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Rundläufe für Maschinenbauer Heidelberg Wiedmann & Winz baut auf effiziente Rundläufe

Wie lässt sich eine Fernverkehrstour mit einem Höchstmaß an Effizienz gestalten? Das zeigt die Spedition Wiedmann & Winz am Beispiel eines Rundlaufs, den sie für den Druckmaschinenhersteller Heidelberg Manufacturing Deutschland organisiert. Regelmäßig geht es von Amstetten bei Ulm nach Steinach in der Schweiz. Um Umwege zu vermeiden, kommt die Bodenseefähre zum Einsatz. Dort kann der Fahrer auch seine Ruhezeit nehmen.

Über ihm der Zeppelin, unter ihm der Bodensee. Salvatore Billeci blickt der kleiner werdenden Uferpromenade der Stadt Friedrichshafen nach. Der 57-Jährige hat es sich auf dem Passagierdeck der MS Romanshorn bequem gemacht. Ausnahmsweise darf er sich mal fahren lassen – üblicherweise ist es umgekehrt: Seit 27 Jahren ist der gebürtige Italiener als Berufskraftfahrer bei der Spedition Wiedmann & Winz aus Geislingen an der Steige tätig. Sein blauer Sattelzug – ein Actros 1842 mit einem Krone Profi Liner  – ist eine Etage unter ihm auf dem Fahrzeugdeck geparkt, sodass Billeci die Seequerung zur Ruhezeit nutzen kann.

Das Ziel der Fähre heißt Romanshorn, der Name des Schiffs lässt es ja vermuten. Billecis Ziel heißt Steinach im Kanton St. Gallen. Es liegt nur wenige Kilometer vom Hafen entfernt. Dass die Disposition eine Fährfahrt in die Tagestour eingebaut hat, hängt auch mit der Kilometer-Ersparnis zusammen. Würde Billeci den Landweg nehmen und den Bodensee via Bregenz umfahren, würden rund 70 Kilometer mehr anfallen. Da es sich bei der Tour um einen Rundlauf handelt, würden sich die Umwegkilometer noch verdoppeln.
Das kann kein Spediteur wollen – auch nicht Wiedmann & Winz-Geschäftsführer Dr. Micha Lege. Er ist bestrebt, Touren mit einem Höchstmaß an Effizienz zu organisieren. Das erklärt die Bodensee-Fähre, aber auch das eingesetzte Equipment und den ausgebildeten Berufskraftfahrer Billeci an Bord. Er trägt durch eine defensive und vorausschauende Fahrweise das Seine zum Erfolg der Tour bei.

Wiedmann & Winz-Fahrer vor Ablauf seiner Lenkzeit wieder zurück

"Die Verkehre laufen wie ein Schweizer Uhrwerk", erklärt Lege, der seit 1998 in jetziger Funktion bei Wiedmann & Winz ist. Der Rundlauf nach Steinach sei so gestaltet, dass der Fahrer vor Ablauf seiner Lenkzeit wieder bei Wiedmann & Winz auf der Schwäbischen Alb eintrifft. Damit es keine Überraschungen gibt, steuert die Disposition die Touren über die Telematik von Fleetboard. "Die Termintreue ist schon eine Herausforderung", sagt Lege – zumal die geladenen Druckzylinder auf deutscher und Schweizer Seite noch den Zoll passieren müssen. Sowohl in Friedrichshafen als auch in Romanshorn geht das fix vonstatten. Fahrer Billeci muss nicht lange auf seine Stempel warten.

Heidelberg Manufacturing legt Wert auf professionelle Zollabwicklung

Eine zügige Zollabfertigung ist auch im Interesse des Kunden – der Heidelberg Manufacturing Deutschland (HMD). "Bei den Transporten der Zylinder im Rundlauf von unserem Standort Amstetten nach Steinach und zurück ist eine professionelle Zollabwicklung ein wichtiges Kriterium, das der Logistikdienstleister erfüllen muss", sagt HMD-Geschäftsführer und Standortleiter Thorsten Kirchmayer.

