Nachhaltiger Transport Der Fahrer hat’s im Fuß

Scania Driver Training Foto: © Scania

Eine Fahrerschulung in wirtschaftlicher Fahrweise ist das preiswerteste und effektivste Mittel, um Güter möglichst ressourcenschonend zu befördern.

Möglichst umweltschonend Güter von A nach B zu transportieren muss nicht immer mit finanziellem Mehraufwand einhergehen. Das preiswerteste und zugleich effektivste Mittel, um Sprit zu sparen, ist eine Schulung in wirtschaftlicher Fahrweise. Damit 
gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand. Die sogenannten Eco-Trainings zahlen sich innerhalb kurzer Zeit in barer Münze aus und die Umwelt profitiert von geringeren CO2-Emissionen.

Fahrerschulungen kosten vergleichsweise wenig und bringen viel

Für vergleichsweise geringe Kosten – eintägige Fahrerschulungen kosten je nach Anbieter ab 
350 Euro, Fleetboard ruft laut Homepage 850 Euro plus 150 Euro Anfahrtspauschale auf – sind im Mittel Verbrauchsersparnisse von fünf bis zehn Prozent möglich. Ein Wert, der so bei allen gängigen Anbietern – von Fahrzeugherstellern bis hin zu unabhängigen dritten Anbietern wie den Straßenverkehrsgenossenschaften (SVG), Dekra Akademie und einigen mehr – bestätigt wird. In der Spitze kann zwischen einem sehr gut und einem schlecht ausgebildeten Fahrer und je nach Einsatz- und Streckenprofil beim Verbrauch sogar 20 Prozent Differenz liegen. Daher sagt Projektleitern Claudia Grabenstedt vom Bildungsträger Dekra Akademie, dass Fahrerschulungen das wichtigste Instrument sind, wenn es um grüne Logistik geht.

Laut dem Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) machen die Kraftstoffkosten heute um die 30 Prozent der Betriebskosten eines Lkw aus. Damit steckt im Fahrerfuß das Potenzial, die gesamten Betriebskosten um 1,5 bis 3 Prozent zu verringern. Das klingt zunächst nach wenig, ist aber viel. Das verdeutlicht die Rechnung mit absoluten Zahlen. Im Falle eines modernen Lkw mit einem Verbrauch um die 30 Liter pro 100 Kilometer und einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern pro Monat entsprechen drei Prozent weniger Verbrauch immerhin 300 Liter Diesel im Monat. Je nach Dieselpreis sind also in zwei bis drei Monaten die Kosten eines Einzeltrainings wieder eingefahren.

Spritspar-Schulungen zählen als Bkf-Weiterbildung

Zudem sind solche Schulungen Teil des Weiterbildungsmoduls "Wirtschaftliches Fahren" im Rahmen der 35 Stunden andauernden Fortbildungspflicht und damit förderungsberechtigt durch den Bund. Kleine und mittelständische Unternehmen mit höchstens 250 Mitarbeitern können bis zu 70 Prozent der Kosten erstattet bekommen.

Zudem entspricht diese Einsparung pro Monat 795 Kilo CO2, die nicht mehr emittiert werden. Eine respektable Entlastung des CO2-Fußabdrucks – gerade dann, wenn die Lkw ordentlich ausgelastet sind.

Und doch haben laut einer Umfrage von Dekra Akademie nur ein Fünftel aller befragten Transportunternehmen solche Schulungen auch im Fokus. Angesichts der belegbaren großen Vorteile ein recht geringer Anteil.

Sprit sparen beim Fahren bedeutet: so schnell wie möglich auf die Reisegeschwindigkeit beschleunigen und dann den Tempomaten aktivieren sowie hohe Gänge und niedrige Drehzahlen halten. Eine Marschgeschwindigkeit von 80 bis 84 Kilometern in der Stunde reicht völlig aus, Spitzengeschwindigkeiten bis 90 Kilometer in der Stunde sollten tunlichst vermieden werden. Zwischen 84 und 90 Kilometern in der Stunde liegen rund zwei Liter Mehrverbrauch pro 100 Kilometer.

Hohes Tempo kostet Diesel, spart aber keine Zeit

Das Spitzentempo treibt also unnötig den Verbrauch in die Höhe, bringt aber in der Regel keinen Zeitvorteil. Im Gegenteil: Mit einem möglichst ausgeglichenen Reisetempo ist die Fuhre fünf bis sieben Prozent schneller am Ziel.

Vorausschauendes Fahren gehört ebenfalls dazu. Es gilt mit hohem Tempo in den Berg zu gehen, vor der Kuppe das Gas wegnehmen und die hohe Masse des Lkw schieben lassen. Stillstand ist dagegen zu vermeiden. Dafür sollte der Fahrer den Lkw vor einer Ortschaft oder einer roten Ampel ausrollen lassen.

Auch der Einsatz moderner Assistenztechnologie will gelernt sein. So kann ein Tempomat ohne GPS-basierter Topografie-Erkennung in welligem Terrain von Nachteil für den Verbrauch sein. 
Er würde bei kurz aufeinanderfolgenden Hügeln nach dem jeweiligen Gefälle das Gas wegnehmen und die Überschussgeschwindigkeit vernichten, statt sie in die nächste Steigung mitzunehmen. Auch ein Abstandstempomat will richtig eingestellt werden, nämlich auf größtmöglichen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und geringe Empfindlichkeit. Das verhindert Sprit fressendes Geschwindigkeitspendeln.

Qualifizierte Fahrer haben bessere Chancen

Fahrerschulungen sind nicht nur ein Vorteil für Umwelt und Geldbörse des Flottenbetreibers. Auch der Fahrer profitiert davon. Die Qualifikation sichert seinen Arbeitsplatz, denn kompetente Fahrer sind Mangelware. Aus dem Zusammenspiel von Training und ständiger Analyse, etwa durch Telematik, wächst bei den meisten Lkw-Profis der Ansporn, sich ständig zu verbessern. Ein halber oder mal ein drittel Liter weniger Verbrauch stacheln den Ehrgeiz des Fahrers an und heben sein Selbstbewusstsein. Die Schulungen sollten mindestens alle zwei Jahre – oder noch besser jährlich – wiederholt werden, damit sich das Wissen dauerhaft festigt.

Es gibt also kaum ein besseres Mittel als ein Eco-Training, nachhaltig Güter zu transportieren oder Personen zu befördern. Umweltschutz, die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmers und das Interesse des Fahrers an einem sicheren und erfüllenden Job lassen sich auf diese Weise unter einen Hut bringen.

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