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Dr. Hansjörg Rodi im Gespräch "Integrierte Logistik vorantreiben"

Dr. Hansjörg Rodi Foto: Jüngst

DB Schenker setzt auf Nachhaltigkeit, etwa durch Bündelungen im Hauptlauf. Warum das Unternehmen dennoch nicht den Lang-Lkw einsetzt, 
erklärt der Vorstandsvorsitzende Dr. Hansjörg Rodi.

Ökologische Verantwortung, Schonung der Ressourcen: Das sind auch wichtige Themen für den Logistikdienstleister DB Schenker Logistics. Das geplante neue Logistikzentrum am Nürnberger Hafen etwa (siehe unten) wird mit Erdwärme gekühlt und geheizt. Welche Themen das Unternehmen weiter antreiben, erklärte Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender von DB Schenker Deutschland, im Gespräch mit trans aktuell-Redakteurin Ilona Jüngst.

trans aktuell: Herr Rodi, welche Bedeutung haben der Standort Nürnberg und die
Region Franken für das Netzwerk von DB Schenker?

Rodi: In Summe eine sehr hohe Bedeutung, weil Nürnberg eine wirklich prosperierende Metropolregion ist und sehr günstig an den Schnittstellen der Verkehrsträger einschließlich der großen Autobahnverbindungen  von West nach Ost gelegen ist. In Nürnberg betreiben wir daher auch eines unserer bundesweit drei Regionalhubs und bieten hier alle Aktivitäten unseres DB Schenker-Produktspektrums: nationale und internationale Landverkehre, Luft-und Seefracht, Kontraktlogistik und Messen/Spezialverkehre.

Der neue Standort wird auch nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut. Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit für DB Schenker?

Ökologische Verantwortung steht bei uns aus zwei Gründen ganz oben auf der Agenda: Zum einen, weil unsere Kunden das auch immer mehr von uns als Logistikdienstleister erwarten. Zum anderen ist da unsere eigene Verantwortung als Unternehmen. Und die ist auch sehr stark abgeleitet von unserer Muttergesellschaft Deutsche Bahn, die mit ihrer Strategie DB 2020 das Thema sehr stark nach vorne treibt. Auf den Standort bezogen heißt das, dass wir unsere Neubauten wenn möglich mit regenerativen Energien versorgen, bei einem Stückgutterminal in der Regel mit einer geothermischen Anlage. Ein anderes Thema sind Bündelungsfunktionen:  Das heißt, nicht nur modernes Equipment einzusetzen, sondern im Hauptlauf so weit wie möglich zu bündeln, weil man durch Verdichtung schon weniger Verkehr hat. Bündelung und Verdichtung führen dazu, dass man weniger Volumina auf den Relationen haben wird.

Ist denn der Kunde langsam eher geneigt, für Nachhaltigkeit zu zahlen?

Ich glaube nicht, dass der Markt dazu bereit ist, eine Prämie für die Nachhaltigkeit zu zahlen – schließlich stehen unsere Kunden voll im Wettbewerb. Die Kunden werden das aber als Kriterium in der Lieferantenauswahl verlangen. Wir glauben deshalb daran, dass, wenn wir als Umwelt-Vorreiter auf dem deutschen Markt uns dieser Aufgabe stellen, wir daraus einen Wettbewerbsvorteil generieren.

In puncto Stückgut ist da ja viel in Bewegung, einige Kooperationen bieten beispielsweise einen CO2-Rechner…

Machen wir auch, und mit unserem Tool Eco-Trans-It World  schon seit vielen Jahren. Auch das ist ein Thema, das sich immer mehr durchsetzen wird, weil auch unsere Kunden immer mehr verpflichtet sind, ihre Nachhaltigkeitsbilanz zu präsentieren.

Können Sie einen kurzen Rückblick geben, wie das 2012 gelaufen ist?

Es geht uns da nicht anders als der gesamten Branche: 2012 war für den deutschen Markt so ein Seitwärtsjahr –wenig Wachstum im Markt, insofern eine sehr starke Konsolidierung.

Für 2013 sind die Prognosen ja nicht so toll. Wie sind Ihre Erwartungen?

