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Max Wild im Porträt Schwer in Fahrt

Foto: Fa. Max Wild

Das Unternehmen Max Wild will im Schwerlast- und im Transportbereich mehr Komplettleistungen anbieten.

Asphaltgrau ist oft das ­Arbeitsumfeld der Firma Max Wild aus Berkheim im Landkreis Biberach. Grün und Orange aber sind die Hausfarben des Unternehmens, dessen Schwerpunkte Bau, Abbruch und Logistik sind. Grün und Orange – daran erkennen auch die Kindergartenkinder des Ortes und die Schüler der umliegenden Schulen die Fahrzeuge der Firma. Häufig lädt sie in den Sommerferien den Nachwuchs auf ihr Betriebsgelände ein, um die großen Fahrzeuge aus nächster Nähe zu betrachten und sich mal selbst hinter das Steuer einer Baumaschine zu setzen. Am 11. Oktober besteht das nächste Mal die Gelegenheit dazu – aus Anlass des 60-jährigen Bestehens lädt das Familienunternehmen zu einem Tag der offenen Tür.

Gegründet 1955, ist heute mit den Geschwistern Max, Elmar, Jochen und Roland Wild die zweite Generation federführend, auch die dritte Generation arbeitet im Familienbetrieb bereits mit. Die vier Brüder verantworten als Geschäftsführer die unterschiedlichen Geschäftsbereiche. Denn aus dem vom Vater aufgebauten Fuhrbetrieb hat sich im Laufe der Jahre ein Spezialist auf vielen Gebieten  entwickelt – im Abbruch, beim Flächenrecycling, in Tiefbau und Erdbau, Horizontalbohrtechnik und Rohrleitungsbau, im Bereich Kiesvertrieb und Transportdienstleistungen sowie im Schwerlasttransport.
Diesen Geschäftsbereich leitet der jüngste der Wild-Brüder, Jochen Wild (40). "Wie in den anderen Geschäftsbereichen ist auch in der Logistik unser Ziel, dem Kunden ein Sorglos-Paket anzubieten", sagt er.

Schwer- und Sondertransporte als Spezialgebiet

Der Wild-Logistikbereich wickelt vornehmlich Schwer- und Sondertransporte ab – das größte Fahrzeug ist ein Mercedes Actros SLT mit einem Zuggesamtgewicht von 250 Tonnen. 25 Fahrzeuge sind fast täglich im Einsatz.

Das Projektteam übernimmt etwa für einen großen Baumaschinenhersteller der Region oder für Maschinenbauer die Verbringung ihrer schweren beziehungsweise übergroßen Produkte zum Kunden. Im Bereich Europa nutzt das Unternehmen dazu so weit wie möglich die eigenen Fahrzeuge, beim weltweiten Transport organisiert das Team den Luft- oder Seetransport und die Verzollung. Um für dieses Projektgeschäft auch bei internationalen Kunden zu werben, nutzt Max Wild mittlerweile nicht nur die Messe Transport Logistic in München, sondern war nun erstmals im Rahmen eines Gemeinschaftsstandes des Logistik-Clusters Schwaben auf der Messe Logitrans in Istanbul vertreten. "Das war erfolgreich – wir haben außerordentlich gute Kontakte geknüpft."

Für die Zwischenlagerung der schweren Güter steht eine Lagerhalle mit einem 63-Tonnen-Kran und 6.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. In naher Zukunft soll das Lagerangebot um zusätzliche 4.000 Quadratmeter und um ein Schwerlast-Hochregallager erweitert werden. "Dann können wir auch ein Getriebe mit fünf Tonnen Gewicht in die dritte Etage des Regallagers nehmen", sagt Wild.

Nicht nur Planung und Transport, sondern auch Montage

Um das Komplettangebot zu vervollständigen, bietet Jochen Wild seit September für seinen Bereich einen neuen Service an: Der Dienstleister übernimmt nicht nur Planung und den Transport an sich, sondern kann ab sofort am Zielort auch die Montage des Frachtguts übernehmen – bei einer CNC-Fräsmaschine etwa dafür sorgen, dass sie in die vorgesehene Halle kommt und sie richtig montiert und damit einsatzbereit ist. Das könnte den Kunden erheblich Arbeit abnehmen. 

Alles aus einer Hand

"Alles aus einer Hand" soll es auch verstärkt im Bereich der Transportdienstleistungen heißen – auch hier wollen die Brüder Wild den Anteil der Projektabwicklungen und damit das Serviceangebot für die Kunden vergrößern. Rund 60 Lkw bedienen zahlreiche externe Kunden etwa mit Teil- und Komplettladungen, vor allem im Nahverkehr im Gebiet Oberschwaben, Allgäu und bis nach München. Zusätzlich übernimmt das Transportteam einen Teil der Schüttguttransporte für die anderen Wild-Geschäftsbereiche, etwa Baustellenbelieferungen oder Recyclingtransporte.

