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Rollendes Klassenzimmer 2013 Klasse Fahrt

Rollendes Klassenzimmer 2013, Evobus Foto: Karl-Heinz Sellig 15 Bilder

Jubiläum: Das "rollende Klassenzimmer" feiert sein Zehnjähriges. Die Tour führt zu MAN und Evobus. Sarah berichtet.

Diese Woche war alles anders. Normalerweise sind wir BKF-Azubis entweder allein im Lkw unterwegs oder in der Berufsschule. Jetzt aber ging es unter anderem nach München und Ulm – allerdings nicht zum Spaß. Naja, zumindest nicht hauptsächlich. Wir, das sind 36 Berufskraftfahrer-Azubis der Werner-von-Siemens-Schule in Wetzlar. Dort gibt es seit zehn Jahren das „rollende Klassenzimmer“: Ein multimedial ausgerüsteter Bus fährt eine Woche lang ausbildungsrelevante Stationen und Unternehmen ab. Dieses Mal waren wir die glücklichen Azubis aus dem zweiten Lehrjahr, die das Vergnügen hatten. Die Vorfreude merkte man uns schon eine ganze Weile an, auch wenn wir durch das straffe Programm kaum etwas von den Städten mitbekommen sollten.

Erster Tag: MAN Truck Forum München

Am ersten Tag besuchten wir gemeinsam das MAN Truck Forum München und absolvierten eine theoretische Weiterbildung in Sachen Technik und Ladungssicherung. Hinzu kam eine Einweisung für die Fahrzeuge, mit denen wir es die nächsten zwei Tagen zu tun haben würden. Wir wurden über die Neuerungen der Euro-6-Fahrzeuge informiert, vor allem über die komplizierte Technik zur nochmaligen Senkung der Abgasemissionen. Auch auf das teilweise veränderte „Gesicht“ der neuen TG-Generation wiesen die Gastgeber hin. Für die Azubis, die im Alltag ­keinen MAN fahren, gab es eine grundsätzliche Vorstellung der Klassen und Bezeichnungen.

Die Fahrzeugeinweisung hielten die MAN-Leute relativ allgemein, da sie uns in den nächsten zwei Tagen noch an den Fahrzeugen direkt erklären sollten, was wie funktioniert.

Ladungssicherung ist immer wieder ein beliebtes Thema bei Weiterbildungen. Leider ist die Theorie oft sehr trocken, doch wir hatten Glück: MAN hat einen speziellen Lasi-Auflieger, an dem verschiedene Formen der Ladungssicherung präsentiert werden. Da die Zugmaschine leider nicht verfügbar war, um den Trailer zum Forum zu holen, haben wir uns eben in unseren Bus gesetzt und sind hingefahren, um uns das Ganze anzusehen und erklären zu lassen.

Auf dem Programm: Fahrsicherheits- und Offroadtraining

An den nächsten beiden Tagen hieß es früh aufstehen. Dienstag und Mittwoch ging es jeweils um sechs Uhr wieder zum MAN Truck Forum. Dort teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die eine fuhr nach Augsburg zum ADAC-Trainingscenter, um das Fahrsicherheitstraining zu absolvieren, die andere machte sich auf nach Unterwattenbach zum Offroad-Training bei Isar-Kies. Am Tag darauf wurde getauscht.

Vor Ort wurden wieder Gruppen gebildet. Die erste fing mit dem Theorieteil an, die zweite ging direkt zu den Lkw, erhielt die Fahrzeugeinweisung und startete in die erste Übung. Nach einer Weile tauschten alle, sodass jede Gruppe je zweimal einen Theorie- und einen praktischen Teil absolvierte.

Doch zuerst zum Fahrsicherheitstraining: Der eine oder andere hatte doch mächtig Respekt davor. Sei es, weil man Situationen, in denen es brenzlig wird, normalerweise durch eine defensive Fahrweise schon zu verhindern versucht. Oder sei es, weil manche von uns noch nie einen "richtigen" Lkw fahren durften. Einige der Azubis lernen bei Speditionen, in denen vorwiegend 7,5-Tonner eingesetzt werden. Dort besteht schlicht und einfach nicht die Möglichkeit, große Lastwagen zu fahren.

