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Luftfracht auf der Straße Im Sattelzug zum Flug

Runair, Rudolph Spedition Foto: Thomas Küppers

Die Kooperation Runair bietet ein umfassendes Netz. Das Bündnis zieht vier Jahre nach seiner Gründung ein positives Zwischenfazit.

Das  Aushängeschild der Kooperation sind Luftfrachtersatzverkehre zwischen allen wichtigen deutschen Flughäfen. Auch wenn die Luftfracht in diesem Jahr leichte Einbrüche verzeichnet, bleibt der schnelle, aber auch sehr kostspielige Transport mit dem Flugzeug beliebt. "Gerade im Stuttgarter Raum sitzen sehr viele Hightech-Unternehmen aus den verschiedensten Branchen, die weltweit ein sehr hohes Exportaufkommen haben", sagt Bernd Rocker, Geschäftsführer des Runair-Gründungsmitglieds Rudolph Trucking & Handling, das die komplette Bandbreite an Dienstleistungen für Luftfrachtkunden anbietet.
Der Flugplan des Stuttgarter Flughafens bietet jedoch lediglich zwei Interkontinentalverbindungen. So verwundert es kaum, dass Rudolph den Großteil seiner Sendungen im Zweischichtbetrieb an den 200 Kilometer entfernten Frankfurter Flughafen fährt. Nur etwa ein Prozent wird in Stuttgart in Flugzeuge geladen. "Frankfurt ist und bleibt das größte Drehkreuz in Deutschland, was Frachtverbindungen angeht", pflichtet Detlef Warburg, Geschäftsführer des Runair-Verbunds, bei.

Darum habe man für die Kooperation Runair bei der Gründung im Jahr 2011 bewusst Frankfurt als Drehkreuz gewählt. Das Bündnis betreibt seitdem ein Hubsystem mit der bestehenden Infrastruktur des Frachtbereichs am Flughafen. Doch wie kam die Idee? "Während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2009 und 2010 ging das Luftfrachtaufkommen stark zurück und damit auch die Tonnage bei uns als Sammelgutspediteur", erklärt Warburg, der auch Geschäftsführer des Gründungsmitglieds ATS in Düsseldorf ist. "Wir haben gespürt, dass wir in dieser Situation als einzelne Unternehmen nur schwer überleben können und unsere Kunden einfache Lösungen wollten."

Frankfurt ist das Hub

Also erarbeiteten vier Luftfrachtersatzspediteure – neben Rudolph und ATS waren dies Detzer Aircargo Sevice aus München sowie K&M Transporte aus Nürnberg – zusammen mit dem Fraunhofer Institut in Troisdorf das Konzept eines Luftfrachtnetzwerks für die Straße. Potenziellen Kunden stellten sie sich 2010 erstmals vor und gründeten im Mai 2011 die heutige GmbH. Inzwischen hat sich die Anzahl der Partnerspeditionen verdoppelt. Ein Netzwerk aus acht Partnern verbindet alle wichtigen deutschen Flughäfen untereinander.
Möchte beispielsweise ein süddeutscher Kunde seine Fracht an einem ostdeutschen Flughafen ins Flugzeug laden, kümmern sich die sechs Mitarbeiter bei Runair in Frankfurt um die Planung. Die Disponenten nutzen die vorhandenen Nah- und Fernverkehre der Partner, um die Ware an der Rampe des Auftraggebers abzuholen.

Bekannter Versender

Ist der Kunde ein bekannter Versender, gilt die Ware bereits an der Rampe des Kunden im Sinne der Luftfrachtgesetze als sicher. Falls nicht, können alle Runair-Mitglieder die Ware am Umschlagplatz röntgen und sie so der sicheren Kette zuführen. Aus dieser wird die Sendung erst beim Empfänger wieder genommen. Nahezu jede Sendung wird am Frankfurter Hub umgeschlagen, wo sie wie reguläre Luftfracht behandelt und schließlich vom zweiten Partner abgeholt wird. Der überwiegende Teil des Aufkommens hebt aber bereits in Frankfurt ab. Der Kunde bekommt abschließend eine Rechnung von Runair ausgestellt und braucht sich in allen Belangen nur an Runair zu wenden. „Außer den Frachtbrief zu drucken, bleibt dem Versender so keine Arbeit mehr“, wirbt Rocker. Und mittels Truck and Trace kann er ständig die Position seiner Sendung verfolgen.
Auf der Kundenliste stehen fast ausschließlich Speditionen. Egal ob großer Dienstleister wie Schenker und Panalpina oder die Hausspedition der jeweiligen Unternehmen, die Komplettlösungen zusammenstellen – "für die Industrie direkt finden bei uns eigentlich keine Fahrten statt", berichtet Rocker.

Mittlerweile stehen 20 Prozent der Transporte bei Rudolph in Verbindung mit Runair, mit zunehmendem Trend. Für den Verbund übernehmen die Schwaben mit 75 Mitarbeitern neben der wichtigen Strecke nach Frankfurt auch eine Direktfahrt nach München.

Kein reines Liniennetz

Auf der Frankfurt-Strecke kommen täglich bis zu 15 Fahrzeuge zum Einsatz. "Wir haben den großen Vorteil, dass wir aufgrund der kurzen Distanz einen kompletten Umlauf innerhalb der zulässigen Fahrzeiten hinbekommen", erklärt der Rudolph-Chef. "So können wir eine Fuhre morgens losschicken, die am Abend wieder zurück ist. Und die andere fährt über Nacht, ohne dass die Fahrer in Frankfurt schlafen müssen." So steht die Ware, die am Vormittag aus Übersee in Frankfurt landet, am nächsten Morgen beim süddeutschen Empfänger auf dem Hof.

Doch Rudolph fährt nicht nur Linien: "Um konkurrenzfähig zu sein, muss man dem Kunden ab einer gewissen Tonnage auch Direktfahrten außerhalb des Netzes anbieten", meint Rudolph. So sind seine Lkw auch nach Amsterdam oder Köln ohne Stopp in Frankfurt aufgebrochen. 

Im Vorlauf übernehmen die Stuttgarter 80 Prozent des Nahverkehrs selbst. Neben dem eigenen Fuhrpark mit 40 Transportern fahren noch sechs Subunternehmer, die ebenfalls für den sicheren Transport qualifiziert sind. Auf der Langstrecke kommen 15  Sattelzüge zum Einsatz, darunter auch Kühlauflieger und Megatrailer.

"Da Luftfracht in der Regel bei gleichem Volumen leichter als normale Straßenfracht ist", sagt Rocker, "werden wir in Zukunft häufiger auf Zweiachser setzen, um bei der Maut zu sparen."

Standardisierte Schnittstellen

Auch an der IT arbeitet Runair: "Hier führen wir sehr bald eine einheitliche Lösung ein", freut sich der Verbundleiter Detlef Warburg. „Bisher hatte jeder Partner seine eigene IT und an den Schnittstellen zum gemeinsamen Portal gab es demenstprechend Reibungspunkte.“ Die neue Lösung standardisiert die Schnittstellen zwischen dem speditionsübergreifenden System und der jeweils eigenen Software. Die Mitarbeiter können mit der gewohnten Oberfläche weiterarbeiten und alle Informationen zum Sendungsverlauf erhalten. Gute Voraussetzungen also, dass Sendungen mit Runair künftig noch schneller abheben.

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