Kaufberatung Setra Comfort-Class 500 Konzept und Technik

Kaufberatung Setra S 519 MD, Motor, Ölstand Foto: Karl-Heinz Augustin

Technisch und konzeptionell bietet die Comfort-Class auch als Baureihe der „oberen Mittelklasse“ von Setra beinahe alles, was die große Schwester Top-Class 500 kann.

Der Baukasten wurde von Anfang an gemeinsam entwickelt und schlägt sich beispielsweise in der gleichen Stehhöhe, also einem ähnlichen Aufbau nieder. Im Unterschied zu anderen Herstellern, die für H-Wagen einfach im identischen Gerippe den Boden hochziehen, variiert bei Setra der Grundrahmen, der jeweils vom Gardemaß der Top-Class nach unten abgesenkt wird für die HD- und MD-Modelle.

Neben dem großzügigen Raumgefühl im Interieur folgt aus dieser Logik heraus auch der Umstand, dass erstmals durch die gesamte Comfort-Class hindurch ein ebener Boden und somit eine 2+1-Bestuhlung möglich ist. Das ist gerade im wachsenden Fünf-Sterne-Segment eine immer beliebtere Option. Ebenso logisch ist jedoch, dass der Höhenunterschied zwischen HD und MD von rund 21 Zentimetern zulasten der praktischen Stauräume über den Achsen geht, die bei den HD-Modellen je nach Modell 0,5 bis 1,5 Kubikmeter zusätzliches Volumen bieten. Auch ein zweiter Vorteil der Höhenreduktion dürfte von den Kunden gern angenommen werden: Die Einstiege kommen mit einer Trittstufe weniger aus.

Praktischer Heckeinstieg

Der praktische Heckeinstieg, der schon bis zur 200er-Setra-Baureihe im Angebot war, macht aus der Not des kleineren Stauraumes aufgrund des abgesenkten Grundrahmens eine Tugend und nimmt die Wünsche vieler Kunden auf. Zwar wurde das Rad nicht gänzlich neu erfunden, jedoch sind die Techniker das Thema im Euro-6-Heck gezielt angegangen. Kombinierbar ist der Heckeinstieg mit einer Hecktoilette und Heckküche genauso wie mit einer in Frankreich üblichen Vollbestuhlung, die jedoch nicht mehr Plätze bietet als ein Mitteltürmodell ohne Toilette. Auch ein Rollstuhllift ist hier wie beim Mitteleinstieg möglich, die Standard-Hecktoiletten sind aber nicht behindertengerecht.

Angeboten wird die Hecktür bei allen Zweiachsern, der Überhang der Dreiachser fällt dafür zu knapp aus. Technische Ausnahme bildet hierbei der neue 15 m-Wagen S 519 HD, der ein ähnliches Heckmodul wie die Zweiachser bekommen hat, jedoch will Setra hier noch nichts versprechen. Der Wagen ist zudem mit bis zu 16,2 Kubikmetern Gesamt-Stauraum für bis 71 Personen schon üppig gesegnet (zwischen 228 und 312 Liter pro Person) und macht somit dem hauseigenen Doppeldecker gehörig Konkurrenz. Da nimmt der Unternehmer das üppige Ausschwenkmaß gerne in Kauf und setzt seinen besten Fahrer auf den großen Wagen.

OM 471 passt zum schweren Dreiachser

Bisher wurden die Comfort-Class-Modelle ausschließlich von den großvolumigen Euro-6-Aggregaten des Typs OM 470 und 471 befeuert, die Leistungen zwischen 360 und 476 PS anbieten. Die höchste Leistungsstufe des OM 471 ist für die schweren Dreiachser, zumal den neuen 15-Meter-Wagen, eine echte Empfehlung, sollte es auch mal statt ans Meer ins Gebirge gehen. Das Geld ist hier in satte 2.300 Newtonmeter (Nm) maximales Drehmoment gut investiert. Der große Motor bedingt allerdings den Verbau des automatisierten Powershift-3-Getriebes mit acht Gängen, Dynamikmodus sowie einem Rangiermodus, mit dem sich trefflich zentimeterweise manövrieren lässt. Außer für den S 519 HD, der somit wie schon in der Vorgänger-Baureihe aus der Reihe tanzt, gibt es alternativ auch die neuen Sechsgang-Schaltgetriebe von Mercedes, die sich mittlerweile ebenfalls butterweich schalten lassen.

