Rallye Breslau 2012 Blitz, Donner, Emotionen

Rallye Breslau Foto: Gergi Stefanov, Michael Abendroth 15 Bilder

Die 19. Rallye Breslau (aber erst die 18. klassische Breslau) ist Geschichte. Am vergangenen Wochenende endete die diesjährige Auflage des Off Road-Klassikers im Tagebau bei Hohenmölsen.

Pokal für Michi Kotterer

Am Ende wird es richtig emotional: Gerade hat das MZB Racing-Team aus Limbach-Oberfrohna mit Fahrer Patrick Töpfer, Navigatorin Inga Budde und Mechaniker Rainer Heinzig die tolle Sieger-Trophäe für ihren Sieg bei den leichten Lkw erhalten, als Patrick das Moderatoren-Mikro entert und mit tränenerstickter Stimme verkündet, dass er seinen Sieg und die Trophäe Michael Kotterer widmet, jenem ebenfalls jungen Trial- und Rallyepiloten, der seit nunmehr einem dreiviertel Jahr um seine Rückkehr in ein normales Leben kämpft. Kotterer, im  vergangenen Jahr am Mittwoch als Führender in der Lkw-Wertung ausgeschieden, war im vergangenen Oktober als unbeteiligter Beifahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt wurden und damals lebensgefährlich verletzt worden. „Ich widme diesen Pokal einem, der erheblich härter und länger zu kämpfen hat als wir in der zurückliegenden Woche,“ schickt Patrick Töpfer unter dem schallenden Beifall der rund 1.000 Anwesenden die gebündelte Genesungs-Power Richtung Rehas-Klinik im Allgäu, wo schon in den nächsten Tagen der Pokal als Motivationshilfe neben dem Krankenbett von Michael Kotterer stehen soll. Zuvor haben sich bereits die im Ziel angekommenen Trucks zu einem Gruppenfoto formiert und ein Banner mit Genesungswünschen für ihren Rallye-Truckerkollegen Michi entrollt.

Emotionale Höhepunkte

Die Solidaritätsadresse an Michi Kotterer ist wohl der emotionale Höhepunkt einer Siegerehrung, bei der die Gefühle mindestens so überschwappen wie an den Tagen zuvor die himmlischen Wassermassen. Diesmal im polnischen Norden in Sulinowo gestartet, müssen sich die Teams nicht nur mit den üblichen harten Breslau-Bedingungen herumschlagen. Diverse Unwetter gehen während der acht Breslau-Tage über den Camps und entlang der Strecke nieder. Das führt sogar zur Verkürzung der gefürchteten „Hannibal“, der donnerstäglichen Marathonetappe, die weit in den Süden bis ins Dreiländereck Polen/Deutschland/Tschechien führt. Im Zielgebiet gibt es größere Überflutungen – Abbruch und Neutralisation des letzten Abschnittes. Macht aber nix.
„Das ist doch typisches Breslau-Wetter,“ ist dann auch von den ermatteten Teilnehmern am letztlich sonnigen Ziel in Hohenmölsen zu hören. Besonderes Gimmick hier: Mit Ausnahme der (zu hohen!) Trucks sausen die Ankömmlinge am Rallyeende Schweinwerfer-beleuchtet und Lautsprecher-moderiert mitten durchs Festzelt!

Mangelndes Selbstverständnis

Hier haben die Organisatoren versucht, eine besondere Atmosphäre zu schaffen, nachdem die Anfrage nach einem Showziel in Leipzig trotz massiver Unterstützung durch den MDR mit Hinweis auf die bestehende Umweltzone abgebürstet wurde. Seltsam für eine Stadt, in der Porsche und BMW Autos bauen. Da mangelt es wohl am Selbstverständnis als „Autostadt“!
Die Starterlisten vermerken zu beginn der „Breslau“ 57 Bikes, 14 Quads, 15 Side by Side-Buggies 116 Geländewagen und 35 Trucks, 20 davon schwerer als 7,5 Tonnen. Die Nationenwertung unter den aus 14 Staaten gemeldeten Startern führen Deutschland mit 74 und Frankreich mit 65 Startern deutlich an, gefolgt von Polen (30) und den Niederlanden (19). Sind viele neue Namen auf der Liste, so ist besonders bei den „Oranjes“ nicht nur ein deutlicher Rückgang der Starterzahlen zu vermelden. Es fehlen auch einige bekannte Namen der Truck Sport-Szene.

Wenige Ausfälle

Die Ausfälle bei den Lkw halten sich in Grenzen. Besonders ärgerlich: Das erstmals mit zwei Trucks angetretene Team Ostaszewski (Vater Krysztof mit dem Zetros und Sohn Grzegorz mit dem altbekannten Ural-Volvo) reisten ebenso einen Tag vor Schluss ab wie die Familie Neubert, die mit dem Ex-Kotterer Trialauto in aussichtreicher Position liegend ebenfalls am vorletzten Tag aufgeben, aber noch mit Platz acht in die Wertung einfließen.
Spannend bis zum letzten Kilometer die Wertung bis 7,5 Tonnen. Hier liegt am Vorabend des Finaltages das MZB Team Töpfer/Budde/Heinzig knapp vor den Unimog-Markenkollegen Steffen Braun und Rainer Ulrich und dem schnellen 416er des belgischen Teams Peumans/ de Boer.
Am Ende gewinnt das MZB-Team mit 16 Minuten Vorsprung vor Peumans/de Boer und Braun/Ulrich. Die retten sich mit letzter Kraft durch den Zielbogen: Kupplung verraucht! Da werden Erinnerungen an 2011 wach, als am Braun-Mog in aussichtreicher Position mit dem Sieg im Blick die Getriebeglocke platzte.

Hattrick für Chemnitz
 

Bei den großen Trucks hätte für die nächtliche Sieger-Moderation ein Tonband des Vor- oder Vorvorjahres aufgelegt werden können. Denn das Siegerteam heißt zum insgesamt vierten Mal und zum dritten Mal in Folge Harald Chemnitz, Philipp Beier und Thorsten Möller. Das ist dann wohl ein klassischer Hattrick! Platz zwei holt sich einer, der erst 2010 sein Breslau-Debut als Beifahrer erfahren hat: Robert Striebe, MAN-Fahrer aus Gera, ist bei seinem zweiten Einsatz mit eigenem Truck zusammen mit Josefine Bachmann-Unger und Michael Bräunlich erfolgreich. Die dritte Stufe des Treppchens erobern Oliver Leyh, Nico König und Markus Kemmerzehl (Kühndorf/MAN). Bemerkenswert: Für den schnellen Chemnitz-IFA stehen in der Schlussabrechnung gerade mal 31 Stunden, 29 Minuten und 44 Sekunden als Zeit in Wertung. Schon Robert Striebe braucht fast neun Stunden länger (40:17:32). Die Sieger in der kleinen Truck-Klasse – Töpfer/Budde/Heinzig  – benötigen sogar nur 28:05:05. Bei den Geländewagen hätte es damit zu Platz neun gereicht!
 
Sieger waren nach der turbulenten Woche alle, die das Ziel in Hohenmölsen gesehen haben. Zum Mythos der weltgrößten Amateur Off Road-Rallye wurde ein weiteres Kapitel geschrieben!

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