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Logwin Signal für neues Wachstum

Foto: Logwin

Mit weniger Umsatz, aber einem deutlich besseren Ergebnis startet
Logwin ins Jahr 2015. Das Unternehmen will wieder zulegen – auch anorganisch.

Deutlich verschlankt hat sich Logwin, der Logistikkonzern mit Sitz im luxemburgischen Grevenmacher, in den vergangenen Jahren. Das wird nicht zuletzt bei der Vorlage der Bilanz in Frankfurt deutlich: Während früher die Vorstände bei der Vorstellung aller Geschäftseinheiten anwesend waren, bestreiten jetzt Dr. Antonius Wagner, Vorsitzender von Verwaltungsrat und Geschäftsführung, und Finanzvorstand Sebastian Esser die Veranstaltung allein.

Ein Grund dafür ist auch, dass das Unternehmen heute nur noch zwei Geschäftsfelder betreibt, Air + Ocean und Solution, die sich laut Wagner "absolut in die richtige Richtung" entwickeln. "2014 hat bestätigt, was wir uns vorgenommen haben", sagte Wagner, "wir konnten unseren Geschäftsbereich Air + Ocean ausbauen und haben bei der Einheit Solutions eine Performance erzielt, die befriedigend ist."

Verschlankt hat sich Logwin deutlich durch den Verkauf der Stückgutaktivitäten in Osteuropa und von Niederlassungen in Deutschland, was sich auch beim Gesamtumsatz 2014 bemerkbar machte (siehe Kasten). Durch die Veräußerungen im Bereich Solutions, in dem Logwin seine Kontraktlogistik-Aktivitäten zusammengefasst hat, sank der Umsatz nach 600 Millionen Euro im Jahr 2013 im vergangenen Jahr um satte 20,2 Prozent auf 479 Millionen Euro. Das operative Ergebnis des Geschäftsfelds verbesserte sich jedoch deutlich auf 3,6 Millionen Euro (2013: minus 5,8 Millionen Euro). Die operative Marge erholte sich auf einen Wert von 0,8 Prozent (Vorjahr: minus ein Prozent).
Am Abend vor der Bilanzvorstellung hatte Logwin zudem bekannt geben, die Logwin Solutions Media, Tochterunternehmen für Presselogistik, an die Ohl Logistik Gruppe zu verkaufen. "Das Geschäft war nicht unprofitabel, 2014 haben wir einen Umsatz von 77 Millionen Euro erzielt", sagte Wagner. Allerdings seien sowohl Auflage wie Umfänge im Zeitungsbereich seit Jahren rückläufig; die Presselogistik sei daher ständigen Restrukturierungen unterworfen. "Es hat sich durch Ohl eine Möglichkeit geboten und daher haben wir die Chance genutzt, zu desinvestieren", erklärte der Vorstand. 

Keine Spur von Abspecken hingegen beim Logwin-Geschäftsbereich Air + Ocean (Luft- und Seefracht), der 2014 um 4,8 Prozent auf  einen Umsatz von 648 Millionen Euro zulegte (2013: 618 Millionen Euro) und damit den größten Ergebnisbeitrag leistete. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 15,2 Prozent auf 31,2 Millionen Euro, die Marge legte im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 4,8 Prozent zu.

Insgesamt beförderte Logwin rund 150.000 Tonnen Luftfracht und 570.000 TEU Seefracht. "China und Südostasien sind dabei sowohl beim Volumen als auch bei der Ertragsbreite die größten Säule der Geschäftseinheit", sagte Logwin-Finanzchef Esser. Getragen sei die Ergebnisverbesserung, die "spürbar über dem Markt" liege, vornehmlich von der Seefracht.
Der Ausbau des Bereiches Air + Ocean stehe weiterhin auf den Fahnen, sagten die beiden Logwin-Vorstände. Nachdem das kontinuierliche Wachstum über die Jahre organisch erfolgte, soll jetzt anorganisches Wachstum dazukommen, vor allem durch Ergänzungen auf lokaler Ebene, in Ausnahmen auch auf regionaler Ebene. "Die Kandidaten müssen ein rentables Eigengeschäft mitbringen und sich in Logwin gut integrieren lassen", sagte Esser.