Außer dem etwas geringeren Preis spricht allerdings heute nicht mehr viel für die manuelle Box. Nicht nur der sehr gut gelungene Rangiermodus und das Dynamik-Programm entfallen hier, auch die topografische Getriebesteuerung Predictive Powertrain Control (PPC, Aufpreis rund 800 Euro) lässt sich nur mit Powershift 3 kombinieren und ist erst nach der IAA bestellbar. Mit dem innovativen System lassen sich je nach Strecke tatsächlich Einsparungen bis zu zehn Prozent erreichen, sodass sich das Getriebe schnell amortisieren dürfte. Zudem ist auch eine Stop-and-go-Funktion mit dem Abstandsradar gekoppelt, die ein müheloses, teilautomatisiertes Fahren etwa im Stau ermöglicht. Wer das schon erfahren hat, wird über das selbstbestimmte Sortieren der Gänge kaum mehr nachdenken.

OM 936 spart Kraftstoff

Schon eher ins Kalkül ziehen dürften Interessenten der neuen MD-Modelle den kleinvolumigen OM 936, der mit seinen 7,7 Liter Hubraum 354 PS und 1.400 Nm mobilisiert, 300 Nm weniger als der kleinste OM 470. Für die große Alpenrundreise dürfte das nicht ideal sein, für die weitere Einsparung von Kraftstoff allerdings schon, bringt der  Sechszylinder doch rund 400 Kilo weniger auf die Waage als die großen Brüder. Genauso wie diese besitzt er seit Euro 6 ein Common-Rail-Einspritzsystem, was zu einem viel weicheren und leiseren Verbrennungsgeräusch führt. Zudem ist er zweistufig aufgeladen. Vergleiche mit den alten Pumpe-Leitung-Düse-Motoren wiesen Unterschiede von bis zu drei dB(A) aus. Ein Übriges tut ein serienmäßiges Zwei-Massen-Schwungrad, das für noch mehr Vibrationsarmut an Bord sorgt als man es bisher von Setra-Fahrzeugen schon gewohnt ist.

Der Verbrauchsrekord, den die große Maschine OM 470 nicht nur bei der hauseigenen Vergleichsfahrt „Record Run Buses“, sondern auch im letztjährigen lastauto omnibus-Test mit einem beachtlichen Durchschnittsverbrauch von knapp mehr als 25 l/100 Kilometer hingelegt hat, wird sich nochmals unterbieten lassen mit diesem effizienten Antriebsstrang.

Busortung mit Telematik-Plattform TiiRec

In Verbindung mit dem Telematik-Plattform „TiiRec“ von FleetBoard kann man sogar den Einsatz von PPC gezielt auswerten und zukünftig auch den Fehlerspeicher auslesen lassen, wenn der Bus unterwegs ist. Um absolut zukunftssicher zu sein, also auf jeden Fall mitbestellen, die rund 1.500 Euro für die Hardware lohnen sich allemal, und sei es für die Ortung eines gestohlenen Busses. Wichtig hierbei: Das System sollte ab Werk direkt am CAN-Bus angeschlossen sein, nicht nur an der FMS-Schnittstelle, nur so können alle verfügbaren Daten auch heute oder in Zukunft telemetrisch genutzt werden.

Soweit ohne ausführliche eigene Tests möglich, lautet daher die klare Empfehlung: MD-Modelle mit dem kleinen Motor bestellen, HD-Zweiachser mit dem OM 470, den Dreiachsern – gerade den langen Versionen – sollte man aber den OM 471 gönnen, geht man mehr auf Performance als auf maximale Effizienz.

Hier geht es zu den anderen Teilen der Kaufberatung für die Setra Comfort-Class 500:

Teil 1: Flexibler Allrounder

Teil 3: Innenraum und Ausstattung

Teil 4: Sicherheit und Kosten

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