Von einem höheren Geschäftsrisiko ist laut DSLV und DIHK nichts zu spüren. Beide Verbände sehen die Branche für die Zukunft gut gerüstet.
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV), ist für 2015 guter Dinge. "Wir gehen von einer steigenden Nachfrage nach Logistikdienstleistungen aus. Einen Grund für eine Umkehr des rückläufigen Trends der Insolvenzrate sehen wir nicht", sagt er auf Nachfrage.
Ein Viertel weniger Insolvenzen
Ein Viertel weniger Insolvenzverfahren habe das Statistische Bundesamt im Vorjahresvergleich 2014 zu 2013 (bis September) gemeldet. Und bei Güterkraftverkehrsunternehmen sank die Insolvenzrate um 21 Prozent. Mögliche Ursache: Die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf den Straßengüterverkehr mit Osteuropa waren im Herbst 2014 weniger gravierend als befürchtet, was die Erwartungen des Transportaufkommens im Straßengüterverkehr mit Osteuropa positiv beeinflusste.
Für 2015 geht der Branchenverband von zwei bis drei Prozent Wachstum für die Transportbranche aus, auch der aktuelle IFO-Konjunkturtest der Speditions- und Logistikbranche bestätige die aussichtsreichen Geschäftserwartungen.
Ausreichend Eigenkapital in Reserve
Also alles in Butter? Vorbeugen tut trotzdem Not. "Es empfiehlt sich, mit ausreichend Eigenkapital in Reserve zu wirtschaften. Unternehmen müssen ihre Einnahmen und Ausgaben im Auge behalten, nach Möglichkeit nicht zu lange Zahlungsziele einräumen und gegebenenfalls zügig mahnen", rät der Verband. Bei absehbaren Zahlungsengpässen sollten Unternehmen schnell Kunden und Hausbank kontaktieren, um rasch wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht mehr Licht als Schatten fürs laufende Jahr.
Gezielt Eigenkapital aufgebaut
DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann ist mit Blick auf die Insolvenzraten hierzulande zwar vorsichtig, doch nicht besorgt. "Viele deutsche Unternehmen haben die letzten Jahre genutzt, um gezielt Eigenkapital aufzubauen und sind damit heute in einer strukturell besseren Lage als noch vor einigen Jahren", sagt er auf gegenüber trans aktuell. Dadurch sei auch das Insolvenzrisiko gesunken, selbst eine verhaltene Wirtschaftsentwicklung dürfte diesen Trend höchstens kurzzeitig unterbrechen, erwartet Schumann.
Zahlungsausfälle sind für KMU zentrales Insolvenzrisiko
Allerdings warnt er die Politik davor, etwa via Erbschaftssteuer die Unternehmen zusätzlich so zu belasten, dass es an deren Substanz geht und ihre Krisenfestigkeit beeinträchtigt. Zahlungsausfälle wichtiger Kunden blieben gerade für kleine und mittlere Unternehmen ein zentrales Insolvenzrisiko. "Hier sollte jedes Unternehmen rechtzeitig prüfen, wie es seine Risiken etwa durch geeignete Zahlungsbedingungen begrenzen und wie es im Ernstfall reagieren kann", rät er. Die Transport- und Logistikbranche stehe seit Jahren zudem in einem harten internationalen Wettbewerb, vor allem auch aus Osteuropa.
2015 stehen darüber hinaus gleich an drei Terminen Veränderungen bei der Lkw-Maut an, kritisiert Schumann. "Dies erschwert es den Transporteuren, die Kostenänderungen unter dem Strich an die Verlader weiterzugeben", kritisiert Schumann. Denn je niedriger die Kosten der ausländischen Konkurrenz seien, desto schwieriger werde es, Mehrkosten am Markt durchzusetzen.