Sicherheit Doppelt durchleuchtet

Dekra, Röntgenanlage, Luftfracht Foto: Carsten Nallinger

Dekra hat in Neu-Isenburg bei Frankfurt eine Röntgenanlage in Betrieb genommen. Logistiker nutzen den unabhängigen Dienstleister für ihre Luftfracht, die von zwei Seiten
gescannt wird.

Farbenfroh geht es auf den beiden Monitoren der Dekra CSS-Mitarbeiter zu, die die neue Röntgenanlage betreuen. CSS steht für Cargo & Security Services. Vom Luftfahrtbundesamt als reglementierter Beauftragter zugelassen, tritt Dekra als unabhängiger Dienstleister auf. Kommen kann jeder Logistiker oder Spediteur, der selbst keine Luftfracht als sicher deklarieren darf.

Standort in Neu-Isenburg ist mit Bedacht gewählt

Der Standort in Neu-Isenburg und damit in unmittelbarer Nähe zum Frankfurter Flughafen ist mit Bedacht gewählt. Auch, dass es sich um einen Standort des Logistikers Dachser handelt, in dem Dekra CSS sozusagen als Untermieter fungiert, soll nicht weiter stören: "Wir mieten lediglich die Räumlichkeiten und kaufen einzelne logistische Leistungen zu. Die Transportpapiere und damit die Daten der Kunden bleiben ausschließlich in den Händen von unseren Mitarbeitern", erklärt Dominik Scharf, Niederlassungsleiter von Dekra CSS in Neu-Isenburg.

Auch größere Güter lassen sich prüfen

Während die Dekra CSS-Mitarbeiter die Papiere prüfen, machen sich die Lagermitarbeiter von Dachser daran, die Lkw zu entladen. Danach übernehmen die Luftfracht-Experten. Diese setzen die Sendungen, eine nach der anderen, auf das Förderband der Röntgenan­lage. Mit einem Tunnelmaß von 1,80 auf 1,80 Meter lassen sich auch größere Güter prüfen und sowohl Palettenware als auch LD3-Luftfrachtcontainern durchleuchten.
Ein weiteres Plus der Anlage, die rund 250.000 Euro gekostet hat: Sie verfügt über zwei Generatoren. Einer gewährt von der Seite und der andere von oben Einblick in das Transportgut.

Jedes Material erscheint in einer anderen Farbe

Womit wir wieder bei der farbenfrohen Anzeige sind. Denn jedes Material erscheint auf dem Monitor in einer anderen Farbe. Alle anorganischen Stoffe wie Metall erscheinen in Blau. Je dichter das Material, desto dunkler erscheint das jeweilige Teil auf dem Bildschirm.

Textilien erscheinen in Orange

Orange stellt das System alle organischen Dinge dar. "Dazu gehören beispielsweise Textilien, Holz, Lebensmittel – aber auch Sprengstoff", erklärt Peter Schuster, Ausbilder für Luftfrachtsicherheit bei Dekra. Mischmaterialien wie Glas oder auch Computerplatinen zeigt das Röntgengerät wiederum in Grün an. An der Farbe allein kann die Luftsicherheitsfachkraft folglich nichts ablesen.

Erst an der Zusammenstellung verschiedener Farben und Formen ist es möglich, einem Sprengsatz auf die Spur zu kommen. Um das noch einfacher zu haben, gibt es bei der Röntgenanlage die Möglichkeit, den Ansichtsmodus zu wechseln. Im sogenannten Negativmodus treten die Kontraste deutlich stärker zutage. "Damit lassen sich selbst feine Verkabelungen erkennen, wie es sie zwischen einem Sprengstoff und einem Zünder gibt", erläutert Schuster. Gerade in diesen Fällen sei es hilfreich, dass die Röntgenanlage von der Seite und von oben Einsicht verschafft. So erhält der Prüfer einen ganz anderen Einblick. Vor allem dann, wenn eine Seite durch ein dichtes Bauteil alles Dahinterliegende abschirmt. "Ansonsten müssten die Mitarbeiter die Sendung drehen und abermals scannen. Wir sparen diesen Arbeitsschritt und können das Sendungsaufkommen deutlich effektiver bearbeiten", sagt der Ausbilder.

Dekra verfügt auch über einen Sniffer

Auch wenn das Röntgengerät gesetzlich als einzige Prüfinstanz zulässig ist – in manchen Fällen ist eine zweite Meinung gefragt. Die ist in diesem Fall meist ebenfalls technischer Natur. Denn bei Dekra CSS steht zudem ein Spurendetektionsgerät, oft auch Sniffer genannt. Dazu streicht die Sicherheitskraft beim fraglichen Packstück mit einem Trägerobjekt drüber.

Bisweilen reicht das an der Oberfläche – gegebenenfalls muss aber auch mal ein Gerät auseinandergebaut werden. Im Anschluss führt der Prüfer den Trägerstreifen in den Sniffer. Dieser wiederum erkennt selbst kleinste Spuren Sprengstoff und schlägt entsprechend Alarm. Dabei teilt das System sogar mit, um welche Art von Sprengstoff es sich handelt.

Bisweilen ist es natürlich schlicht unmöglich, ein Frachtgut auseinanderzunehmen. Für diesen Fall arbeitet Dekra CSS mit den Sicherheitsspezialisten von Wisag Militärische Einrichtungen zusammen.

Trefferquote von 80 bis 90 Prozent

Das Unternehmen hat sich unter anderem auf das Ausbilden von Sprengstoff-Spürhunden spezialisiert. "Mit einer Trefferquote von 80 bis 90 Prozent liegen wir hier sehr gut", sagt Christoph Görgen, der bei Wisag für diesen Bereich verantwortlich ist. Er selbst kommt aus der Bundeswehr und weist jahrzehntelange Erfahrung auf. "Daher kann ich Ihnen sagen, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt, auch wenn das manche Anbieter behaupten", sagt Görgen.

Ein Hund erschnüffelt 20 Sprengstoffe

Knapp 20 Sprengstoffe kann ein Hund erschnüffeln und 30 bis 50 Minuten lang eingesetzt werden. Danach braucht er eine Pause. Das Ziel von Wisag ist es daher, dass jeder Hundeführer zwei Vierbeiner hat. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Unternehmen neben Fachkräften auch Hundewelpen ausbildet Das passiert spielerisch und mit kleinen Belohnungen. "Mit Zwang erreicht man da gar nichts."

Der einzige Zwang ist folglich die Forderung des Luftfahrtbundesamts, die Sendungen entsprechend der gesetzlichen Anforderungen zu überprüfen. Daher darf sich ­Dekra CSS sicherlich darauf einstellen, dass das farbenfrohe Treiben auf dem Monitor nicht abreißen wird.

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