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Maut Das Leid mit dem Flickenteppich

On-Board-Unit, Maut Foto: Herbert Schadewald

Speditionen wie T&P in Frankfurt (Oder) leiden unter dem neuen Maut-Flickenteppich.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will mit seinen Mautplänen mehr Geld in die Kasse spülen. "Die Ausweitung der Nutzerfinanzierung ist ein wichtiges Element meines Investitionshochlaufes", erklärt er. Das sichere Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland.

"Na super", kommentiert ­Michael Lange. Der sarkastische Unterton in den Worten des Geschäftsführers der Spedition T&P aus Frankfurt (Oder) ist unüberhörbar. Der Vizepräsident des Landesverbands des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes (LBBV) sieht die Mautentwicklung aus ganz praktischer Sicht – und lädt trans aktuell zum Ortstermin.

Am 1. Juli wurde die Lkw-Maut auf 1.100 Kilometer autobahnähnliche Bundesstraßen ausgeweitet. Dabei handelt es sich um Strecken mit bautechnisch getrennten Richtungsfahrbahnen. Seither überzieht ein Flickenteppich das Brandenburger Land: da mal ein Stück Mautstrecke, dort ein etwas längeres Teilstück. Und da Kleinvieh auch Mist macht, wird schon mal eine Anschlussstelle mitbemautet. Sie verfügt ja über zwei getrennt verlaufende Fahrbahnen: eine Auf- und eine Abfahrt.

Lange staunte nicht schlecht, als sich die On-Board-Units (OBUs) in seinen Lkw plötzlich an der B-112-Anschlussstelle Rosengarten einloggten, obwohl er gar nicht den Mautabschnitt dieser Bundes­straße nutzte. Ein Blick auf die Mauttabelle zeigt: Die Anschlussstelle ist tatsächlich mautpflichtig.

On-Board-Unit springt hin und her

trans aktuell befährt mit einem fünfachsigen Sattelzug die Strecke, die die T&P-Fahrer mehrfach am Tag absolvieren. Von der B 5 kommend, rollt er über die ebenfalls mautfreie B 112. An der Anschlussstelle Rosengarten steuern wir das Gewerbegebiet ETTC Nordost an. Unmittelbar vor der Ausfahrtkurve bucht sich die OBU ein und Toll Collect kassiert sechs Cent. Über die B 112 führt der Kiesweg zum Gewerbegebiet. Erst in der Litauischen Straße, die zu dieser Wirtschaftszone gehört, schaltet das Gerät wieder auf mautfrei. Auf der Rückfahrt ein ähnliches Spiel: Wir fahren an der Anschlussstelle die mautfreie B 112. Erst im unmittelbaren Spurwechselbereich springt die OBU-Angabe auf 0,12 Euro um.
"Täglich bis zu zehn Mal beliefern wir die anliegenden Gewerbegebiete", sagt Lange. Mit seinen 14 mautpflichtigen Lkw ist er im Regionalverkehr unterwegs. Fertigprodukte, Getränke, Obst, Presseerzeugnisse und Rohstoffe sind die Güter, die T&P bewegt.
Die Spedition bedient auch Kunden im Technologie- und Gewerbecenter (TGC) Markendorf an der B 87, südlich von Frankfurt. Dazu müssen die Fahrer den seit Juli bemauteten Abschnitt der B 112 zwischen Rosengarten und Franfurt-West benutzen. Im Bereich der Kieswegbrücke über die B 112 springt die OBU an und bucht sechs Cent ab. Hinter dem Autobahnanschluss stehen 0,18 Euro auf dem Display.

Nach dem Ladeprozess in Markendorf geht es zurück über die Bundesstraßen-Mautstrecke in Richtung der mautfreien B 5. Erst ein ganzes Stück hinter der Autobahnüberführung und kurz vor der B-112-Anschlussstelle Rosengarten rechnet die OBU zwölf Cent dazu. Und weitere sechs Cent bucht das Gerät zusätzlich für die in diesem Falle wieder nicht benutzte Anschlussstelle Rosengarten ab. So muss Lange für diese Tour allein 0,36 Euro berappen.
"Wir müssen alle Mautkosten auf die Kunden umlegen. Sie stöhnen schon alle. Aber ich kann keine Alternative anbieten", sagt Lange. Er ist überzeugt, dass es nicht gelingen wird, alles umzulegen. Vor allem auch mit Blick auf 2018, wenn zu Jahresmitte dann alle Bundesstraßen bemautet werden. Was den Verkehrsminister freut, lässt nicht unbedingt die Herzen der Spediteure höherschlagen.

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