Rallye Dakar 2011: Interview Exklusiv-Interview: Vom „Wasserträger“ zum Spitzenfahrer

Franz Echter im Interview Foto: Team, Veranstalter 24 Bilder

Franz Echter beendete die Rallye Dakar 2011 als bester Nicht-Kamaz-Pilot. TSM sprach nach seiner Rückkehr exklusiv mit Deutschlands bestem Truck-Rallyefahrer. 

TSM: Franz, herzlichen Glückwunsch zu dem erneuten tollen Erfolg. Aber ganz ehrlich: ist da nicht auch ein Beigeschmack?

F.E.: „Zuerst freuen wir uns natürlich über den Erfolg. ‚Best of the Rest’ gegen die Kamaz-Armada ist doch was. Aber Du hast Recht, da wäre mehr drin gewesen!“

TSM: Auch mit dem nachweislich schwächeren Auto?

F.E.: „Ja. Wir waren zwar mit dem 2005er Auto und damit mit 150 PS und rund 500 Nm weniger unterwegs. Wir hätten aber besonders gegen Ende mehr bringen können.“

TSM: Warum ging’s nicht?

F.E.: „Hätte, wäre, wenn...! Die Dakar ist lang und da passiert viel. Hätten wir zum Beispiel nicht in der elften Etappe - auf die ich mich riesig gefreut hatte, weil sie mir besonders lag - technische Probleme bekommen und nur Platz zehn eingefahren, hätte es schon anders ausgesehen.“

TSM: Was war passiert?

F.E.: „Ein Riss in der Ölwanne. Wir mussten anhalten, das Haus hoch pumpen und Öl nachfüllen. Hat viel Zeit gekostet.“

TSM: .. und beim letzen Abschnitt?

F.E.(grinst): „Da sprichst Du eine sehr spezielle Geschichte an. Kamaz hat uns zuletzt regelrecht geblockt. Maximal 110 km/h auf einer elend langen graden Strecke und keine Überholmöglichkeit. Und vorne fahren dir die anderen weg. Dabei hatten wir den Mardeev meistens sehr gut im Griff.“

TSM: Unsportlich, oder?

F.E.: „Clever gemacht von Kamaz. Klär ärgerst du dich, wenn die Dir ständig Schwung und Speed rausnehmen. Und das ist sportlich auch nicht ganz sauber. Aber aus Sicht von deren Team eine optimale Strategie.“ 

TSM: Aber man hätte auch Protest einlegen können...

F.E.: „Wie schon gesagt: Hätte, wäre, wenn...! Klar hat unsere Teamleitung auch in diese Richtung überlegt und mit Jakubov, dem Chef des Kamaz-Teams, heftig diskutiert. Zumal nach dem Auslesen der Daten offiziell festgestellt wurde, dass wir auf über 30 Kilometern behindert worden sind. Das hat uns locker zehn Minuten gekostet. Trotz Blockade haben wir da auf Mardeev sogar noch eineinhalb Minuten gut gemacht!“

TSM: Und dann wurde der Ausfall von Nikolaev gemeldet - und damit Dein Team auf Platz vier!

F.E.: „Wir haben bis zum Podium nicht gewusst, auf welcher Position wir letztendlich gewertet wurden. Und wir wissen bis heute nicht, was da los war. Jedenfalls tauchte der Nikolaev plötzlich wieder in der Wertung auf, und wir waren einen Platz weiter hinten.“

TSM: ... und sauer!

F.E.: „ Nein, ein wenig enttäuscht zuerst. Aber wir haben unsere Platzierung von 2009 wiederholen können, sind bestes Nicht-Kamaz-Team. Das alles mit einem nicht aktuellen Auto und gegen verdammt starke Konkurrenten. Loprais war toll und Pep Vila ist super gefahren. Leid tut es mir besonders für Gerard de Rooy.“

TSM: Dabei war der Franz Echter doch vom VEKA-Team eigentlich als Wasserträger für Marcel van Vliet eingekauft worden...

F.E.: „Als die Teamleitung aber gesehen hat, dass es bei mir besser läuft, war der Rollentausch kein Problem.“

TSM: Aber Du warst nicht als Fast-Service mit Ballast unterwegs

F.E.: „Nein, keine Ersatzteile für Marcel und kein zusätzliches Werkzeug.“

TSM: Warum war Dein neuer Standard-Beifahrer Hansi Balleis nicht dabei?

F.E.: „Aus Zeitgründen. Der Hansi ist selbständig und konnte nicht so lange weg.“

TSM: Und Detlef Ruf ist gleich nach Monte Carlo durchgestartet...

F.E.(lacht): „ Ja, der hatte immer noch nicht genug Rallye, machte zusammen mit Armin Schwarz Eisspion bei der Monte.“

TSM: Das ganze Team war zum Start der Rallye krank. Was war los?

F.E.: „Erinnere mich nicht daran. Die ersten beiden Tage sind wir mit Fieber und Schüttelfrost im Cockpit gesessen. Vermutlich hatten wir uns Im Flugzeug eine Infektion eingefangen. Aber unser Physio Dieter Thomas hat uns alle wieder aufgepeppelt. Das war eine starke Leistung.“

TSM: Zu guter Letzt: Hast Du schon eine Anzeige wegen Umweltfrevels erhalten?

F.E.(verwundert): „Bitte? Warum das? Nein, habe ich nicht.“

TSM: Es wurde gemeldet, dass eine Umweltschutzorganisation alle Dakar-Teilnehmer verklagt hat. 

F.E.: „Davon weiß ich nichts. Wenn etwas kommt, werdet Ihr es als erste erfahren!“

TSM: Und dann rechnen wir mal aus, wie viel Umweltschaden zum Beispiel ein einziger Bundesliga-Spieltag so verursacht....! 

Danke Franz für dieses informative Gespräch. 

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