Interview mit Bernard Krone "Mosaiksteinchen für 25 Prozent Marktanteil"

Krone B-Double Foto: Stefan Schoening Fotodesign

Telematik und Service – Krone startet zur IAA eine Offensive. Krone-Chef Bernard Krone spricht mit trans aktuell-Redakteur Markus Braun über personelle Veränderungen, neue Produkte und zukunftsweisende Entwicklungen.

Herr Krone, welche technischen Innovationen präsentieren Sie in diesem Jahr auf der IAA Nutzfahrzeuge?

Wir zeigen in diesem Jahr bewusst ein oder zwei Fahrzeuge weniger auf unserem Stand, stattdessen fokussieren wir uns auf die Themen: Service, Telematik und Ersatzteile. Unter der Leitung unseres neuen Geschäftsführers Ralf Faust haben wir das Thema zur Chefsache erklärt und arbeiten entsprechend intensiv an dem Ausbau und der Optimierung von nachhaltigen und professionellen Wertschöpfungsketten, wie zum Beispiel den Wartungsverträgen, dem internationalen Ersatzteilgeschäft, der Logistik sowie an einem Komplettangebot von Telematikdienstleistungen. Und all diese Themen möchten wir natürlich auf der IAA entsprechend kommunizieren. Hingucker auf unserem Stand ist ein gläserner Kühlauflieger. In dieses Fahrzeug kann jeder Besucher hineinschauen und so sehen, welche praxisgerechten Features moderne Trailer heute bieten. Also, Assistenzsysteme, Telematiklösungen und so weiter.

Ist das Fahrzeug eine Weiterentwicklung der IAA 2010?

Richtig, wir knüpfen an unseren Auftritt 2010 an. Damals haben wir ja den energieeffizienten Cool Liner mit VIP-Paneelen und Solarzellen ausgestellt. In diesem Jahr gehen wir noch einen Schritt weiter und zeigen neben Energieeffizienz auch noch Trailer-Intelligenz. Denn so lassen sich zum Beispiel über Telematik heute Dinge steuern, die wir noch vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten hätten.

Greifen Sie das Thema Vakuumisolierung noch mal auf?

Nein, denn das war unser Highlight 2010. Es ist und bleibt ein spannendes Thema, scheitert aber im Moment noch an der Reparaturfreundlichkeit beziehungsweise an den Kosten. Und das haben wir schon bei vielen Innovationen von uns, aber auch von anderen Herstellern gesehen: Der Sattelauflieger ist und bleibt ein preissensibles Produkt.

Stehen andere Ihrer Innovationen unter einem ähnlichen Preisdruck?

Selbstverständlich, nehmen Sie zum Beispiel das Solardach. Das bietet heute noch nicht so große Speichermöglichkeiten wie gewünscht. Aber manche Kunden entscheiden sich bewusst dafür, um ein klares Signal zu senden. Das gilt auch für das Aerodynamik-Paket. Viele Kunden wollen eigene Erfahrungen sammeln. Der eine Hersteller schreibt fünf Prozent Einsparungen, der andere 15 Prozent – wir schreiben acht Prozent. Deshalb ist es für unsere Kunden wichtig, die Technik im eigenen Fuhrpark zu testen. Und viele Kunden sind dabei völlig realistisch und sagen, wenn wir fünf Prozent einsparen, lohnt sich die Investition immer noch, meist schon nach einem Jahr. Auch bei größeren Investitionen kann man davon ausgehen, dass die sich zumindest über die Lebensdauer des Trailers hinweg rechnen.

Gibt es andere Projekte bei Krone zum Thema Kraftstoffeffizienz?

Wir arbeiten an vielen Themen, aber vieles davon ist aktuell noch Zukunftsmusik. Aerodynamik und Energierückgewinnung habe ich vorhin schon genannt. Daneben ist auch Leichtbau ein Thema. Aber manches braucht einfach ein paar Jahre, um zu reifen und marktfähig zu werden, andere Dinge müssen wir schlicht wieder verwerfen. Nehmen wir das Beispiel Karbon. In erster Linie saugt die Luftfahrtindustrie fast alles auf, was es auf dem Markt der leichten Materialien so gibt. Der Rest fließt in die Automobilindustrie. Und wenn dieser Massenmarkt erst einmal so richtig loslegt, dann bleibt für uns Lkw-Hersteller nicht mehr viel übrig, zumindest nicht im bezahlbaren Bereich. Der Kostenunterschied zwischen Stahl und Karbon liegt heute noch beim Faktor 20. Und wir alle wissen, wie preissensibel die Transportbranche ist. Deshalb forschen und entwickeln wir auch in anderen Bereichen und arbeiten eng mit verschiedenen Hochschulen zusammen. Aber diese Projekte sind in den nächsten zwei oder vier Jahren kaum marktreif.