Schüler testen Bremsverhalten auf Eis

Als Erstes testeten wir das Bremsverhalten bei nasser Fahrbahn und Schnee beziehungsweise Eis, und was passiert, wenn das ABS ausfällt. Die winterlichen Verhältnisse wurden durch eine bewässerte Gleitfläche simuliert. Richtig interessant wurde es dann beim Ausweichen und zum krönenden Abschluss hatten wir eine Ausweichübung auf der Gleitfläche mit zwei Hindernissen bei neun Prozent Gefälle. Alles in allem ein Training, das unserer Meinung nach jeder Fahrer gemacht haben sollte, sowohl Pkw- als auch Lkw-Fahrer. Klar, man sollte durch vorausschauendes Fahren möglichst nicht in solche Situationen kommen, aber vielleicht wird durch diese Übungen doch der eine oder andere Unfall verhindert.

Etwas gröber wurde es dann beim ­Offroad-Training. Was die Gruppeneintei­-
lung angeht, lief es wie am Tag zuvor. Der theoretische Teil bezog sich dieses Mal fast ausnahmslos auf die Technik. Ausgleichsgetriebe und Sperren, permanenter oder zuschaltbarer Allrad – was verhält sich wie und wird bei welchen Aktionen eingesetzt?

Da wir in einer Kiesgrube fuhren, in der normaler Arbeitsbetrieb herrschte, hatten wir uns auch an diverse Regeln zu halten. Zwischendurch kam die fahrende Gruppe immer mal wieder zusammen und bekam noch mal verdeutlicht, was wir in der Theorie besprochen hatten: Wie wirken die einzelnen Sperren und was verändert sich am Fahrverhalten, besonders bei Kurvenfahrt?

Gefälle von 60 Prozent flößt Respekt ein

Ähnlich wie beim Fahrsicherheitstraining flößte hier allerdings ein Gefälle von etwa
60 Prozent oder die Tatsache, dass man bei Unachtsamkeit doch auch mal einen Kipper auf die Seite legt, einigen von uns ordentlich Respekt ein. Trotzdem haben wir alle unser Training erfolgreich absolviert. Es hat sich auch keiner vor der Abschlussrunde ­gedrückt, die von unten wesentlich harmloser aussah, als sie war. Zur Feier des Tages durften wir mit zwei der Lastwagen zurück nach München fahren. Wieder ein absolut gelungener und lehrreicher Tag.

Am Donnerstag folgte das nächste Highlight: Wir wechselten die Perspektive und sprachen mit den Beamten des BAG über ihre Arbeit. Was uns etwas erschreckte, war die Erkenntnis, dass leider deutschlandweit keine Einigkeit herrscht – besonders was das Thema Ladungssicherung angeht. Man wird in Bayern kontrolliert, dort ist alles perfekt. Dann geht’s weiter und in NRW wird man möglicherweise wieder angehalten und dort ist keiner zufrieden mit der Sicherung. Damit müssen wir als Fahrer irgendwie klarkommen, lautet die Lektion dieses Tages. Jeder der Beamten hat uns Rede und Antwort gestanden. Unser Fazit für heute: BAGler sind keine Feindbilder, sondern auch nur Menschen, die ihre Arbeit machen.

Werksbesichtigung bei Evobus

Auf dem Rückweg nach Wetzlar wartete schließlich unser letztes Event: eine Werksbesichtigung bei Evobus in Neu-Ulm. Als wir dort ankamen, fuhren wir zuerst eine Runde über das komplette Werksgelände – mit unserem Bus, versteht sich. Dabei bekamen wir grob erklärt, was sich in welcher Halle abspielt. Darauf folgte ein kurzer Vortrag über die Entstehung von Evobus samt aktueller Daten und Fakten. Auch in der Busbranche spielt Euro 6 natürlich eine große Rolle, wobei wir hier nicht so detailliert über die Technik informiert wurden wie bei MAN.

Wieder in zwei Gruppen aufgeteilt, ging es zu Fuß durch die Produktionshallen. Angefangen von der Sitzfertigung über die einzelnen Takte der Montage bis hin zum Innenausbau und der Lackierung. Da wird einem als Lastwagenfahrer erst klar, was es bedeutet, wenn wir nicht pünktlich liefern und es dadurch im schlimmsten Fall zum Produktionsstopp kommt.

Alles in allem war es eine absolut erfolgreiche, informative und lehrreiche Woche. Zwar anstrengend, aber auch ein Erlebnis der besonderen Art. Inzwischen hat uns längst der Alltag wieder.

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