Im Dialog mit Eugen Seitz "Hygienische Zustände sind eine Katastrophe"

Sitowa mit integriertem Toilettenmodul Foto: Sitowa

Die sanitären Bedingungen auf vielen Rastplätzen sind häufig miserabel bis unmenschlich. An nahezu jeder Autobahnausfahrt finden sich Müllbeutel und Getränkeflaschen mit eindeutigem Inhalt. Einzige Alternative sind die zwar gepflegten aber auch teuren Toiletten an Raststätten und Autohöfen. Als hygienische Alternative hat der Erfinder Eugen Seitz den Sitowa (Sitz-Toilette-Waschen) entwickelt, einen Lkw-Sitz mit Toilette, Waschbecken und Wassertank. Der Sitowa soll den Fahrer-Alltag erleichtern und den Trucker unabhängiger von Rastanlagen machen.

FERNFAHRER: Herr Seitz, wie sind Sie auf die Idee gekommen einen Lkw-Sitz mit integriertem Hygienemodul zu entwickeln?

Eugen Seitz: Mein ganzes berufliches Leben habe ich mich mit Erfindungen für Reisemobile beschäftigt und in meinem Unternehmen gefertigt. Auf vielen Reisen, vor allen Dingen außerhalb Deutschlands, sind mir immer wieder die teils katastrophalen hygienischen Zustände auf Rastplätzen aufgefallen. Deshalb hat mich seit langem die Frage beschäftigt, wo können Toiletten noch eingesetzt werden, um unterwegs für Erleichterung zu sorgen. Nach vielen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass der Beifahrersitz in den meisten Lkw nicht zweckmäßig genutzt wird. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, eine Reisemobil-Toilette so umzubauen, damit sie in einen Lkw-Sitz hineinpasst - ohne die eigentliche Funktion des Sitzes zu verändern. Der Fahrer wird mit dem Sitowa unabhängiger von Rasthöfen und erhält eine verbesserte Hygiene für unterwegs.

Was verstehen Sie unter Hygiene in diesem Zusammenhang?

Ich meine damit bewusst kein Dixi-Klo oder verdreckte Toiletten an Parkplätzen! Für mich muss eine vernünftige Toilette über Wasserspülung und über Waschbecken zum Händewäschen verfügen.

Wo stammt das Wasser für Waschbecken und Toilette her und wo gelangt es hin?

Das Wasser kommt aus einem Tank, der an der Rückseite des Sitzes mitsamt Wasserpumpe angebracht ist. Die Wasserspülung für die Toilette ist vergleichbar mit der zuhause und gelangt in den Auffangbehälter, auch Kassette genannt, unterhalb des Sitzes. Auch das Abwasser aus dem Waschbecken läuft über die Toilettenschüssel in den Abwasserbehälter.

Wie kann ich den Inhalt der Kassette fachgerecht entsorgen und was wurde gegen die Geruchsbildung getan?

Gegen die Geruchsbildung wird nach jeder Reinigung eine spezielle Chemikalie, die ebenfalls aus der Reisemobil-Toilette bekannt ist, in den Abwasserbehälter gegeben. Zusätzlich gibt es eine Dichtung zwischen Kloschüssel und Auffangbehälter und zusätzlich zwischen Klodeckel und der Unterkonstruktion der Sitzfläche. Damit ist gewährleistet, dass keine Gerüche in die Kabine vordringen. Der Abwasserbehälter kann bequem bei geöffneter Beifahrertüre entnommen und an jeder Entsorgungsstelle für Campingtoiletten geleert werden. Mittlerweile gibt es bereits an einigen Autohöfen spezielle Entsorgungsmöglichkeiten für Fäkalkassetten.

Für die Technik des Sitowa konnten Sie auf bereits bestehende Technik aus dem Wohnmobilbau zurückgreifen. Wo lagen die bauartbedingten Schwierigkeiten für die Anpassung an einen Lkw-Sitz?

Grundsätzlich sind die einzelnen Elemente bereits aus dem Reisemobilbau bekannt. Jedoch mussten die Maße der einzelnen Bauteile verkleinert und entsprechend der Größe eines Beifahrersitzes angepasst werden. Ich möchte aber betonen, dass es trotz der Schrumpfungskur der Elemente keine Einschränkungen bei der Nutzung der Toilette gibt.

Gibt es im Vergleich zu herkömmlichen Sitzen Komforteinbußen beim Sitowa?

Beim reinen Sitzkomfort kann der Sitowa nicht mit einem herkömmlichen Beifahrersitz mithalten. Das ist aufgrund des Hygienemoduls technisch nicht umsetzbar. Wenn man aber bedenkt, wie viele Fahrer alleine unterwegs sind, ist dieser Nachteil in den meisten Fällen verkraftbar.

Passt der Sitowa in jeden Lkw?

Der Sitowa passt nicht nur in jeden Lkw, sondern auch in jeden Transporter. Bei meinen Überlegungen habe ich nicht nur an alleinfahrende Lkw-Fahrer gedacht. Auf unseren Straßen sieht man immer mehr Transporter der sogenannten Sprinter-Klasse mit ihren aufgesetzten Schlafkabinen. Gerade für diese Fahrer lohnt sich der Sitowa. Sie sind bei ihren Pausen nicht auf große Parkplätze angewiesen und haben schon deshalb oftmals keine Toilette in unmittelbarer Fahrzeugnähe.

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