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Kombinierter Verkehr Das System könnte mehr leisten

Von der Kartoffel zum Chip Foto: Thomas Küppers 27 Bilder

Von Bremen nach Verona wäre eine Laufzeit von 21 bis 23 Stunden möglich. in der Realität plant Paneuropa 48 Stunden ein. Akteure fordern mehr Engagement für den KV.

Eine Laufzeit von 21 bis 23 Stunden von Bremen nach Verona wäre nach Auskunft von Lokomotion-Vertriebsmitarbeiter und -Lokführer Maximilian Saller möglich- wenn die Bereitstellungszeiten an den Übergabepunkten eingehalten werden und damit die weiterführenden Trassen zur Verfügung stehen. In der Realität plant Paneuropa für den Transport jedoch eine Laufzeit von 48 Stunden ein.

"Mehrere Lokführerwechsel auf einem Streckenabschnitt."

Die Defizite im Kombinierten Verkehr (KV)  kann Carsten Hemme, geschäftsführender Gesellschafter bei Paneuropa Rösch in Vechta, genau benennen. 2015 etwa die schlechte Qualität. "Mehrere Lokführerwechsel auf einem Streckenabschnitt." Wenn dann ein Lokführer ausfalle und kein Ersatz gefunden werde – auch hier gibt es einen extremen Personalengpass – gehe unter Umständen sogar die Trasse verloren und der Transport verzögere sich im schlimmsten Fall um weitere 24 Stunden.

Thema Oberleitungsschaden

Auch das Thema Oberleitungsschaden kennt Hemme zur Genüge: "Es nervt die Fahrlässigkeit, die mit der Sorgfalt eines Kaufmanns zu verhindern wären – etwa die Ausfälle wegen mangelnder Trassenpflege." Aus diesem Grund favorisiere er nicht nur eine Trennung von Netz und Traktion, sondern eine weitere Bahnliberalisierung: "Wir brauchen mehr Wettbewerb. Das System Schiene könnte noch viel mehr leisten. Die Kapazitäten sind vorhanden."

Wie viel das System bereits leistet, zeigen die Zahlen des KV-Operateurs Kombiverkehr: Allein nach Südeuropa – Italien und Schweiz - transportierte das Frankfurter Unternehmen im vergangenen Jahr 404.000 Sendungen, von 924.694 Sendungen im gesamten Jahr 2014. "Trotz Streik und anderen erschwerenden Rahmenbedingungen ist eine leichte Verkehrssteigerung für 2015 zu erwarten", sagt ein Sprecher von Kombiverkehr gegenüber trans aktuell - bester Monat des Jahres 2015 war bislang der August. Allerdings – "die Leistungsqualität liegt im laufenden Jahr leicht unter dem Durchschnittsniveau von 2014".
Hemme ist klarer Verfechter eines eigenen Lkw-Fuhrparks – 90 eigene Fahrzeuge hat Paneuropa, täglich sind 300 gezogene Einheiten für Paneuropa unterwegs. Das Unternehmen ist aber auch Gesellschafter beim KV-Operateur Kombiverkehr aus Frankfurt und hat sich seit 2002 einen KV-Anteil von80 Prozent erarbeitet. Wöchentlich bis zu 22 Komplettzüge stellt Paneuropa allein und mit Partner Terratrans aus Bremen zusammen – aus XXL-Volumenboxen, Wechselbrücken und Kühlaufliegern. Zudem nutzt Paneuropa das offene Zugangebot ab Köln-Eifeltor Richtung Italien.

Mit dem KV bis zu 70 Prozent CO2 sparen

Zum einen aus Gründen der Nachhaltigkeit – Paneuropa hat sich einer ganzheitlichen Unternehmensphilosophie verschrieben und spart mit dem KV im Vergleich zur Straße bis zu 70 Prozent CO2. Aber auch im Hinblick auf die künftige Situation auf den Transitrouten durch die sensible Alpenregion nach Italien, einer der Hauptrelationen für das Unternehmen. Ebenso hat das Thema Effizienz seinen Part: Vier Tonnen zusätzliche Nutzlast, keine Fahrverbote an Wochenende und Feiertagen, keine Straßenstaus, führt Exportleiter Mario Störmer im Gespräch mit trans aktuell auf.

15 Prozent macht inzwischen der Transport von Lebensmitteln in der KV-Sparte aus. Angeregt durch diesen Erfolg, kann sich Nils Buchmann, bei Paneuropa für Vertrieb und Marketing zuständig, etwa auch die Pharmaindustrie als zusätzliche Branche für einen temperaturgeführten KV-Transport denken. In eine andere Richtung gehen Pläne für einen künftigen Dreiecksverkehr mit Polen: Bremen-Poznań, Poznań-Verona etwa – viele polnische Hersteller von Stahl, Plastik sowie von Handelswaren exportieren demnach in großem Stil nach Italien. Für Carsten Hemme außerdem interessant ist das Baltikum – "Torf in Seecontainer, das wär’s", sagt er.

Für viele weiterführende Pläne bedarf es allerdings Investitionen von Seiten der Politik. Der Paneuropa-Chef fordert etwa eine stärkere Unterstützung der nationalen Verkehrsknotenpunkte. Diese seien auch wichtig als Hub und als Überlauf für internationale Verkehre: "Da diskutiert man ewig über den Lang-Lkw, anstatt die Relation Hamburg-München endlich mal richtig aufzustellen."

Schützenhilfe erhält er etwa von Christoph Holtkemper, Geschäftsführender Gesellschafter der Roland Umschlagsgesellschaft für kombinierten Güterverkehr in Bremen. "Die Kosten im KV sind in den vergangenen Jahren so gestiegen, dass die Kostennachteile bei der Bahn deutlich höher sind", sagt er und führt EEG-Umlage, Personalkosten bei den Lokführern und Trassengebühren nur als Beispiel auf. Um mehr Güter auf die Schiene zu bringen, sei zudem eine bessere Infrastruktur notwendig – im Falle des GVZ Bremen etwa eine bessere Straßenanbindung an A 281 und A 1, aber auch Schienenseitig, etwa durch die Y-Trasse, um die Hinterlandverkehre zu stärken.

Es sei aber auch Sache der Unternehmen, sich mehr zu engagieren. Holtkemper nennt als Beispiel den KV-Transport von Becks-Bier von Bremen nach Berlin, bis zu 4.000 Ladungen pro Jahr. Die Transportkosten schenken sich demnach gegenüber der Straße nicht viel. Aber pro Transport auf der Bahn werde 380 Kilogramm CO2 eingespart.
 

 
 

Lieferkette – Die Beteiligten
 
Hof Sandering (Helmsloh) liefert jährlich rund 15.000 Tonnen Chipskartoffeln an Friedrich Fangmeier Agrarhandel (Diepholz), der die Kartoffeln an Kunden weltweit vermarktet. Paneuropa Rösch (Vechta) organisiert den Transport per Kombinierten Verkehr (KV) - den Vor- und Nachlauf per Lkw und den Hauptlauf auf der Schiene. Dabei setzt das Unternehmen aus Vechta auf den KV-Operateur Kombiverkehr aus Frankfurt. Die Traktion der Züge übernehmen je nach Verbindung die Deutsche Bahn beziehungsweise Lokomotion aus München sowie im Ausland Rail Traction Company (RTC), Rail Cargo Austria (RCA) und, Trenitalia (TI).
 
 

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