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Pfenning Logistics Appetit auf Schokolade

Foto: Pfenning Logistics

Wie hat der Logistikdienstleister Pfenning den überraschenden Verlust eines Großkunden verschmerzt? Geschäftsführer Uwe Nitzinger berichtet, wie es weitergeht.

Er mag gern Schokolade. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Naschkatze wünscht Uwe Nitzinger sie sich aber nicht tafel-, sondern gleich palettenweise. Der Geschäftsführer von Pfenning Logistics könnte von heute auf morgen Tausende, ja Zehntausende Paletten davon einlagern.

Platz hat Pfenning genug, hier zeigt sich das Unternehmen von seiner Schokoladenseite: Das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Multicube Rhein-Neckar in Heddesheim bei Mannheim ist ein Logistikzentrum, das – was die schiere Größe angeht – seinesgleichen sucht. Es besteht aus zwei riesigen Baukörpern (650 und 450 Meter lang), 65 Meter voneinander entfernt, und bietet auf mehr als 100.000 Quadratmetern in elf Hallenabschnitten 180.000 Palettenstellplätze.

Genug Platz in der Wohlfühlzone

Für Schokolade spricht, dass Pfenning entsprechende Kühlbereiche vorhält – darunter auch einen in der Schoko-Wohlfühlzone von 10 bis 20 Grad. Für das Kakao-Naschwerk spricht auch, dass es sich um einen Schnelldreher handelt. Die intelligente Lagertechnik – konkret eine fahrerlose Elektro-Bodenbahn mit etlichen Wägen, welche die Paletten an die entsprechenden Regalgänge und retour befördern – wäre prima eingesetzt und ausgelastet.
Es muss aber nicht zwingend Schokolade sein. Doch Waren aus der Rubrik Fast Moving Consumer Goods – dazu zählen neben Lebensmitteln auch Wasch- und Putzmittel oder Produkte zur Körperpflege – sollten es schon sein. "Wir brauchen die entsprechende Drehzahl und eine Kühlung, wie sie für Schokolade ideal wäre", erzählt Nitzinger im Gespräch mit trans aktuell.

Fest steht, dass der Verlust des Großkunden Mondelez eine Lücke hinterlassen hat, nachdem er seine Zusammenarbeit mit Pfenning zum September 2013 nach nur einem Jahr überraschend gekündigt hatte. Für ihn hatte der Logistikdienstleister Kaffee, Frischkäse und Schokolade eingelagert, kommissioniert und entsprechende Mehrwertdienste wie den Display-Bau ausgeführt. Pfenning betrieb für den Konzern dessen Südlager. Auf rund 30.000 Quadratmetern wurde eine Kapazität von 40.000 Palettenstellplätzen zur Verfügung gestellt.

Wie groß ist die Lücke, die Mondelez hinterlässt?

Doch das ist nun Geschichte. Viel wurde seitdem über Pfenning spekuliert. Wie ist es um das Unternehmen bestellt, welche Spuren hat die Trennung hinterlassen? "Man muss das nicht schönreden: Einen Kunden dieser Größe kann man nicht mit einem Fingerschnipp ersetzen", betont Nitzinger. Doch habe das Unternehmen in der Folge die Vertriebsaktivitäten erheblich ausgeweitet. Und die ersten Früchte wurden auch schon geerntet: So sind die Hallenabschnitte wieder gut gefüllt. Wo einst Kaffee und Kakaoprodukte lagerten, stapeln sich heute auf Europaletten Kartons mit Pürierstäben, Föns oder Kinderstrickjacken.

In einem weiteren Abschnitt herrscht emsiges Treiben. Dutzende Mitarbeiter pflücken unterschiedlichste Artikel aus Bananenkartons, nehmen sie kritisch in Augenschein und führen sie neu zu artikelreinen Paletten zusammen. Zwei lange Sortierbänder unterstützen sie bei der Arbeit. Konkret wickelt Pfenning die deutschlandweiten Retouren für einen bekannten Discounter ab. Hier bezieht sich die Logistik aber auf den Non-Food-Bereich.
Ein zweiter Erfolg ist für  Geschäftsführer Nitzinger der Gewinn einer Ausschreibung für einen Kunden aus dem Bereich der Mitnahmemärkte, für den Pfenning neuerdings Lager- und Cross-Docking-Aktivitäten erbringt. Diese Aktivitäten finden in anderen Pfenning-Hallen der Region statt. "Wir werden als leistungsfähiger Dienstleister wahrgenommen", berichtet Nitzinger. Das belege auch die steigende Zahl der Anfragen zu Ausschreibungen, die in Heddesheim einträfen.

Schwarze Zahlen im laufenden Jahr

Zielsetzung sei es, für das laufende Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, wobei Nitzinger nicht verhehlt, dass das ein ehrgeiziger Plan ist. Nach einem Jahresüberschuss von 1,1 Millionen Euro 2012 war das Ergebnis der Muttergesellschaft KMP-Holding (KMP steht für die Initialen des Inhabers Karl-Martin Pfenning) infolge der Investitionen in das neue Logistikzentrum im Folgejahr defizitär. 2014 endete aufgrund des Großkundenverlusts erneut negativ. Noch sind die Zahlen für die beiden Jahre aber nicht veröffentlicht.

Fest vorgenommen hat sich das Unternehmen für 2015 auch, sich mit den Kunden stärker zu verzahnen. "Wir müssen die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser erkennen und verstehen, dann kann man Maßanzüge schneidern", sagt Nitzinger. Das Unternehmen kann mit einer eigenen Flotte von rund 600 ziehenden Einheiten Transportservices ebenso erbringen wie Kontraktlogistik.

Und das alles an etwa 40 Standorten. "Wir sind im Raum Hamburg, Hannover oder Berlin ebenso präsent, dürfen also den Blick nicht nur auf Heddesheim richten", sagt Nitzinger. Gleichwohl ist die richtige Auslastung des Multicube für die weitere Entwicklung des Unternehmens von Bedeutung. Und damit auch die Frage, ob Heddesheim bald wieder zur Schokoladenhochburg im Rhein-Neckar-Raum wird.

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