
Zuständig für den rollenden Geschichtsunterricht ist Tag für Tag Norbert Nawe. Mit einer Firmenzugehörigkeit von 22 Jahren zählt er zu den dienstältesten Fahrern bei Schumacher. Außerdem ist Norbert, Spitzname "Noppe", der erste Herpa-Promotion-Fahrer überhaupt. In den Jahren 2000 bis 2005 lenkte er den blauen "Emotion-Truck" von Herpa, anschließend saß er von 2005 bis 2014 am Lenkrad des „Dinosaurier“-Sattelzugs. Einen "Noppe 1.1" wird es wegen der Wiege 1.1 aber nicht geben. Er wird immer das Original bleiben.
Info
Truck: Mercedes-Benz Actros 1845
Erstzulassung: Januar 2015; Leistung: 450 PS (331 kW)
Laufleistung: 65.000 km
Auflieger: Schmitz Doppelstock-Kühlauflieger
Erstzulassung Auflieger: November 2014
Eigentümer: Internationale Spedition Josef Schumacher,Würselen
Fahrer: Norbert Nawe, Würselen
Artwork: Walter Rosner, Mitterteich
Aufgabengebiet: Transporte von Tiefkühlprodukten und Frischwaren in D, F und den Benelux-Ländern