Die Niederländer rüsten ihre Lkw-Parkplätze auf. Mit aufwendiger Technik wollen sie Kriminellen das Handwerk legen. Dabei sollen Überwachungskameras potenzielle Täter abschrecken.
Als Transportnation haben die Niederländer einen Ruf zu verlieren. Die zunehmende Zahl an Lkw-Überfällen hat die dortige Regierung auf den Plan gerufen. "Sichere Spur - Secure Lane" heißt das Projekt, für das in den Transportkorridor Rotterdam - Eindhoven - Venlo mehrere Millionen Euro gesteckt wurden.
Insgesamt 100 Videokameras wurden an allen 15 Rastanlagen entlang der stark befahrenen A 67 Richtung Ruhrgebiet und auch an den Autobahnen 58 und 16 installiert. Sie sind an ein bestehendes öffentlich-privates Netz von kameraüberwachten Betriebsgeländen angeschlossen. Rund um die Uhr werden die Daten in ein Lagezentrum der Polizei nach Eindhoven übertragen. Die Zahl der Zwischenfälle auf den derart gesicherten Rastplätzen ging drastisch von 74 pro Jahr auf gerade einmal vier zurück, zeigte sich nach rund einem Jahr Betriebsdauer. Dafür kommt modernste Kameratechnologie zum Einsatz, schnelle Glasfaserverbindungen sowie spezielle Beleuchtungstechniken. Sollte sich etwas Verdächtiges auf dem Bildschirm tun, sind sogar die Nummernschilder der einzelnen Fahrzeuge lesbar.
"Secure Lane vergrößert die soziale Sicherheit, stärkt unsere Wettbewerbsposition und verbessert das Standortklima", sagte Wijnand von Zanten von der Transporteursorganisation Transport en Logistiek Nederland (TLN) gegenüber trans aktuell. TLN gehört neben der Verladerorgansation EVO und dem Versicherungsverband Verbond van Verzekeraars sowie diversen Ministerien zu den Initiatoren des Projekts. Für Ivo Opstelten, den niederländischen Minister für Justiz und Sicherheit, ist Secure Lane eine "herausragende Initiative im Kampf gegen die Transportkriminalität", sagte er bei der Übergabe einer Machbarkeitsstudie zur landesweiten Installierung des Systems. "Mit unseren großen Umschlagzentren, dem Hafen Rotterdam und dem Flughafen Schiphol, müssen die Niederlande in puncto Sicherheit ihr gutes Image verteidigen", meinte van Zanten.
Verlust könnten um 90 Millionen Euro verringert werden
Würde die Versuchsstrecke zum landesweiten Standard, könnte der Ladungsdiebstahl jährlich um nahezu ein Viertel, also um Verluste in Höhe von 90 Millionen Euro, verringert werden, rechnet TLN vor. Die an Secure Lane beteiligten Organisationen und Behörden haben sich deshalb für eine flächendeckende Lösung auf Rastplätzen, -höfen und Betriebsgeländen ausgesprochen. Die gemeinschaftlichen Investitionen in das Projekt im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft hätten sich nach einem Jahr amortisiert, meint man bei TLN. Organisation und Unterhalt der derzeitigen Route schlagen jährlich mit 200.000 Euro zu Buche. TLN setzt insbesondere auf das Interesse der Versicherungen.
Grundsätzlich stellen sich die Holländer vor, dass ihr System auf ganz Europa ausgedehnt und so dem Diebstahl von Computern, Elektronik, Alkohol und Zigaretten sowie Kleidung und Kosmetika Einhalt geboten wird. Denn eines ist auch klar und durch die Probestrecke erwiesen: Die Kriminalität verschwindet nicht komplett, sondern verlagert sich an andere, weniger gut überwachte Plätze. Und Richtung Osten. Da liegt Deutschland.
In Deutschland sind in Niedersachsen Lkw-Fahrer Opfer von Dieben geworden. Die Täter setzen Gas ein. Den ausführliche Bericht gibt es hier.