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Kombinierter Verkehr Taschenwagen von Cargobeamer

Foto: Cargobeamer

Kombinierter Verkehr: Sattelauflieger sind meist nicht kranbar. Der Hauptlauf auf der Schiene ist somit unmöglich. Das Unternehmen Cargobeamer präsentiert eine Technik, die dieses Problem löst.

Zumindest in einem sind sich Vertreter aller Verkehrsträger einig: Die Warenströme werden in den kommenden Jahren stark zunehmen. So rechnet das Bundesverkehrsministerium bis 2025 allein mit einem Plus um 75 Prozent beim Straßengüterverkehr. Diskussionsbedarf besteht allerdings bei der Frage, wie man dem steigenden Bedarf an Frachtraum Verkehrsträgerübergreifend begegnen kann.
 
Den Brückenschlag übernimmt die Firma Cargobeamer aus Leipzig. Ihr Betriebsterminal ist kürzlich in den Regelbetrieb gegangen, aber nach wie vor auch Referenzobjekt und für Demonstrationszwecke prädestiniert. »Unser großer Vorteil ist, dass der Cargobeamer abwärts kompatibel ist«, sagt Vorstand Michael Baier. Soll heißen: Mittels der Wanne, in der jeder der Sattelauflieger steht, sind diese ohne Einschränkungen auch auf herkömmlichen Terminals verladbar.
 
»Dieser Kunstgriff beflügelt den Kombinierten Verkehr«, sagt Baier. Denn nach Angaben des Statistischen Bundesamts seien bisher gerade mal 15 Prozent des Straßengüterverkehrs kranbar und damit für den Kombinierten Verkehr (KV) mit der Schiene geeignet. Das sind zum einen Lkw mit Wechselbrücken und Containern (rund 14 Prozent) sowie Sattelauflieger (etwa ein Prozent), die entsprechend umgebaut wurden. Ein recht teures Unterfangen, das Laderaum und Zuladung kostet. Jetzt wird dem KV ein mehr als viermal so großes Marktsegment zusätzlich eröffnet – das der nicht kranbaren Sattelauflieger.
 
In Leipzig setzt das Team um Michael Baier und Vorstandschef Dr. Hans-Jürgen Weidemann unter anderem auf einen selbst konzipierten Taschenwagen. Die Besonderheit: Die Seitenwände sind mit einer speziellen Technik elektromechanisch vom Bahnsteig aus abklappbar.
 
So ist es möglich, die Wanne auf den Waggon zu laden. Auf dem Cargobeamer-Gate in Leipzig geschieht dies durch einen im Boden eingelassenen Fördermechanismus, der die Wanne nebst Trailer parallel zum Zug bewegt. Da diese Gate-Module auf beiden Seiten der Schiene angebracht werden können, ist bei entsprechender Infrastruktur ein gleichzeitiger Be- und Entladevorgang möglich.
 
Laut Baier halten sich die Kosten im Rahmen: »So ein Gate ist etwa ein Drittel günstiger als ein herkömmliches Terminal mit Portalkränen. Die Cargobeamer-Waggons sind gerade mal etwa zehn Prozent teurer als normale Taschenwagen.«

15 Minuten, um 36 Sattelauflieger zu verladen

Demgegenüber stehe eine zeitliche Entkoppelung von Lkw und Zug. Die Sattelzüge fahren einfach in Abwesenheit des Zugs aufs Gelände, koppeln den Auflieger über der Wanne ab und fahren weiter. Für den eigentlichen Ent- und Beladevorgang nach Eintreffen des Linienzugs, der im Übrigen vollautomatisch funktioniert, veranschlagen die Cargobeamer-Verantwortlichen eine Dauer von 15 Minuten. Und das nicht pro Ladegut, sondern für den kompletten Zug zur Be- und Entladung von jeweils 36 Sattelaufliegern.
 
Die EU-Kommission haben diese Punkte überzeugt. Sie gab grünes Licht für eine Pilotstrecke zwischen Rotterdam und Riga im Rahmen des Marco Polo-Programms. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt zwar auch die Firma Modalohr (siehe trans aktuell 7/2011), die mit Lorry-Rail bei VW eine Lösung hat. Die komme aber nur auf speziell ausgebauten Routen zum Tragen, da die Waggons andere Abmessungen haben und besonders bei der Bodenfreiheit nicht der in Europa vorgeschriebenen Norm entsprechen, wie es bei Cargobeamer heißt.
 
Dass Cargobeamer den Zuschlag bei der EU erhalten hat, liegt für Baier auf der Hand. »Ab der polnischen Grenze ändert sich nämlich die Spurbreite der Gleise. Die gesamte Ladung muss umgeschlagen werden«, erklärt er. Da ist Zeit buchstäblich Geld und darüber hinaus eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Der Umschlagvorgang könne mit Cargobeamer von zwei Tagen auf etwa eine Stunde verkürzt werden. Zudem gibt es die Breitspur nicht nur in Osteuropa und Russland, sondern auch in Spanien, die Umschlagproblematik inklusive.
 
Doch auch an anderer Stelle möchten Weidemann und Baier die Effizienz steigern: »Mit Blick auf die Lenk- und Ruhezeiten der Lkw-Fahrer ist das Fahrzeug als Betriebsmittel schlichtweg schlecht ausgelastet«, sagt Baier. Der Diplom-Ingenieur ist der Meinung, dass auch im Transportwesen eine Industrialisierung, also eine höhere Effizienz, längsten vonnöten ist.
 
»Es wäre daher vernünftig, den Vor- und Nachlauf überschaubar zu halten. Wenn dann dort noch zwei Fahrer verteilt auf zwei Schichten mit einem Lkw unterwegs sind, können wieder andere Renditen erwirtschaftet werden«, sagt Baier.

E-Logistics bei Cargobeamer

Einen zusätzlichen Trumpf will Cargobeamer mit E-Logistics ausspielen. Dabei handelt es sich zum einen um eine Automatisierungs- und Telematiklösung, die ein Internet-Buchungssystem sowie die Frachtverfolgung ermöglicht. Zum anderen beinhaltet das System aber auch eine Art Frachtenbörse. In der können Spediteure einen Kollegen suchen, der ihre Ladung vom Zielbahnhof an den eigentlichen Bestimmungsort bringt. »Insbesondere bei kleineren Unternehmen, die ja einen Großteil der Branche ausmachen, kommt diese Möglichkeit bereits sehr gut an«, erzählt der Cargobeamer-Vorstand.
 
Einer, der direkt aus der Branche kommt, ist Juan Nagel. Der vormals selbstständige Frachtführer ist von dem System derart überzeugt, dass er mittlerweile als Verkaufsleiter für Cargobeamer arbeitet. »Es wird heute immer schwieriger Fahrer zu finden, die bereit sind, tagelang auf Tour zu gehen«, benennt er einen der Vorteile, die das System den Firmen bringe.
 
Macht der Cargobeamer Schule, dann wäre eine geregelte Arbeitszeit möglich und die gesetzlichen Lenkzeiten leichter einzuhalten, ist Nagel überzeugt. Zudem spreche die bessere CO2-Bilanz für den Kombinierten Verkehr. Durch die angebotene Lösung E-Logistic ist darüber hinaus ein entsprechender Nachweis der Emissionen problemlos möglich. Und so lässt sich auch das eingangs beschriebene Wachstums der Warenströme in der Zukunft besser verfolgen.

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