Das Spezialgebiet des HMD-Mutterkonzerns Heidelberg sind Druckmaschinen. Am Standort Amstetten im Alb-Donau-Kreis hat die Gießerei und mechanische Großteilefertigung ihren Sitz, welche die Zylinder für diese Maschinen fertigt. Damit sie länger halten, also verschleiß- und korrosionsbeständiger sind, werden die Zylinder für Bogen-Offsetmaschinen veredelt. Zum Einsatz kommen solche Anlagen von Heidelberg etwa im Werbe- oder Verpackungsdruck.

Heidelberg Manufacturing arbeitet seit 1980 mit Hartchrom zusammen

Partner für die Oberflächen-Behandlung ist das Unternehmen Hartchrom aus Steinach. "Die Zusammenarbeit mit Hartchrom geht zurück auf das Jahr 1980 und hat sich kontinuierlich über die Jahre entwickelt", berichtet Kirchmayer. Sind die Zylinder vom Galvanikspezialisten zurück in Amstetten, wird noch mal Hand angelegt und die Ware an das Heidelberg-Werk in Wiesloch verschickt. Der Transport der Fertigware erfolgt dann auf der Schiene.

Der Rundlauf in die Schweiz dagegen bleibt die Aufgabe des Lkw – den sowohl Heidelberg als auch Wiedmann & Winz aufgrund seiner Flexibilität auf dieser Relation schätzen. "Wir setzen sehr stark auf das eigene Equipment, das kommt auch beim Kunden gut an", bekräftigt Wiedmann & Winz-Chef Lege. Überhaupt liegen dem Schwaben die Qualität und ein makelloses Erscheinungsbild sehr am Herzen. Zum guten Ton gehört es, dass der Sattelzug frisch gewaschen ist. Fahrer Salvatore Billeci trägt ein Poloshirt in Firmenfarben und ist sowohl bei Heidelberg als auch bei Hartchrom gleich der Spedition zuzuordnen.

Wiedmann & Winz-Chef Lege: Lenkzeiten werden strikt kontrolliert

Neben Billeci gibt es viele weitere langjährige Fahrer. Philosophie bei Wiedmann & Winz ist es, dass Fahrer sich im Unternehmen wohl fühlen. Dabei hilft einmal die Maxime, dass Gesetze und Vorschriften einzuhalten sind und nicht getrickst wird. "Bei uns werden die Lenkzeiten strikt kontrolliert", betont Firmenchef Lege. Daneben trägt auch der Arbeitsplatz dazu bei, dass Fahrer in der Firma bleiben. Die Mitarbeiter finden im großen Actros-Haus zum Beispiel einen Kühlschrank, eine Standklimaanlage, zwei Matratzen mit Taschenfederkern und alle Fahrerassistenzsysteme, die Daimler anbietet, vor.

Andererseits weiß der studierte Jurist Lege um den hohen Wettbewerbsdruck auf der Straße. Fuhrparkleitung, Disposition und Geschäftsführung gleichermaßen sind gefordert, diese Touren so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten. Je nach Relation gehört dazu auch der Einsatz von Subunternehmern dazu, auf die mittlerweile rund ein Viertel der Verkehre bei Wiedmann & Winz entfällt. "Transporte sind sehr preissensibel, daher wollen wir nichts dem Zufall überlassen", sagt der Geschäftsführer.

Stabile Prozesse: von der Disposition über die Telematik bis zur Werkstatt

An oberster Stelle steht für Lege, dass das Unternehmen seine Prozesse im Griff hat. "Das geht los in der Dispo, über unsere Telematik bis hin zu unserem neuen Technikcenter, das eine moderne Nutzfahrzeugwerkstatt, eine Waschstraße und eine Tankstelle umfasst." Die Dispo wurde erst neu organisiert. Das Großraumbüro ist hell, offen und klimatisiert. Jeder der 15 Arbeitsplätze ist mit zwei Bildschirmen ausgestattet. Und obgleich die Disponenten täglich mit einer neuen Situation konfrontiert sind, wie Lege berichtet, können sie die Flotte doch gut auslasten. Die Zahl der Leerfahrten sei auf knapp zehn Prozent gesunken, bilanziert der 50-Jährige – und er will diese Quote noch weiter reduzieren.

