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Studie Mehr Transparenz im Stückgutmarkt

Foto: Claudia Wild, Montage Götz Mannchen

Welche Stückgüter fließen künftig auf welchen europäischen Routen – dieser Frage ist das Fraunhofer Institut in Nürnberg nachgegangen. Die Ergebnisse stellte dieses jetzt auf knapp 20 Seiten vor.

"Less than truckload networks", übersetzt Stückgut-Netzwerke, heißt die neue Studie des Fraunhofer Instituts für Integrierte Schaltungen in Nürnberg, die auf der transport logistic in München vorgestellt wurde. Gemeinsam mit drei Partnern aus der Praxis –
dem Chemieunternehmen Altana, den Logistikern von Dachser und der Beratungsgesellschaft KPNG – wurde das Marktgeschehen unter die Lupe genommen. "Wir haben bewusst drei Praktiker mit in die Studie genommen, um die verschiedenen Perspektiven abzubilden", sagt Martin Schwemmer, Fraunhofer-Marktstudienleiter. Und um nah an den aktuell brennenden Themen zu sein. Erstellt wurde als Grundlage eine Datenbank der tätigen Dienstleister und ihrer Standorte, um Tonnageströme in ganz Europa abzubilden. Experteninterviews ergänzen die Erhebung.

Wie hoch ist der Barcode-Einsatz? Wie ticken die Netzwerke? Wie tauschen sie Daten miteinander aus? Diese und mehr Fragen galt es darin zu klären. "Dachser ist mit der europäischen Union gewachsen", sagte Dr. Andreas Froschmayer, Corporate Director von Dachser. "Wir waren sehr gespannt auf das Thema Stückgut-Netze in Europa." Die neuen Zahlen sorgten für Transparenz im Markt und in einzelnen Branchen. Beim Kooperationspartner Dr. Steffen Wagner, Leiter Transport beim Beratungsunternehmen KPMG, steht ein großes Problem seiner Kunden im Vordergrund: Die zunehmende Kleinteiligkeit der Waren drücke auf den Erlös und hebe die Kosten pro Stückgut, sagte Wagner. Zusätzliche Umsatzerlöse könnten etwa durch ein Engagement in der Kontraktlogistik geschaffen werden. Während die Verlader Transparenz in die Transportlinie fordern, brauchen die Logistiker einen klaren Blick auf die Zukunft und die Herausforderungen.

28 Länder im Fokus

Die Studie umfasst insgesamt 166 Seiten. 28 Länder werden darin betrachtet (EU ohne Malta und Zypern, plus Norwegen und Schweiz). 90 Millionen Tonnen Stückgut werden jedes Jahr durch Netzwerke in Europa befördert. Die Mengen konzentrieren sich dabei stark in Zentraleuropa, Deutschland importiert rund 20 Millionen Tonnen.

Auch die Verteilung auf Branchen wurde untersucht, dabei stehen Industriegüter mit 30 Prozent an der Spitze, Holz, Papier, Automotive werden zusammengefasst in "andere Industrien". Geprüft wurde, an welchen Standorten die Netzwerke Stückgut transportieren, dargestellt in blauen Pünktchen auf einer Europakarte. Mehr als 1.000 der erfassten Standorte von insgesamt 4.000 liegen dabei in Deutschland. Es hat damit das dichteste Netz, aber auch Zentraleuropa insgesamt sticht hervor. Nach außen werden die Punkte immer seltener, die Netzte durchlässiger.

Die Studie teilt die Länder in vier Cluster nach Himmelsrichtungen auf. Abgefragt wurden Leistungskomponenten wie Lieferung am nächsten Tag, Barcode-Technologien, RFID-Technik und pünktliche Lieferung, wo hier die Frage nach einer realistischen Selbsteinschätzung gestellt werden muss.

Anhand verschiedener Faktoren wie Personalkosten, Netzwerkausbildung, Infrastruktur oder Maut zeigt sich, wie gut die einzelnen Länder im Bereich Stückgut-Netze aufgestellt sind. In Deutschland gibt es geringere Importe als Exporte, was zu Lehrfahrten führt. Richtung Niederlande ist der Im- und Export fast ausgeglichen – wer dorthin exportiert, hat also eine gute Chance auf eine Rückladung.

Food als Vorreiter

Bei der Beleuchtung verschiedener Branchen zeigte sich, dass sich vor allem im Bereich Food spezialisierte Netze entwickelt haben. In allen anderen sind Logistiker für mehrere Branchen unterwegs. Wer sich offener hält, hat größere Chancen auf Rücktransporte. "Längere Distanzen zwischen Ländern sind in der Regel weniger paarig", so die Studie. Das Beispiel Großbritannien zeigt dies sehr stark. "Für diese Relation ist Spezialisierung nicht anzuraten", sagt Martin Schwemmer von Fraunhofer IIS. Wer dagegen von UK aus nach Deutschland fährt, hat danach eine sehr gute Chance für volle Rückladungen. Bei der Vernetzung der Dienstleister in einzelnen Ländern zeigte sich, dass nur wenige wirklich europaweit vertreten sind, wie etwa der Studienpartner Dachser. Auch Trends im Stückgut-Bereich wurden abgefragt. Negative Trends sind dabei der Preisdruck, Zoll und Diebstahl, während Chancen durch die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Techniken wie RFID entstehen.

Die Studie zeigt Potenziale auf, erklärt Unterschiede in Preise und Qualitäten beim Transport und zeigt aktuelle Trends auf.

Dr. Andreas Froschmayer, der Corporate Director von Dachser, sagte: "Die Studie und deren Branchendifferenzierung wird uns helfen, uns weiter auszudifferenzieren". Der zweite Partner, das Chemieunternehmen Altana, produziert Grundstoffe, die es mit 25 bis 30 Logistikdienstleistern nach ganz Europa transportiert werden. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Gefahrgut-Transporte. Altana-Logitikchef Detlef Stürcken will die Studienergebnisse zum Abgleich mit den eigenen Dienstleistern nutzen, eine Stärken-Schwächen-Analyse vornehmen sowie als Basis für die Weiterentwicklung der Kooperation, etwa bei der Optimierung von Informationsprozessen. Die Studie erscheint kostenpflichtig. Weitere Infos gibt es bei www.scs.fraunhofer.de

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