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Kombinierter Verkehr Der Hafen Rotterdam bietet viele Superlative

hafen rotterdam, container, terminal, kombinierter verkehr, kv Foto: Franziska Nieß

Europas größter Containerhafen in Rotterdam macht viel in Sachen Intermodalität: von der Abfertigung von Shuttlezügen über vollautomatische Depots für Leercontainer bis zum Lkw-Parkplatz.

Die gigantischen Ausmaße des Rotterdamer Hafens lassen sich am besten mithilfe von Zahlen ausdrücken. Rund 461 Millionen Tonnen wurden dort im vergangenen Jahr umgeschlagen, in Containern: etwa 12 Millionen TEU (20-Fuß-Equivalent). Die Zahlen für das erste Quartal 2017 zeigen weiterhin klar nach oben. Der Container-Umschlag in TEU stieg um rund neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Kein Wunder also, dass viele Unternehmen ihr Engagement am Hafen ausbauen. Das Fahrzeugwerk Bernard Krone zum Beispiel eröffnete im Oktober 2016 eine Niederlassung am Hafen, um vor Ort alle notwendigen Dienstleistungen anbieten zu können. Der Container-Dienstleister Kramer, der Krone-Auflieger nutzt, plant in Rotterdam sogar das weltweit erste halb- und vollautomatische Depot für Leercontainer. Grant Pinkney, Manager Business Development bei Kramer, rechnet mit der Fertigstellung bis Ende 2019.
Das Familienunternehmen in der zweiten Generation kümmert sich schwerpunktmäßig um leere Container. "Wir putzen, reparieren und klassifizieren die Container, machen sie also wieder fit für den Export", erklärt Pinkney. Im multimodalen, 17 Hektar großen Hub Rotterdam Container Terminal (RCT) werden pro Jahr rund 5.000 Container umgeschlagen.  Durch ein automatisches Gate fahren Lkw innerhalb von 15 Minuten rein und wieder raus. Insgesam laufen laut Pinkney im Jahr zwischen 25.000 und 30.000 Container bei Kramer auf, doch das Geschäftsfeld beschränkt sich mittlerweile nicht mehr nur darauf.

Neuer Lkw-Parkplatz auf der Maasvlakte

Das Unternehmen mit 180 Mitarbeitern kümmert sich zum Beispiel auch um die Software der Kunden und beteiligt sich seit Anfang Mai mit einigen Dienstleistungen am neuen Lkw-Parkplatz auf der Maasvlakte, der künstlichen Insel am Hafen Rotterdam. Seit den 1960er und 1970er Jahren wurden zum Bau der Maasvlakte unzählige Tonnen Sand vom Meeresgrund geholt und aufgeschüttet. Nun bietet das Industriegebiet unter dem Namen Maasvlakte Plaza neben Terminals auch 357 Lkw-Parkplätze mit Sanitäranlagen, Waschmaschinen und einem Restaurant.

"Wir bieten ein Paket von Serviceleistungen vor Ort an, beispielsweise eine Solas (Safety of Life at Sea)-Wiegeanlage, eine Auffangwanne für Container und Reparaturdienste", erklärt Pinkney. Zudem unterstütze Kramer die Fahrer auf elektronischem Weg bei ihren Voranmeldungs-Verpflichtungen oder bei der Lagerung von Containern durch Drop-and-Swap-Dienste. Auf der Maasvlakte Plaza sollen sich die Fahrer laut Pinkney ein bisschen wie zu Hause fühlen.

Von diesem Zuhause machen künftig sicher auch die Fahrer des niederländischen Logistikdienstleisters De Rijke Gebrauch. 600 Fahrzeuge fahren für das Familienunternehmen, das eine starke Präsenz in Saudi-Arabien hat. Etwa 100 Krone-Trailer zählt die Gruppe ebenfalls zu ihrem Portfolio. "Die Zusammenarbeit läuft hervorragend und wir freuen uns darauf, auch bald das neue Container-Chassis eLTU 70 zu verwenden", erklärt Barend van der Heijden, Transportmanager bei De Rijke (siehe Bericht Seite 16). Krone reagiert mit dieser Neuentwicklung auch auf die Solas-Regelung, die seit Juli 2016 gilt. Sie besagt, dass der Verlader dem Reeder etwa 24 bis 48 Stunden vor der Ankunft des Schiffes im Verladehafen das Bruttogewicht für den gepackten Container mitteilen muss.

De Rijke transportiert Lebensmittel, Hygieneartikel und Verpackungen

Ein Vorgehen, dem sich auch De Rijke stellen muss. Der Transporteur mit Kunden aus den Bereichen Lebensmittel, Landwirtschaft, Hygiene, Verpackung und Chemie bietet am Hafen und damit auch im Kombinierten Verkehr verschiedene Dienstleistungen an. Diese reichen vom Transport von Tiefsee- und Tankcontainern, über temperaturgeführte Transporte bis hin zu Lagerung und Transport von Flüssigkeiten im Flexitank.

Dabei setzt De Rijke auf intermodale Lösungen, also auf den Transport per Lkw, Binnenschiff und Bahn. Das trifft auch auf sämtliche Aktivitäten des Hafens Rotterdam zu: 40 Prozent der Güter, die vom Hafen aus über die Straße laufen, bleiben in der Region um die zweitgrößte Stadt der Niederlande. Für größere Entfernungen wird auf Binnenschiff oder Bahn zurückgegriffen. Mehr als 250 intermodale Schienenverbindungen starten und enden in der Woche am Rotterdamer Hafen.

Das Rail Service Center Rotterdam (RSC) kümmert sich um die Abfertigung von Shuttlezügen und kombinierten Transporten. Die 160 Kilometer lange Betuwe-Linie, die im Hafen startet und durch den niederländischen Landstrich Betuwe führt, verbindet den Hafen mit Deutschland. "Für sämtliche Hafen-Aktivitäten sind allerdings die ansässigen Unternehmen verantwortlich", erklärt Frans van Keulen, beim Hafen Rotterdam für Kommunikation und Events zuständig. "Wir stellen nur die Infrastruktur und sind auf die Kontakte zu den Unternehmen angewiesen." Und die nutzen weiterhin gerne die Vorteile, die ihnen der Hafen, dessen Mehrteilseigner die Stadt Rotterdam selbst ist, bietet – vom Riesen-Terminal bis zum Lkw-Parkplatz. Da bleiben fast keine Transporteurs-Wünsche unerfüllt.

Der Hafen in Zahlen

  • Pro Jahr laufen rund 30.000 Seeschiffe und 110.000 Binnenschiffe ein
  • Umschlagsmenge 2016: rund 461 Millionen Tonnen
  • Containerumschlag 2016: rund 12 Millionen TEU
  • Mehr als 250 intermodale Schienenverbindungen pro Woche
  • Die Containerterminals bieten 18.500 Kühlcontainer-Anschlüsse
  • Das größte Schiff im Hafen ist die dänische Maersk Mc-Kinney Møller mit einer Länge von 398 Metern, einer Breite von 59 Metern und einer Kapazität von 18.000 TEU
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