Interview Mathias Krage im Gespräch

neuer Präsident des DSLV Foto: Sepp Spiegl

Seit November des letzten Jahres macht in der Transportbranche ein Satz von Mathias Krage die Runde, der viele Fahrerherzen höherschlagen lässt. Um dem Personalmangel zu begegnen, sei es notwendig, die Gehälter anzupassen. „Ich schließe eine Verdoppelung der Löhne nicht aus, um das Personal zu halten. Schon jetzt wird je nach Region übertariflich gezahlt.“

Mathias Krage ist Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes. Der DSLV repräsentiert rund 4.000 in Spedition und Logistik tätige Mitglieder und etwa 90 Prozent des bei circa 72 Milliarden Euro liegenden Branchenumsatzes.

Herr Krage, stehen Sie noch zu Ihrer Aussage und für welchen Zeitraum trifft diese zu?

Krage: Dieser Satz bezog sich nicht pauschal auf ganz Deutschland, sondern auf die spezielle Situation der Tariflöhne in einigen mitteldeutschen Bundesländern. Aufgrund älterer Tarifverträge existieren dort noch Stundenlöhne von rund fünf oder sechs Euro.

Bezogen auf diese Basis habe ich auf dem Unternehmertag des DSLV in Dresden im November des letzten Jahres eine Verdoppelung dieser Löhne nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig habe ich jedoch darauf hingewiesen, dass im Osten bereits heute in den meisten Fällen über Tarif gezahlt wird, weil sich zu diesen Löhnen kaum noch Fahrer finden lassen.

Wie dramatisch ist der sich abzeichnende Fahrermangel wirklich und wie wird er sich Ihrer Meinung nach auf die Lohnentwicklung auswirken?

Krage: Der Fahrermangel in Deutschland wächst zu einem sehr ernsten Problem heran. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass er bei einem Drittel der Transportunternehmen bereits heute eine Rolle spielt. Ein gutes weiteres Drittel rechnet damit, dass er noch in diesem Jahr spürbar wird.

Natürlich gibt es eine Reihe von Stellschrauben, um die Arbeit des Berufskraftfahrers attraktiver zu gestalten. Aber am Ende werden Transport- und Speditionsunternehmer nicht umhinkommen, höhere Löhne zu zahlen, um qualifizierten Nachwuchs zu finden und die guten Fahrer zu halten.

Sogar namhafte Transportunternehmer sagen, dass sie gerne mehr Lohn bezahlen wollen, aber – auch aufgrund anderer gestiegener Kosten – keinen Spielraum haben, weil der Wettbewerb über den Preis kaum eine Anpassung der Frachten nach oben erlaubt. Die Kunden sind einfach nicht bereit, mehr zu bezahlen. Was sagen Sie dazu?

Krage: Das genau ist die Krux, die wir derzeit haben. Das Problem ist struktureller Natur, weil die Preise mit dem Aufschwung in den letzten beiden Jahren nicht Schritt halten konnten und wir vielleicht wieder die Mengen des Jahres 2008 erreicht haben, aber noch nicht den gleichen Umsatz. Die wirtschaftliche Entwicklung ist zurzeit wieder etwas rückläufig.

In dieser Situation ist es natürlich besonders schwierig, von seinem Auftraggeber mehr Geld zu verlangen, um die Fahrer besser zu entlohnen. Allerdings sehe ich auch nicht, was die Alternative sein könnte. Genauso wie steigende Dieselkosten oder eine Erhöhung der Lkw-Maut müssen Spediteure höhere Fahrerlöhne weiterberechnen. Ansonsten droht die Insolvenzfalle.

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