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Start-up Liefery wächst um 30 Prozent Liefery liefert am selben Tag

Liefery Foto: Liefery

Erfolgsrezept Algorithmus:  Die Technologie- und Serviceplattform Liefery hat sich auf taggleiche Zustellung von Waren spezialisiert und konsolidiert vor allem Sendungen der großen Online-Händler.

trans aktuell: Herr Fischer, was unterscheidet Liefery von anderen Start-ups?

Nils Fischer: Der wesentliche Unterschied ist zum einen, dass wir sehr viel schneller sind – wir stellen taggleich zu. Unser Differenzierungsmerkmal ist zudem ein Maximum an Transparenz über die Lieferung.

Wie groß sind denn die durchschnittlichen Sendungen?

Eine typische Liefery-Sendung ist in etwa so groß wie zwei Schuhkartons. Das liegt daran, dass wir uns mittlerweile mehr auf die konsolidierte Zustellung von Bestellungen bei größeren Online-Händlern wie Amazon, Zalando oder Hello Fresh konzentrieren. Dabei werden größere Mengen aus den Zentrallägern ausgeschleust und dann über einzelne Direktverbindungen auf der Straße in die großen Metropolregionen verteilt und anschließend durch uns im Abendzeitfenster zugestellt. Egal für welchen Kunden wir unterwegs sind – ob ein großer Online-Händler, ein lokal ansässiges Geschäft oder ein Multi-Channel-Anbieter –, für alle bieten wir eine maximal effiziente Zustellung. Das schlägt sich ebenfalls in niedrigeren Kosten nieder, die der Händler zu tragen hat.

Wie viel Prozent sind das im Vergleich zu einer herkömmlichen Paketzustellung?

Das ist schwer vergleichbar, weil ein normaler KEP-Dienstleister in der Regel seine Prozesse auf Overnight-Transporte ausgerichtet hat und mit einem Versatz von ein oder zwei Tagen zustellt. Unser Netzwerk funktioniert anders: Wir verfügen über Verbindungen direkt aus den Zentrallägern in die Metropolregionen. Für die taggleiche Zustellung liegen die Kosten grundsätzlich etwas über der normalen Lieferung. Aber wir liegen preislich im Vergleich zu anderen Dienstleistern, die auch taggleich zustellen, rund 30 bis 40 Prozent unter dem Wettbewerb.

Wie schaffen Sie das?

Das hat zum einen mit der Menge zu tun – in unserem Netzwerk transportieren wir mittlerweile mehr als 600.000 Sendungen im Monat, wir haben also bereits eine recht hohe Drop-Dichte in den Städten. Der andere Punkt sind unsere Routenplanungs-Algorithmen. Das System verfügt inzwischen über maximal viele Informationen, um die jeweiligen Stopps und Auslieferzeiten so realistisch wie möglich planen zu können und um die Versatzzeiten, die es bei jeder Zustellung gibt, minimal zu halten.

Mit welchen Informationen wird da gearbeitet?

Konkret gesprochen geht es etwa um die optimierte Führung des Zustellers: Sämtliche Informationen, die bisher von den Kurieren in unserem Netzwerk gesammelt wurden, fließen in die Plattform ein und machen das System damit kontinuierlich ein Stück schlauer. Das System lernt so, ob der Empfänger im ersten Stock des Vorderhauses oder fünften Stock des dritten Hinterhauses ohne Aufzug wohnt.

Und wie wickeln Sie den Weg von den Zentrallägern ab?

Die Direktverkehre werden in der Regel von uns durchgeführt, über Dienstleister, nachmittags holen diese die Pakete an den jeweiligen Zentrallägern unserer Handelskunden ab. Parallel dazu erhalten wir über eine Schnittstelle sämtliche Sendungsdaten, sodass unser System – noch während die Pakete unterwegs sind – die optimalen Zustellrouten ermittelt. Wenn die Pakete dann an den Liefery-Depots in den jeweiligen Städten ankommen, weiß das System schon, welches Paket auf welche Route und zu welchem Zusteller gehört. Ein Tourlabel zeigt auf, welche Stoppreihenfolge das Paket auf der Tour hat. So weiß der Zusteller ganz genau, in welcher Reihenfolge er sein Fahrzeug beladen muss.

Und wer sind die Dienstleister, die die Transporte übernehmen?

Wir haben angeschlossene Kuriere und Partnerunternehmen, die Kapazitäten für die letzte Meile bereithalten. Zudem verfügen wir über einen Stamm von eigenen Fahrern. Stand heute sind das etwa 300, die mit Liefery-Montur und gebrandeten Fahrzeugen unterwegs sind. Außerdem beschäftigen wir freie Kuriere, die abends Aufträge in einem zwei- bis drei-stündigen Zeitfenster annehmen, sowie eigene Werkstudenten.

Beschäftigen Sie sich auch mit alternativen Zustellkonzepten?

Unser Geschäftsbereich Business Innovation beschäftigt sich ausschließlich mit dieser Frage. In der Tageszustellung ist unser Standardfahrzeug der Mercedes Vito. Aber in der Abendzustellung haben wir unterschiedliche Kuriere und auch Zustellfahrzeuge im Einsatz – Caddys, den Streetscooter der Deutschen Post, elektrifizierte Renault Kangoos und auch den Triple-Elektro-Scooter in der Erprobung. Zudem testen wir die Zustellung mittels Fahrradanhängern und neue Konzepte mit Micro-Hub-Strukturen, wobei Warenströme aus einem Stadtdepot nochmals in kleinere Touren aufgesplittet werden.

Zur Person

  • Nils Fischer ist seit Juni 2015 Geschäftsführer bei Liefery
  • Davor war er in verschiedenen Positionen bei Time:matters beschäftigt, zuletzt als Director Operations
  • An der Internationalen Hochschule Bad Honnef/Bonn (IUBH) studierte er Aviation Management

 
Das Unternehmen

  • Liefery hat seinen Sitz in Berlin und ist eine Technologie- und Serviceplattform für die taggleiche Zustellung von Waren
  • Vertreten ist Liefery in 27 Metropolregionen, davon acht zusammengefasst im Ruhrgebiet
  • Gegründet 2014 innerhalb der zum Lufthansa-Konzern gehörenden Time:matters-Gruppe. Nach einem Jahr folgte der Management-Buy-out durch die drei Gründer Nils Fischer, Franz-Joseph Miller und Jan Onnenberg. Der Logistikdienstleister Hermes hält seit März 2017 rund 67 Prozent der Anteile
  • Liefery wächst nach Angaben von Nils Fischer um rund 30 Prozent pro Monat, mit Luft nach oben: Fischer geht von einer Verdoppelung des gesamtdeutschen Paketvolumens in den nächsten fünf bis sechs Jahren aus
  • Bereits 2018 soll der Eintritt in den europäischen Markt erfolgen
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