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Vom Mercedes SK zum Actros Seit 25 Jahren Werkstattleiter bei Voigt

Peter Ahrens Voigt Logistik ilo Foto: Ilona Juengst

Werkstattleiter Peter Ahrens ist seit 25 Jahren bei Voigt Logistik beschäftigt. Geändert hat sich in der Zeit nicht nur der bevorzugte Radiosender in der Werkstatt.

Den Hanomag L 60 von 1961, der gerade über der Grube steht, ist natürlich nur für Show-Zwecke – die Firma Voigt Logistik aus Neumünster setzt ihn etwa auf Messen als Hingucker ein. An dem Lkw-Oldtimer haben Werkstattmeister Peter Ahrens und sein Team die Farbarbeiten und den Aufbau gemacht, gerade muss ein abgebrochener Fensterheber repariert werden. Ersatzteile? Keine Chance. Jetzt ist Tüfteln angesagt.

Das Alltagsgeschäft von Peter Ahrens, der seit 25 Jahren bei Voigt beschäftigt ist, sind hingegen Service- und Reparaturarbeiten bei den Modellen von Mercedes, MAN und DAF, die im Fuhrpark von Voigt zu finden sind – am Standort Neumünster insgesamt 100 Fahrzeuge, außerdem Trailer von Krone und Schmitz-Cargobull.

Erste Arbeiten am Mercedes LP

Mercedes LP-Typen waren die ersten Lkw, die Ahrens repariert hat. Aus Spaß an der Technik hatte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in einem Volkswagen-Autohaus absolviert. 1992 wechselte er dann zu Voigt nach Neumünster, wo er "auf Lkw umsattelte" und anfangs mit einem Kollegen die Werkstatt betrieb. Eine Umstellung war das schon, gibt Ahrens zu – aber eine, die dem Mechaniker Spaß machte. Deshalb ließ er sich 1994 vom Unternehmen neun Monate beurlauben, um die Ganztages-Meisterschule zu besuchen, die er mit der Meisterprüfung sowohl in der Kraftfahrzeugelektronik als auch in der Kraftfahrzeugmechanik abschloss.

Noch heute kann er sich an den ersten Lkw erinnern, den er selbst im Fahrzeugwerk von Daimler in Wörth abholte: einen Mercedes SK. "Robust und pflegeleicht, der ist immer gelaufen", sagt Ahrens. "Heute wird ja nicht mehr so viel gefahren – damals haben die Lkw leicht eine Million Kilometer auf dem Tacho gehabt."

Heute hören die Mitarbeiter lieber NDR 2

Grundlegend hat sich die Arbeit in der Werkstatt laut Ahrens nicht geändert: Es herrscht ein Kommen und Gehen von Kollegen, die mal schnell in der Werkstatt vorbeigehen, das Radio begleitet den Tagesablauf. Doch während früher NDR 1 gespielt wurde, hören die Mitarbeiter heute lieber NDR 2. Und während es früher mehr mechanische Probleme wie feste Lager oder festgebackene Bremstrommeln gab, die Ahrens mit dem großen Hammer und einem Brenner löste, sind die heutigen Probleme meist elektronischer Natur.

Werkzeuge ändern sich

Das Multimeter und der Tester sind heute die am häufigsten verwendeten Werkzeuge. "Meist macht der Motor Mucken, oder die Ladebordwand streikt, aber auch die Auflieger können Probleme mit der Elektronik bekommen", sagt Ahrens. Auch die Mitnahmestapler landen bei Problemen in der Werkstatt von Peter Ahrens – das nötige Know-how hat er sich beim "Blick über die Schulter" von den Monteuren der Firma Moffet abgeschaut, von denen Voigt die Stapler bezieht.

