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Branchentreff Lang-Lkw verbinden

Lang-Lkw, Branchentreff Foto: Küppers

Nicht nur Sport führt Menschen zusammen. Beim trans aktuell-Lauf in 
Biessenhofen standen gleich ein Dutzend Langfahrzeuge einträchtig beieinander – und verdeutlichten die Einsatzmöglichkeiten.

Harmonisch standen sie beieinander – zwölf Lang-Lkw unterschiedlicher Unternehmen und mit verschiedenen Fahrzeugkonzepten. Ohne Frage eine Deutschland-Premiere, die es auf Initiative von trans aktuell auf dem Speditionshof von Ansorge Logistik in Biessenhofen im Allgäu zu bestaunen galt. Schließlich nehmen am Feldversuch aktuell gerade mal 53 Lang-Lkw teil, die auf 27 Unternehmen zugelassen sind – wobei derzeit nicht einmal alle Fahrzeuge im Einsatz sind.

Ansorge stellt drei Lang-Lkw und einen verlängerten Sattelzug

Ansorge selbst stellte gleich drei Lang-Lkw sowie einen verlängerten Sattelzug (Euro-Trailer) hin. Weitere Fahrzeuge kamen von Dachser, Edeka Südbayern, der Spedition Elflein, Gillhuber Logistik, dem Logistikdienstleister Meyer & Meyer, der Georg Reischl Spedition und der Spedition Schwarz. Komplettiert wurde das Dutzend durch ein Schulungsfahrzeug der  Fahrzeugbauer Fliegl und MAN.

Doch nicht nur die Fahrzeuge standen einträchtig beieinander. Denn der mit dem trans aktuell-Lauf verbundene Branchentreff diente selbstverständlich auch als Podium für die mitgereisten Unternehmensvertreter. Und das wurde genutzt, um eine Lanze für die bis zu 25,25 Meter langen Kombinationen zu brechen.

Verknüpfung von Straße und Schiene

Gastgeber Wolfgang Thoma, geschäftsführender Gesellschafter von Ansorge Logistik, hebt dabei speziell die Vorteile für den Kombinierten Verkehr hervor. "Der Lang-Lkw macht vor allem dann Spaß, wenn man ihn mit anderen Verkehrsträgern verbindet", so sein Credo. Insbesondere die Verknüpfung von Straße und Schiene liegt ihm am Herzen. "Laut Schätzungen wächst der Güterverkehr bis 2025 um 70 Prozent. Das lässt sich nur gemeinsam mit innovativen Lösungen bewältigen", sagt Thoma. Die politischen Bedenken – vor allem der Grünen – hält der ­studierte Jurist für Unfug. "Das merkt man schon daran, dass die Lang-Lkw-Gegner gegen angebliche rechtliche Formfehler klagen", erklärt Thoma.

Gegen die Fahrzeuge an sich spreche nämlich nichts, davon ist auch Anton Klott, Technischer Leiter bei Edeka Südbayern, überzeugt. "Das sind die sichersten Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Allein schon deshalb, weil sie alle verfügbaren Hilfssysteme an Bord haben", sagt er. Daher bezeichnet er die Fahrzeuge auch als "Lange Engel" in Anlehnung an die Gelben Engel vom ADAC. Skeptiker lässt er daher gerne mal mitfahren. "Das kann ich jedem nur empfehlen, denn dann sind alle Gegenargumente ausgeräumt", berichtet er. Allen, die nicht mitfahren wollen, hält er die Mathematik entgegen. "Bei acht Achsen verteilt sich das Gewicht viel besser auf der Straße." Mehr als 600.000 Kilometer haben die drei Lang-Lkw von Edeka Südbayern ­mittlerweile zurückgelegt – ohne irgendwelche Probleme.

240.000 Kilometer mit dem Lang-Lkw zurückgelegt

Rund 240.000 Kilometer hat die Spedition Schwarz aus Herbrechtingen bereits mit dem Langfahrzeug zurückgelegt. "Wir transportieren hier meist ­sogenannte weiße Ware, beispielsweise Kühlschränke", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Schwarz. Da die nicht allzu schwer sind, komme ihnen das Plus an Laderaum sehr entgegen. Aber auch die CO2-Bilanz lasse sich sehen: "Rund 51 Tonnen CO2 haben wir bereits gespart", berichtet Schwarz. Tatsächlich könnte es noch mehr sein – wäre das Positivnetz des Feldversuchs nicht so ein Flickenteppich.

Denn Herbrechtingen liegt in Baden-Württemberg. Um am Feldversuch teilnehmen zu können, muss der Spediteur erst zwei konventionelle Lkw zur A 7 schicken, wo dann auf einem Rasthof zum Lang-Lkw umgekoppelt wird.

Das Durcheinander mit dem Streckennetz ist ein Dort im Auge

Das Durcheinander mit dem Streckennetz ist auch Uwe Hasselberg, Geschäftsführer des Textillogistikers Meyer & Meyer aus Osnabrück, ein Dorn im Auge. Auf bestimmten Relationen muss er bis zu 70 Kilometer Umweg einplanen. Andere Strecken lassen sich erst gar nicht realisieren, weil Nordrhein-Westfalen ebenfalls nicht an dem Feldversuch teilnimmt. Umweltfreundlich sei das nicht. Und auch nicht nachvollziehbar, warum der Lang-Lkw nicht prinzipiell autobahnähnliche Bundesstraßen nutzen dürfe. Zumal er den BO-Kraftkreis mit Bravour gemeistert habe. Die Maße könnten nicht das Problem sein. "Vor allem dann nicht, wenn Stadtbusse mit einer Länge von 23,50 Metern unterwegs sind und keiner daran Anstoß nimmt", erklärt Meyer & Meyer-­Geschäftsführer Uwe Hasselberg.

Jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten

Eine Ansicht, die auch Srecko Mühling teilt, Geschäftsführer bei Gillhuber Logistik aus Neufahrn. Sein Lang-Lkw ist seit August im Einsatz und befördert Autoteile. "Gewichtsprobleme haben wir daher keine." Die Werkversorgung in München funktioniert über einen Rundlauf – auch hier ohne Probleme. "Dennoch müssen auch wir jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten", berichtet Mühling. Mit ein Grund, warum auch das Fahrzeug von Gillhuber in Biessenhofen steht.

Damit schließt sich der Kreis auf dem Gelände der Spedition Ansorge. Denn am 10. Februar 2012 startete dort der erste Lang-Lkw zum Feldversuch. Am Lenkrad saß damals ­übrigens Ansorge-Chef Thoma.

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