Konjunkturseitig deuten ja alle Prognosen darauf hin, dass die deutsche Volkswirtschaft nur leicht wachsen wird, so zwischen 0,5 und einem Prozent. Logistik ist abgeleitete Nachfrage und wir wachsen  immer etwas schneller als die Volkswirtschaft, insofern müsste auch der logistische Markt 2013 leicht wachsen. Wir erwarten keinen großen konjunkturellen Rückenwind für unsere Aktivitäten, stellen uns aber auch auf kein Schrumpfungsszenario ein.

Das wird auch wieder Zeit geben, sich neuen Projekten zu widmen. Was steht bei DB Schenker an?

Wir wollen noch sehr viel stärker das Thema integrierte Logistik vorantreiben. Unser Selbstverständnis ist ja, über die gesamte Transportkette der Logistikdienstleister zu sein – im Bereich Konsumgüter etwa vom Import aus Asien über die Lagerung in Europa und die Verbringung durch das Landverkehrsnetz bis zum Kunden. Oder in der Automobillogistik die Steuerung der gesamten Kette zu übernehmen. Die Branchen, die dabei im deutschen Markt im Vordergrund stehen, sind Automobil, der deutsche Anlagen- und Maschinenbau, Konsumgüter und der Bereich Solar- und Halbleiterindustrie. Bei diesen vier wollen wir eine noch tiefer greifende Marktbearbeitung vornehmen. Und ansonsten wollen wir unsere starke Qualität in den operativen Kernprozessen noch weiter verbessern. Denn nur über eine Qualitätsführerschaft lässt sich auch eine Kostenführerschaft erreichen, die man braucht, um Marktführer in dem sehr umkämpften Markt im Stückgutbereich zu sein.

2013 ist ja auch Wahljahr –welche neuen Akzente  im Sinne der Transport- und Logistikwirtschaft wünschen Sie sich von der Politik?

Den wesentlichen Akzent, den ich mir von der deutschen Verkehrspolitik wünsche, ist eine klare Fokussierung auf das Thema Infrastruktur für alle Verkehrsträger. Wir sind konfrontiert mit einer veralteten Infrastruktur, die zunehmend auch zum Wachstumshemmnis wird. Deutschland ist das Kernland in Europa, wir haben alle Voraussetzungen, um sehr professionell Logistik zu betreiben, da darf die  Infrastruktur kein Hemmnis sein. Andere Themen wie gute Verkehrsverlagerungskonzepte etwa von der Straße auf die Schiene werden wir gemeinsam mit den Kollegen von DB Schenker Rail vorantreiben, wir brauchen aber die infrastrukturellen Voraussetzungen.

2013 bedeutet auch eine neue Runde beim Feldversuch mit Lang-Lkw. DB Schenker glänzt bisher mit Abwesenheit.

Da gibt es auch keine Planung, das zu ändern, wir beteiligen uns nicht am Feldversuch.

Warum?

Solange man nicht bundesweit oder auch europaweit fahren kann, macht der Feldversuch auch keinen Sinn. Er macht erst dann Sinn, wenn man zumindest auf den großen Hauptmagistralen ohne Probleme das Bundesgebiet durchfahren kann. Wobei es ja eigentlich keiner technischen Tests mehr bedarf, es bedarf eigentlich nur der Grundvoraussetzung.

Und das ist Aufgabe der Politik?

Da geht es um die Überzeugung der Länder, die sich heute an dem Feldversuch nicht beteiligen, ja.

Zur Person

Dr. Hansjörg Rodi ist seit September 2008 Vorstandsvorsitzender von 
DB Schenker Deutschland. Dem Unternehmen gehört Rodi bereits seit 1998 an. Zunächst war er Gruppen-
leiter für den Fachbereich Controlling in Essen, anschließend Fachbereichsleiter Controlling. Von 2003 bis zu seiner jetzigen Position schließlich leitete Rodi als Finanzchef von Frankreich aus die Schenker-Aktivitäten in der Region Westeuropa. Der Logistikfachmann studierte Volkswirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und promovierte 1996.

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