Kumpel für Fahrer Sicherheitssystem spürt blinde Passagiere auf

Foto: Driver Buddy

Hinter dem Namen Driver Buddy versteckt sich ein Sicherheitssystem mit App, das blinde Passagiere aufspüren soll.

Blinde Passagiere an Bord ­eines Lkw auf dem Weg nach Großbritannien sind für Transporteure und Fahrer ein großes Risiko. Nicht nur, weil Schäden an Fahrzeug und Ware entstehen, sondern auch, weil jenseits des Kanals empfindliche Bußgelder drohen, sollten illegale Einwanderer gefunden werden. Das neue Sicherheitssystem "Driver Buddy" und eine App sollen vor Strafverfolgung schützen.

Der Driver Buddy, der "Kumpel" für den Fahrer, überwacht den Lkw mit Kameras und spürt wahlweise auch mit CO2-Sensoren blinde Passagiere auf. Über einen Monitor auf dem Armaturenbrett hat man dann den Lkw im Blick. Das System kann Fahrer und Flottenbetreiber in Echtzeit warnen. Denn es geht ums Warnen, betont Barry Southon, der den Driver Buddy entwickelt hat. Ein gewaltsames Eindringen verhindern könne man damit selbstverständlich nicht. Aber man könne sofort die Grenzschützer alarmieren, die dann das weitere Vorgehen übernehmen.

Southon sieht die Aufgabe des Systems unter anderem darin, schnell reagieren zu können und hochwertige Waren wie Medikamente vor Verunreinigungen zu schützen. Die pharmazeutische Industrie habe hierdurch bereits Verluste von hunderten Millionen Euro hinnehmen müssen. Wird ein Fahrzeug mit Medikamenten aufgebrochen, gilt die gesamte Ladung als verschmutzt und muss vernichtet werden.

Kameras an Bord

Mittelpunkt des Systems sind Wärmebildkameras. Die Standard Version Driver Buddy 4 hat vier davon, ein gesichertes Aufzeichnungsgerät und einen Monitor. Eine der Kameras ist speziell robust und wasserfest ausgestattet, um auch den Bedingungen unterhalb des Lkw standzuhalten, aber auch die anderen Kameras seien unter extremen Bedingungen getestet, betont Southon, der nach eigenen Angaben als Sicherheitsexperte für das britische Innenministerium und das US-Militär gearbeitet hat.

Der Driver Buddy könne innerhalb von zwei Stunden von einem Fahrzeugelektriker installiert werden, so Southon. Dabei hänge die Positionierung der Kameras vom jeweiligen Auflieger ab. Für gewöhnlich würden drei Kameras im Trailer und eine unterhalb angebracht, wo sie zur Überwachung der Achsen diene. Über eine Steckerverbindung werden die Daten auf einen kleinen Bildschirm in der Fahrerkabine übertragen. Die teurere Version Driver Buddy 4+ mit bis zu acht Kameras leitet alle Informationen über das Handy an eine vorher bestimmte Zieladresse, verfolgt das Fahrzeug rund um die Uhr und hat zudem noch CO2-Sensoren. Bei Unregelmäßigkeiten bekommt der Fahrer einen stillen Alarm auf den Monitor und der Vorfall wird aufgezeichnet.

App dokumentiert Sicherheitscheck

Das ist aber noch nicht alles. Um die Fahrer vor horrenden Strafen zu schützen, die verhängt werden können, wenn ein Eindringling an Bord gefunden wird, hat Southon die "Driver Buddy App" entwickelt. Damit kann die Ist-Situation bei den Sicherheitschecks vor der Abfahrt per Smartphone dokumentiert werden. Die Fotos werden zusammen mit den Fahrer- und Fahrzeugdaten sowie Ort und Zeit gespeichert und auf einen von Southons Servern übertragen. Gegenwärtig wird hierfür per Hand ein Formular ausgefüllt, das als schlechter Beweis gilt.

"Jetzt gibt es den Nachweis, dass die Sicherheitschecks zu Beginn der Fahrt gemacht wurden", sagt Southon. Der Check vor der Abfahrt rund ums Fahrzeug dauere insgesamt 90 Sekunden. Derzeit nutzen laut Southon 184 Fahrer die App. Er verlangt dafür eine Gebühr von 5,50 Euro in der Woche. Das sei nicht viel, wenn man dafür eine Strafe von über 2.700 Euro einsparen könne, meint er. Die bloße Tatsache, dass man mit dem System arbeite, zeige den Strafverfolgungsbehörden bereits, dass man alles versuche, um illegale Einwanderung zu verhindern.

Southon will den Fahrern das Leben erleichtern, sagt er. Er habe sich von einschlägigen Rechtsexperten und der Transportbranche beraten lassen und habe einen guten Kontakt zur British Border Force, dem Grenzschutz, ergänzt er. Aber er kann offenbar auch vom Thema Sicherheit nicht lassen. Zwei Jahre lang hat er an dem System insgesamt gearbeitet, eigentlich ist er mit 70 Jahren schon längst Rentner. Warum er das alles macht? "Es hält mich jung."

Die Lösung Driver Buddy

Über das Unternehmen AET International Limited bietet Barry Southon eine Standardversion des Sicherheitssystems an, den Driver Buddy 4 mit vier Kameras. Zusätzlich gibt es den Driver Buddy 4+ mit bis zu acht Kameras und CO2-Sensoren. Unabhängig davon sollen Fahrer mit der Driver Buddy App nachweisen können, dass sie vor Fahrtbeginn alle Sicherheitschecks ordnungsgemäß gemacht haben.

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