Damit die Prozesse stabil laufen, müssen auch die Räder laufen. Doch sind Fahrzeugausfälle bei Wiedmann & Winz nach Angaben des Geschäftsführers auch die absolute Ausnahme – regelmäßigen Fahrertrainings sei Dank. "Wir haben hart daran gearbeitet, die Schadenszahl zu reduzieren und dadurch unsere Versicherungsprämie erheblich reduziert", berichtet Lege. Falls doch ein Schaden eintritt, werde dieser sehr genau analysiert, damit ein Crash nach gleichem Muster nicht erneut passiert.

Wiedmann & Winz legt hohen Wert auf Fahrerschulungen

Überhaupt kommt Schulungen eine hohe Bedeutung zu – sei es mit Blick auf Ladungssicherung oder eine ökonomische Fahrweise. Das Streben nach geringem Verbrauch resultiert auch aus der Fleetboard-Note. "Jeder weiß, wo er steht und versucht, sich zu verbessern", sagt Lege. Durch die Vielzahl an Maßnahmen sei es gelungen, den Durchschnittsverbrauch der Flotte auf 27 Liter zu senken. Die Actros mit dem neuen Motor OM 471 kämen gar auf unter 26 Liter.

Dabei fährt Wiedmann & Winz nicht primär Volumengüter, sondern eher schwere Teile für die Automobilindustrie oder wie im Fall von Heidelberg für den Maschinenbau. Wer letztere fährt, darf sich glücklich schätzen – und wie Salvatore Billeci die vorbeiziehende Landschaft auf der Bodenseefähre in vollen Zügen genießen.

Potenzial bei der Digitalisierung

  • Disponenten brauchen clevere Systeme: Beim Thema Effizienz ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Mit herkömmlichen Mitteln lässt sich aber nicht mehr viel heraus holen, so die Überzeugung von Wiedmann & Winz-Chef Dr. Micha Lege. "Signifikante Effizienzsteigerungen können wir nur durch die Digitalisierung erreichen", sagt er. Den Leerfahrtenanteil von zehn Prozent bei Wiedmann & Winz hält er für nicht schlecht. "Wir wollen durch Nutzung digitaler Systeme aber noch weiter vorankommen." Transparenz und offene IT-Lösungen seien hier das oberste Gebot. Der Disponent müsse mit einem System arbeiten, das Zugriff auf eine Vielzahl an Daten habe, zu denen auch die Rückladungssituation und die voraussichtlichen Wartezeiten an den Rampen gehören. Es müsse die voraussichtliche Ankunftszeit des Lkw unter Berücksichtigung von Live-Verkehrsdaten berechnen können, die Restlenkzeit der Fahrer im Blick haben sowie Zugang zu Ladungsdaten und Frachtenbörsen haben.
  • Datenautobahn als Lebensnerv der Logistik: "Fahrer- und Fahrzeugdaten bekommen wir über Fleetboard heute schon genügend. Unsere Lkw müssen an die Datenautobahn angeschlossen werden, die immer mehr zum Lebensnerv  unserer Logistik wird", sagt Lege. Um den Transportprozess besser steuerbar und effizienter zu gestalten, brauche man eine optimale Vernetzung aller Mitspieler: der Lkw, Trailer, Verkehrsinfrastruktur, Frachtenplattformen und Verlader. Habe man bei einem Transport von Stuttgart nach Hamburg drei Entladestellen, leere sich der Lkw sukzessive. "Wenn ich wüsste, wo ich in der Nähe der jeweiligen Entladestellen unter Berücksichtigung von freiem Laderaum auf dem Trailer, Verkehrssituation, Restlenkzeit, Rampenwartezeiten, technischem Fahrzeugzustand und Zeitfenstern der noch nicht abgearbeiteten Aufträge ich in unmittelbarer Nähe der Abladestelle gleich wieder eine passende Ladung aufnehmen kann, wäre das ein echter Effizienzgewinn", sagt Lege. "Da müssen wir hin."
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