Iveco Das Bangen geht weiter

Produktion Iveco Foto: Rathmann

Wann macht Iveco die Lkw-Produktion in Ulm dicht? Die Arbeitnehmer befürchten, dass nur noch drei Monate Luft bleiben. Fortan fertigt der Fahrzeugbauer die Stralis-Baureihe nur noch in Madrid.

Der Fahrzeugbauer Iveco will die Lkw-Fertigung in Ulm offenbar früher als zunächst bekannt schließen. War erst von Jahresende die Rede, hat die Gewerkschaft IG Metall nun neue Informationen, was die Aufgabe der Lkw-Produktion angeht. "Das Unternehmen hat verlauten lassen, dass die Fertigung bereits im September auslaufen soll", sagt Michael Braun, Geschäftsführer der IG Metall Ulm, gegenüber trans aktuell. Diese kurze Zeitschiene könne er nicht akzeptieren, denn innerhalb von nur drei Monaten könne man keine tragfähigen Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter herbeiführen.

Zeitliche Kompomente ist eines der größten Probleme

"Wir brauchen eine längere Frist." Braun hat diese Botschaft auch ins baden-württembergische Wirtschafts- und Finanzministerium getragen. Er habe den Verantwortlichen mitgeteilt, dass die zeitliche Komponente eines der größten Probleme sei. Minister Dr. Nils Schmid (SPD) hatte sich frühzeitig für eine Rettung der bedrohten Arbeitsplätze stark gemacht, Gespräche mit Iveco-Chef Alfredo Altavilla geführt sowie einen Arbeitsausschuss ins Leben gerufen. Ein Treffen dieser Runde in Stuttgart mit einem Dutzend Teilnehmer - darunter Vertreter des Ministeriums, der IG Metall, des Iveco-Betriebsrats und der Arbeitsagentur -  blieb vorigen Donnerstag jedoch ohne konkretes Ergebnis. Es war aber auch kein Entscheidungsträger von Iveco dabei. Ein Sprecher des Ministeriums hält es für denkbar, dass eine weitere Gesprächsrunde folgt.

Von Ulm nach Madrid

"Wir benötigen dringend mehr Angaben, um eine soziale Flankierung zu erreichen", sagt er. Die Fiat-Industrial-Tochter plant, die Produktion von schweren Lkw der Baureihe Stralis von Ulm ins Werk Madrid zu verlagern. Das deutsche Werk ist - wie das spanische - nicht ausgelastet. "Das hochmoderne Werk Madrid hat erst 1992 seinen Betrieb aufgenommen und arbeitet mit den aggregierten Stückzahlen dann effizient", erklärt Iveco-Sprecher Manfred Kuchlmayr. Er hält die Entscheidung des Konzerns für absolut plausibel: Es sei sinnvoller, in einem Werk mit guter Auslastung zu arbeiten, statt zwei unausgelastete Fertigungsstätten zu betreiben. Zuletzt produzierten die Mitarbeiter in Ulm im Einschichtbetrieb rund 8.500 Lkw im Jahr, in besten Zeiten waren es fast dreimal so viele. Zwei Drittel der Einheiten gehen in den Export, vornehmlich nach Italien und auf den Balkan. Über einen längeren Zeitraum hinweg - nach Angaben der IG Metall über drei Jahre - wurde immer wieder Kurzarbeit beantragt. Iveco hebt hervor, dass sich für die Kunden nichts ändern werde. Beim Stralis aus Madrid handele es sich um ein schraubengleiches Fahrzeug mit den bekannten Komponenten aus Deutschland: Das Getriebe komme von ZF, die Bremse von Wabco und die Einspritzpumpe von Bosch. Der Kunde profitiere eher noch von einer besseren Termintreue, weil vieles planbarer werde.

IG Metall zweifelt

Die IG Metall hegt ihre Zweifel: Es sei unabdingbar, einen Produktionsstandort in Deutschland zu halten. "Marktnähe ist ein starkes Argument für den Erwerb eines Investitionsgutes", sagt Gewerkschafter Braun. Bisher habe es eine Vereinbarung zwischen Management und Arbeitnehmern gegeben, wonach die Hälfte der Fahrzeuge in Ulm und die andere in Madrid zu fertigen war. "Iveco hat die Standortsicherung aber gekündigt", sagt Braun. Die Firmenspitze hat nach Gewerkschaftsangaben zugesagt, an einer "Friendly Solution" für die Beschäftigten zu arbeiten. IG-Metall-Mann Braun sagt aber, diese Formel sei nicht belastbar, weil keiner wisse, was I-veco -darunter verstehe. Von dem Fahrzeugbauer heißt es: "Im Rahmen der geplanten Neuordnung wollen wir die sozialen und infrastrukturellen Auswirkungen minimieren."

Das Gros wechselt in den Ruhestand

Als ausgemacht gilt, dass das Gros der Beschäftigten in den vorgezogenen Ruhestand wechseln wird. Mehr als 400 der 670 von einer Kündigung bedrohten Mitarbeiter, von denen in Medienberichten die Rede ist, sind älter als 55 Jahre. Die Gewerkschaft befürchtet, dass wesentlich mehr Beschäftigte bangen müssen. Analog zum Abbau in der Stralis-Fertigung will Iveco den Bereich Brandschutz ausbauen. Dies könne - so die Arbeitnehmervertreter - zu Lasten anderer Standorte in Weisweil im Kreis Emmendingen oder in Görlitz gehen. Iveco kommentiert die im Raum stehenden Zahlen über den geplanten Stellenabbau nicht. Das Unternehmen versichert, es bekenne sich eindeutig zum Standort Deutschland und wolle sich hier auch in Zukunft engagieren. Es plant erhebliche Investitionen in die Brandschutz-Sparte, sodass auch eine Fließfertigung in Ulm möglich sei. 420 der derzeit in Ulm beschäftigten rund 1.900 Mitarbeiter arbeiten in dieser Sparte. Doch auch Engineering, Testing und vertriebsnahe Bereiche sollen in Ulm verbleiben. Einzig die Endmontage werde exportiert, heißt es.

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