In das Servicekonzept fügt sich außerdem ein geplanter Neubau der eigenen Werkstatt ein, die auch Dekra-Stützpunkt und ebenfalls ein eigenständiger Geschäftsbereich ist. Gewartet werden nicht nur die insgesamt 90 Lkw, sondern darüber hinaus die rund 520 Baumaschinen. "Eine Erneuerung der Werkstatt bietet uns zum einen die Möglichkeit, noch mehr an unseren Fahrzeugen selbst zu machen, zudem könnten wir unsere Dienste künftig verstärkt Fremdkunden anbieten", sagt ­Jochen Wild.

Voraussetzung für ein weiteres Wachstum sind zudem die rich­tigen Mitarbeiter. "Der Tradition verpflichtet, der Region verbunden, unseren Mitarbeitern dankbar" lautet ein Spruch, der in großer Schrift vor dem Bürogebäude angebracht ist. "Unser Pluspunkt ist, dass wir sehr viel selbst ausbilden", sagt der Logistik- und Personalchef. 19 neue Auszubildende in zehn Ausbildungsberufen haben zum 1. September bei dem Unternehmen angefangen, darunter auch Berufskraftfahrer-Azubis. Die Azubi-Quote liege mit rund 40 Auszubildenden insgesamt bei zehn Prozent.

Zehn verschiedene Ausbildungsberufe

Dafür trommelt das Unternehmen aber auch – etwa mit einem Azubi-Werbespot, der im regionalen Kino gezeigt wird. "Bei zehn verschiedenen Ausbildungsberufen findet jeder Interessierte etwas. Zudem haben wir als Familienbetrieb eine große soziale Komponente und eine starke Zusammengehörigkeit – das beeindruckt auch die jungen Leute." Und die kennen das Erscheinungsbild der Firma – grüne Lkw, oranges Logo – nicht nur von den Baustellen in der Region, sondern eben auch vom Ferienprogramm des Kindergartens oder dem Schulklassenbesuch.

Alles also im grünen Bereich? Jochen Wild will sich nicht beklagen, aber rückt dann doch heraus mit den Problemen, mit denen sich Schwerlastdienstleister heute plagen. 1.500 Transportgenehmigungen beantragt das Unternehmen pro Jahr – und beobachtet mit Sorge den zunehmenden Personalengpass bei den zuständigen Behörden, der aktuell etwa in den Landratsämtern durch die Flüchtlingswelle noch verstärkt werde. Die Folge sind zusätzliche Wartezeiten von bis zu drei Wochen für den Dienstleister. Auch das Internetportal Vemags (Verfahrensmanagement Großraum- und Schwertransporte) habe noch Verbesserungspotenzial, weil dabei jeder Transport einzeln berechtigt werden muss – selbst bei einem Großauftrag mit zehn Transporten über dieselbe Strecke.

Überhaupt Strecke: Wenn etwas den Schwerlastexperten zu schaffen macht, dann die marode Infrastruktur – immer mehr Brückenablastungen, immer mehr Baustellen machen größere Umwege nötig. Bei einem streckenbezogenen Geschäft wie dem Schwertransport sei das schwierig und oft nicht kalkulierbar. "Während ein normaler Lkw von hier bis nach Hamburg 700 Kilometer fährt, müssen wir mit dem Schwerlasttransport über Berlin – das sind insgesamt 1.000 Kilometer." Dennoch sieht Jochen Wild auch diese Schwierigkeiten schwäbisch-pragmatisch. "Wir machen aus der Situation einfach das Beste", sagt er.

Das Unternehmen

  • Unternehmen Max Wild, 1955 gegründet in Berkheim-Illerbachen (Firmensitz), weiterer Standort in Dornstadt
  • Heute 420 Mitarbeiter, Jahresumsatz 76 Millionen Euro
  • Geschäftsbereiche: Abbrucharbeiten, Flächenrecycling, Fuhrpark- und Gerätmanagement, Horizontalbohrtechnik und Rohrleitungsbau, Kiesvertrieb und Transportdienstleistungen, Logistik, Tiefbau und Erdbau sowie Systementwicklung
  • Das Unternehmen unterhält außerdem zwischen Ulm und Memmingen sowie in Münsingen Baustoff-Recyclingplätze, Kiesgruben und Deponien
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