Ein Wettbewerber hat einen CNG-Trailer präsentiert. Haben Sie ein ähnliches Projekt?

Wir haben so etwas schon mal vor vier Jahren gemacht. Aber der Markt hat dieses teure Nischenprodukt nicht angenommen, obwohl es interessante Antworten auf Umweltfragen, Fragen der Energieeffizienz und Geräuschemission gibt. Aber solange der Gesetzgeber hier keine entsprechenden Regelungen schafft, ist es schwierig, für solche Produkte eine Marktakzeptanz zu schaffen. Solange die Frachtraten ständig unter Druck stehen, wird kein Transportunternehmer freiwillig in moderne, teure, zukunftsweisende Technik investieren. Wir haben solche Konzepte in der Schublade und wir können damit sofort auf den Markt kommen, wenn die Situation oder der Gesetzgeber das fordert.

War die Branche beim Lang-Lkw auch zu früh dran?

Zu früh vielleicht auch, aber entscheidend hier war meiner Meinung nach die mangelnde beziehungsweise uneinheitliche Kommunikation innerhalb der Branche. Wenn beispielsweise ein Hersteller sagt, okay, ich mache mit, aber zeitgleich noch ein anderes Konzept präsentiert, dann signalisiert die Industrie keine Geschlossenheit. Und das macht es wiederum den Politikern einfach. Die argumentieren: Solange die Industrie keinen Konsens findet, lassen wir von politischer Seite die Finger davon.

Können Sie etwas zur Entwicklung der Absatzzahlen im Bereich Kühlfahrzeuge sagen?

Generell ist ja festzuhalten, dass die Kühlauflieger auch während der Wirtschaftskrise ganz ordentlich nachgefragt wurden. In diesem Segment war der Rückgang deutlich niedriger als im Planensattelbereich. Wir haben kurz vor der Krise das Werk in Lübtheen in Betrieb genommen. Dort haben wir natürlich eine Lernkurve durchgemacht, wie man es in jedem anderen Bereich auch erlebt, sei es mit einem neuen Produkt oder einem neuen Mitarbeiter. Heute kann man sagen, dass wir im modernsten Trailerwerk Europas, vielleicht auch der Welt, eines der besten Kühlfahrzeuge der Branche bauen. Das belegen auch unsere Stückzahlen. Der Abstand zum Marktführer ist in den vergangenen acht, neun Jahren deutlich kleiner geworden. Unser Ziel ist es, mit unserer Kühlaufliegerproduktion zum Marktführer in Europa aufzuschließen.

Welchen Marktanteil erhoffen Sie sich?

Wir arbeiten daran, dass wir in Europa mit unserer gesamten Produktpalette inklusive Kühler, Planensattel, Container und so weiter einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen. Ob wir das im nächsten oder übernächsten Jahr erreichen, ist nebensächlich. Aber für dieses Ziel stellen wir uns gerade neu auf. Wir stocken unsere Produkt- und auch die Produktionskapazitäten deutlich auf. Darüber hinaus ändern wir auch einiges im Vertrieb. Wir haben vier hochkarätige Branchenkenner in unser Team geholt: Für Frankreich ist das Philippe Lamberet, in Südosteuropa ist Hannes Nachtelberger Geschäftsführer der neuen Krone-Trailer und in den Niederlanden hat André Menzing diesen Part übernommen. Darüber hinaus haben wir auch das Thema Service und Ersatzteilversorgung unter der Leitung von Ralf Faust zur Chefsache erklärt. Das alles sind kleine Mosaiksteine, die uns auf einen europaweiten Marktanteil von 25 Prozent bringen werden. Eines der Mosaiksteinchen ist vermutlich auch der Standort Tire in der Türkei.

Wie geht es dort voran?

Sehr gut. Wir arbeiten auf vollen Touren, damit dort zum Jahresende die ersten Fahrzeuge vom Band laufen.

Zur Person Bernard Krone

Bernard Krone (34) übernahm im November vergangenen Jahres auch die Leitung der Krone-Fahrzeugwerke. 2007 stieg der Diplom-Kaufmann in das Familienunternehmen mit Projektarbeiten ein. Seit 2008 leitet er die Krone-Maschinenfabrik und seit 2010 zudem die gesamte Krone-Gruppe, der bis dahin sein Vater Dr. Bernard Krone vorstand.

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