"Wir setzen alles daran, auch in der Kontraktlogistik wieder zu wachsen", sagte Vorstandsvorsitzender Wagner. Positiv laufe etwa seit einem Jahr ein Cross-Selling-Projekt, bei dem etwa A+O-Kunden erfolgreich auch Kontraktlogistikdienstleistungen wie Warehousing angeboten werden. "Da gibt es viele, auch Mittelständler, die etwa in Südostasien durchaus Bedarf für ein Distributionszentrum haben – hier können wir weiterhelfen." Allerdings, so gab Wagner bei der Bilanzvorlage den anwesenden Bankenvertretern mit, gebe es in der Logistik "keine Strategie wie im Lehrbuch".
"Als Logistikdienstleister hat man heute kaum noch die Möglichkeit, sich USP zu verschaffen", sagt Wagner. Jedem Kunden stünden immer fünf Anbieter zur Verfügung, die seine Anforderungen in der Logistik erfüllen könnten. "Letztendlich ist doch das tägliche Bemühen das, was zählt. Kunden bleiben bei uns, weil sie einen sehr guten Service bekommen."

DREI FRAGEN AN:

Dr. Antonius Wagner, Vorsitzender des Verwaltungsrates und der Geschäftsführung von Logwin.

trans aktuell: Herr Dr. Wagner, was bedeutet das Online-Geschäft für Logwin als Kontraktlogistiker?

Wagner: Im Rahmen unseres Kontraktlogistikgeschäfts bieten wir auch Leistungen im E-Fulfillment-Bereich an. Unsere Ansatzpunkte sind hier vor allem Mehrwertleistungen wie Umetikettieren, Umverpacken oder Cross Docking und Versand. Logwin macht die Ware damit »onlinefähig«. Darüber hinaus bedeutet der Boom im Online-Handel für uns aber auch die Notwendigkeit der fortlaufenden Optimierung unseres Retail-Netzes. Qualitativ wie preislich müssen wir uns beispielsweise die Frage stellen, ob wir nur mit eigenen Netzstandorten arbeiten oder ob es Sinn macht, eigene Standorte aufzugeben und von einem Gebietsspediteur betreiben zu lassen. Das kann sicher auch in diesem Jahr wieder an ein oder zwei Standorten der Fall sein.

Welche Veränderungen im Markt sehen Sie als eine besondere Herausforderung für Logwin?

Bei der Fashion-Logistik bewegt sich der Markt immer mehr in Richtung Paket-auslieferung, auch im Einzelhandel. Die rückläufigen Volumina bei der Hänge-
ware kompensieren wir durch fashionaffine Güter, die sich auf den Touren in die Innenstädte integrieren lassen, wie Parfümerieprodukte, Schuhe, Sportartikel oder auch Fahrräder.

Natürlich fährt Logwin auch Pakete – viele Kunden erwarten sogar, dass wir als Dienstleister hängend und liegend ausliefern. Allerdings fällt es uns schwer, uns rein über den Paketpreis zu definieren – das können KEP-Dienstleister besser. Dafür liefern wir aber auf Wunsch an ganz bestimmten Tagen und zu fest abgestimmten Uhrzeiten oder Zeitfenstern.

Was wird den Markt Ihrer Ansicht nach mittelbar bewegen?

Die Internationalisierung wird auf jeden Fall weitergehen, das ist natürlich gut für uns. In Deutschland ist für mich die spannendste Frage, wie es hinsichtlich Mindestlohn, Preise und Volumina mit den Kep-Diensten weitergehen wird – das hat schließlich auch Relevanz für unser Retail-Netz.

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