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Region Berlin-Brandenburg Senatorin will Wirtschaftsverkehr neu ordnen

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) plant, die Mobilität in der Hauptstadt besser zu vernetzen. Dazu gehören auch mehr Urban-Hubs und Lastenfahrräder für die Belieferung auf der letzten Meile.

trans aktuell: Frau Günther, Berlin wächst seit Jahren. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Region Berlin-Brandenburg bundesweit die höchste Pendlerquote hat. Doch das Verkehrsnetz ist bereits jetzt an vielen Stellen überlastet. Welche konkreten Verkehrskonzeptionspläne haben Sie, die dieser Entwicklung Rechnung tragen?

Günther: Wir haben uns im Koalitionsvertrag ehrgeizige Ziele gesetzt. Wir arbeiten daran, die Mobilität in der Stadt viel besser zu vernetzen. Radverkehr, öffentlicher Nahverkehr, Individual- und Wirtschaftsverkehr müssen stärker aufeinander abgestimmt werden. Das ist auch wichtig für die Berufspendler und Lkw-Fahrer. Gemeinsam mit Brandenburg und der Deutschen Bahn werden wir die Verkehrskorridore festlegen, die schwerpunktmäßig ausgebaut werden müssen.

In Stuttgart drohen beispielsweise ab 2018 Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Der Lieferverkehr basiert nahezu ausschließlich auf dieser Antriebstechnologie. Planen Sie für die Hauptstadt ähnlich drastische Einschnitte?

Beim Thema Stickstoffoxide ist in erster Linie die Autoindustrie in der Pflicht. Die Hersteller müssen dafür sorgen, dass die Dieselmotoren auch im realen Betrieb die Werte einhalten, die angegeben und versprochen wurden. Um die Belastung mit Stickoxiden kurzfristig zu verringern, wollen wir den Verkehr auf ausgewählten Abschnitten von Hauptstraßen durch bessere Ampelschaltungen und Tempo 30 verstetigen. Fließender Verkehr verursacht weniger NOx in der Luft als ständiges Stop-and-go.

Laut der Koalitionsvereinbarung soll ein neues Citylogistik-Konzept erarbeitet werden. Wie ist der Stand?

Es finden verschiedene Workshops mit Interessenvertretenden des Wirtschaftsverkehrs sowie der beteiligten Behörden statt, wie zum Beispiel der Wirtschaftsförderung Berlin und Brandenburg. Unser Integriertes Wirtschaftsverkehrskonzept soll nach jetziger Planung 2018/2019 in einer neuen Fassung vorliegen. Uns ist es wichtig, die einzelnen Verkehrsarten nicht isoliert zu betrachten. Deswegen stimmen wir im Stadtentwicklungsplan Verkehr die Strategien für den Rad- und Fußverkehr, den Nahverkehr und den Wirtschaftsverkehr aufeinander ab, damit diese optimal ineinander greifen. Mit dem neuen Mobilitätsgesetz schaffen wir hierfür die gesetzliche Grundlage.

Regine Günther, Verkehrssenatorin Berlin Foto: Die Hoffotografen GmbH Berlin
Sie favorisieren die Entwicklung von sogenannten Urban-Hubs und die Belieferung auf der letzten Meile mit Lastenfahrrädern. Wie realistisch ist dieses Projekt bereits?

Lastenfahrräder bieten das Potenzial, den Lieferverkehr auf der letzten Meile nachhaltig zu gestalten. Im Rahmen des Projektes "Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die KEP-Branche" werden Pakete und Kuriersendungen per Lastenfahrrad zugestellt. An dem Pilotprojekt sind alle großen Zusteller beteiligt. Derzeit läuft die konkrete Standortplanung für die Mikro-Depots. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor, aber sobald diese Frage geklärt ist, kann das Projekt weiter vorangetrieben werden.

Sind Sie bei den Plänen für die Citylogistik mit den Transportverbänden Berlins im Gespräch?

Diese Akteure sind in den Prozess der Neuauflage des Wirtschaftsverkehrskonzepts eingebunden. Die Fuhrgewerbe-Innung Berlin-Brandenburg ist außerdem erneut fester Partner bei der Erarbeitung des Stadtentwicklungsplanes Verkehr und die Innung ist Mitglied des runden Tisches Mobilität und Verkehr.

Welche Signale haben Sie bereits von den drei Verbänden erhalten und wo sehen Sie Kompromisslösungen, um sowohl dem Transportgewerbe als auch der Koalitionsvereinbarung gerecht werden zu können?

Bei einer umweltgerechten und stadtverträglichen Gestaltung des Lieferverkehrs sind unterschiedliche Ansprüche abzuwägen und auszubalancieren. Die Verbände legen die Interessen der Mitglieder dar, diese Punkte gehen in den Abwägungsprozess ein. Ergebnisse liegen – aufgrund der noch laufenden Prozesse – bislang nicht vor.

Zur Person

  • Regine Günther wurde 1962 in Kaiserslautern geboren
  • Studium in Heidelberg, Madrid und Berlin
  • berufliche Stationen bei der Berliner Energieagentur und der Umweltstiftung WWF (ab 2015 als Generaldirektorin Politik und Klima)
  • seit 8. Dezember 2016 Berliner Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (parteilos)
  • verheiratet, eine Tochter
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