Im Gegensatz zu früher ist die Arbeit heute laut Ahrens leichter – nicht nur körperlich. Das Auslesegerät kann in 80 Prozent der Fälle gleich die Fehlerquelle am Fahrzeug benennen, auch Bestellung und Zustellung der Ersatzteile ist heute einfacher und schneller. Neue Herausforderungen gibt es überdies: Voigt hatte bereits ein Hybridfahrzeug im Einsatz, "der Elektro-Lkw ist dann wohl ein nächster Schritt", sagt Ahrens.
Nur die Berufskraftfahrer-Auszubildenden, die laut Ahrens meist sechs bis neun Monate Station in der Werkstatt machen, haben es seiner Meinung nach schwerer. Dabei hat Ahrens selbst schon mit zarten 15 Jahren seine Ausbildung begonnen. "Die Fahrer-Azubis von heute haben zwar den Vorteil, dass sie schon ein bisschen älter sind. Aber was da schulisch heute verlangt wird!" Das, so sagt der heute 52-Jährige, der im Prüfungsausschuss der IHK Kiel sitzt, seien noch mal umfangreichere Anforderungen im Vergleich zu früher. Neben einem guten schulischen Zeugnis sei aber wie früher eine handwerkliche Begabung bei der Arbeit in der Werkstatt nützlich. Und eines muss Ahrens heute wie damals weitergeben: "Dass die jungen Leute vorausschauend fahren und auf die Sicherheit achtgeben und nicht übermütig werden."

Schreibkram bleibt beim Meister hängen

Insgesamt vier Mitarbeiter kümmern sich heute in der Werkstatt um alle anfallenden Arbeiten. Da fällt es meist dem Meister zu, den "Schreibkram" zu erledigen. Berichte zu schreiben – zum Beispiel von einer erfolgten Sicherheitsprüfung, einer Abgasuntersuchung oder gar einer Bremsenprüfung – ist kein Steckenpferd von Ahrens, wie er selbst zugibt. Viel lieber beschäftigt er sich wie seit mehr als 25 Jahren dagegen mit der Technik – auch privat. Neben dem Kitesurfen zählt Tauchen zu seinen Hobbys, „"bevorzugt in Wasser mit mehr als 20 Grad Temperatur" – also nicht an dem heimischen Nordseestrand. Auch auf sein Motorrad schwingt sich Ahrens gerne.

Was ihm heute besonders gefällt, sind die technischen Entwicklungen im Fahrzeugbereich, vor allem in puncto Sicherheit. Bremsassistent, Spurassistenzsystem, Abstandsregeltempomat – alles, was sicherheitsrelevant ist, findet den Zuspruch von Ahrens. Allein schon wegen dieser Ausstattung und auch wegen der Handhabung ist Mercedes seine favorisierte Marke. "Aber im Gegensatz zu früher sind alle Fahrzeuge für die Fahrer aufgrund der größeren Fahrerkabinen und der besseren Sitze sowie der Technik gleich."

Das Unternehmen

  • Die Voigt Logistik-Gruppe mit Sitz in Neumünster hat insgesamt 500 Mitarbeiter und 200 eigene Lkw.
  • Neben Ladungsverkehren, etwa als Mitglied des Elvis-Netzwerkes, betreibt das Unternehmen vor allem Stückgutverkehre national und international als Mitglied der Unitrans-Kooperation. Laut Geschäftsführer Henning Voigt verlassen täglich rund 1.500 Ausgangssendungen mit insgesamt 400 Tonnen die Hallen.
  • Derzeit baut Voigt eine neue Stückguthalle in Neumünster mit 10.000 Quadratmetern und 110 Lkw-Toren, die im März 2018 in Betrieb gehen soll. Das 125.000 Meter große Grundstück bietet Platz für weitere Hallen.
  • Als zweites Standbein neben dem Stückgut baut Voigt seit 15 Jahren den Bereich Kontraktlogistik auf. An drei Standorten in Neumünster verfügt das Unternehmen über insgesamt 100.000 Quadratmeter Warehousing-Fläche, etwa für die Lebensmittelbranche, für Kunden aus der Medizintechnik und für Handelsware.
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