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Neue Absatzmärkte Paketdienste profitieren vom Online-Handel

Kurierdienst Foto: DPD, Nicole de Jong

Bei taggleichen Lieferungen nehmen Kurierdienste eine zentrale Rolle ein.

UPS erzielt Spitzengewinne. Die Deutsche Post DHL setzt ihren Wachstumskurs fort. Hermes stellt zu Weihnachten Rekordmengen zu und DPD Deutschland zählt mit einem Zugewinn von acht Prozent zu den stärksten Wachstumstreibern des Mutterkonzerns Geopost. Die Paketdienste verzeichnen Dank des boomenden Onlinehandels gute Bilanzen. Die deutschen Konsumenten kauften im vergangenen Jahr im Online- und Versandhandel Waren im Wert von 52 Milliarden Euro ein. Bekleidung ist dabei nach wie vor die mit Abstand beliebteste Kategorie. Das ergab eine Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh).

"Im Jahr 2015 hatte der Interaktive Handel vier Wachstumsquartale hintereinander", sagt bevh-Präsident Gero Furchheim. Die Kauflaune sei aufgrund der robusten Konjunktur und der niedrigen Zinsen stabil. Die Umsatzsteigerung sei eine Abstimmung per Maus-Click: "E-Commerce und Versandhandel stehen für mehr Auswahl, Service und modernes Einkaufserlebnis", fügt er hinzu.

Paketdienste bauen ihre Netzwerke stetig aus

Ein gutes Konsumklima und außerordentliches Innovationspotenzial begleiten die Branche des Online- und Versandhandels auch im Jahr 2016, heißt es in der Studie. Konservativ geschätzt geht der bevh von einem Plus von 4 Prozent auf 54,5 Milliarden Euro im Interaktiven Handel und einem Plus von 12 Prozent auf 52,5 Milliarden Euro im E-Commerce aus.

Gute Aussichten für die Paketdienste, die sich darauf einstellen, ihre Netzwerke stetig ausbauen und mit immer neuen Services aufwarten. So werden Paketkästen entwickelt, Kofferraum- und Drohnenzustellung getestet, Paketautomaten aufgestellt, neue Depots eröffnet, mit Kurierdiensten kooperiert, neue Netzwerkpartner gesucht sowie noch am selben oder mit Zeitfenster am nächsten Tag geliefert. Nicht zu vergessen, dass sich alle zum Prinzip der Nachhaltigkeit bekennen, klimaneutral transportieren und Fahrzeuge mit alternativen Antrieben testen oder einsetzen. Auch die Digitalisierung ist ein dominantes Thema der KEP-Dienste, nicht nur hierzulande.

Abholdienst mal andersherum

So hat sich die französische La Poste den Amazon Dash-Button, mit dem auf Knopfdruck Dinge des täglichen Bedarfs nachbestellt werden können, zum Vorbild genommen und mit dem Paketabholservice verknüpft. Der sogenannte Domino-Button wird im Brief- oder Paketkasten des Kunden angebracht und löst per Knopfdruck einen Abholauftrag aus. Der Kunde tippt auf seinem Smartphone die Empfängeranschrift ein und legt das unverpackte Produkt in seinen Brief- oder Paketkasten. Der Postbote holt die Sendung am nächsten Tag ab, verpackt und frankiert sie.

Eine steigende Zahl von stationären und regional ausgerichteten Händlern erkennt zudem zunehmend, dass der Wettbewerb durch Versandhändler das eigene Geschäft beeinträchtigt und dass der E-Commerce neue zusätzliche Absatzmärkte erschließen kann. Demnach bieten viele ihre Waren über Multichannel-, Cross- oder Omnichannel-Verkauf an. Das hat eine Untersuchung zu Entwicklungstrends von KEP-Diensten der MRU GmbH und des Institutes für angewandte Logistik IAL der Hochschule Würzburg ergeben.

Same Day Delivery-Anbieter Tiramizoo

Dabei kommt derzeit den in Deutschland tätigen Kurierdiensten eine zentrale Rolle zu. Sie sind laut Studie derzeit die einzigen KEP-Dienstleister, die in der Lage sind, den neuen Zeitansprüchen im E-Commerce-Handel bei der Auslieferung von lokalen stationären Einzelhandel vorrätigen Waren noch am selben Tag zu den lokalen Empfängern gerecht zu werden.

Das zeigt etwa das Beispiel des Same Day Delivery-Anbieter Tiramizoo, an dem DPD beteiligt ist. Stationäre Händler können ab sofort mit den Posman-Kassensystemen oder dem Warenwirtschaftssystem Trademan des Kassenexperten Poe eine taggleiche Lieferung anbieten, die Tiramizoo erledigt. Bei Bedarf können Händler auch live den Warenbestand anderer Läger einsehen, um stationär vergriffene Waren einfach per Kurier an die Haustür des Kunden liefern zu lassen. Tiramizoo bringt auch sperrige Ware nach Hause, während Kunden ihren Einkaufsbummel fortsetzen. Ein Ende der Fahnenstange an Services scheint längst noch nicht erreicht. Und die KEP-Dienste werden vermutlich auch nächstes Jahr wieder über Rekordmengen und gute Bilanzen jubeln.

"Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel"

Verbraucher wünschen sich eine immer flexiblere Zustellung. Empfänger greifen in die Abläufe der Dienstleister ein und steuern Pakete aktiv. Das Sendungsaufkommen schwankt stark saisonal, innerstädtische Verkehrsnetze sind zunehmend überlastet. Die Hochkonjunktur des Onlinehandels bringt die Dienstleister an ihre Grenzen. Onlinehändler werden plötzlich zu Logistikdienstleistern. Sie testen mitunter die fahrerlose Zustellung. Um mit der Konkurrenz aus der Internetwelt mithalten zu können, empfiehlt GS1 Germany, auf offene Identifikationsstandards wie NVE/SSCE und GS1-128 Barcode zu setzen. Auch Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP), plädiert für einen Paradigmenwechsel. "Je mehr Player aus der KEP-Branche auf die weltweit offenen GS1-Standards setzen, desto stärker können sie sich auf ihre Dienstleistung konzentrieren, anstatt sich über unternehmensinterne geschlossene Standards zu differenzieren", sagt er. Der BdKEP kooperiert bei der Umsetzung mit GS1.

Sendungen sollten über Unternehmensgrenzen hinweg verfolgt und zwischen den Dienstleistern getauscht werden können. "Die technischen Voraussetzungen und die Infrastruktur existieren schon heute", fügt Oliver Püthe, Senior Branchenmanager Logistik bei GS1 Germany hinzu.

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