Hilfe braucht Logistik Praktiker helfen bei der HLO freiwillig mit

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Ohne Logistik würden Katastrophenhilfe und humanitäre Projekte nicht funktionieren. Dabei brauchen vor allem kleine und mittelgroße Hilfsorganisationen Unterstützung.

Denn die Logistik von Transporten in Entwicklungsländer oder Krisengebiete ist besonders komplex und Kosteneffizienz auch bei humanitären Projekten wichtig. Für die Belange dieser Helfer, die die Logistik betreffen, setzt sich daher die Organisation HLO (Humanitarian Logistics Organisation) ein. Dabei setzt sie auch auf die Unterstützung von Unternehmen und Privatpersonen aus der Logistik, die ihr Branchen-Know-how für die gute Sache einsetzen wollen.

So wie Benjamin Brich, Mitbegründer und Vorstand von HLO. Nach einem dualen Studium Transport und Logistik an der Hochschule Mannheim und ­einem Trainee-Programm arbeitete er in verschiedenen Positionen bei DB Schenker. Nach eigenen Angaben beschäftigte er sich schon damals äußerst gerne mit den vielen Facetten der Logistik – und fragte sich gleichzeitig, was er für die Welt nachhaltig bewirken könnte. Die Idee, beides miteinander zu verbinden – Logistik und die Hilfe für andere, und das in Kombination mit einem Expertenteam – mündete in der HLO.

Fünf Halb- und Ganztagskräfte bilden den engen Kreis der HLO, dazu kommen derzeit 15 Ehrenamtliche, die fest an aktuellen Projekten mitarbeiten. Darunter sind junge Menschen, aber auch viele mit einem großen Erfahrungsschatz. "Der richtige Mix aus Kreativität und Weisheit", sagt Brich. Die privaten Unterstützer helfen nicht nur mit ihrem Mitgliedsbeitrag, sondern vor allem mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung: etwa zum Thema Einfuhr und Verzollung oder durch ihr Netzwerk und den Kontakt zu Transportpartnern im Ausland.

Projekte auch im Umfeld

Aktuelle Aktivitäten des HLO sind etwa der Transport einer Sauerstoff-Erzeugungsanlage für ein Krankenhaus in Uganda, die Verschiffung eines Feuerwehrfahrzeugs nach Paraguay und ein Hilfsprojekt in Togo. Doch wer humanitäre Projekte unterstützen will, muss nicht weit reisen: Für die Hamburger Initiative „Das Geld hängt an den Bäumen“ etwa übernimmt die HLO die Transportabwicklung samt Leergutrücknahme und weitere Logistikleistungen.

"Wir wollen uns nicht hauptsächlich auf die Katastrophenhilfe fokussieren, sondern unterstützen vor allem bei logistischen Fragestellungen in der Entwicklungshilfe und bei anderen gemeinnützigen Projekten", sagt Brich. Denn schon hier kann es für die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) schwierig werden: Was kann ein deutscher Hilfsverein tun, wenn der mit viel Engagement organisierte Container mit Hilfsgütern im fernen Ausland im Hafen stehen bleibt?

"Die Mitarbeiter oder Mitglieder haben sich zumeist nur autodidaktisch weitergebildet. Die Logistik ist aber sehr komplex und unterliegt täglich wechselnden Regelungen, etwa zum Zoll oder zu Einfuhrbestimmungen", sagt Brich. Deshalb hat die Organisation im Oktober erste Trainingsmaßnahmen für gemeinnützige Organisationen zu logistischem Know-how angeboten – neben der Unterstützung bei Ausschreibungen und der Organisation logistischer Leistungen.

Forschung stärken

Dabei will die HLO keine Konkurrenz zu Speditionsunternehmen sein, die mit solchen Transporten betraut werden: "Ganz im Gegenteil, wir reduzieren das Risiko für den Spediteur, indem wir die Schnittstelle zum Kunden übernehmen. Wir fungieren als organisatorische Einheit, die steuert und die Umsetzung der Projekte betreut – quasi wie ein 4PL." Auch die Bündelung von verschiedenen Sendungen in eine Region kann die HLO so übernehmen, wovon vor allem kleinere Hilfsorganisationen auf der Kostenseite profitieren können.

Das Ziel der HLO ist zudem, die Forschung im Bereich humanitäre Logistik voranzutreiben. Dafür beteiligt sie sich bereits bei entsprechenden Forschungsprojekten zum Thema Rettungslogistik sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene. "Hier stehen wir noch in der Anfangsphase", sagt Brich.

Geschäftsbetrieb in gemeinnützige Gesellschaft umwandeln

Die Organisation ist gerade dabei, sich zu professionalisieren und Geld aufzutreiben. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb mittelfristig in eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) umzuwandeln, um etwa bei größeren Entwicklungshilfeprojekten auch Mitarbeiter vor Ort schicken zu können.

Bis dahin ist das Jonglieren mit vorhandener Zeit und Kapazitäten auch Geschäft der HLO-Aktivisten. "Wir haben einen Mitarbeiter, der gerade sein social sabbatical, also seine berufliche Auszeit, für die Arbeit bei uns nutzt", sagt Brich, "andere verwenden ihren Jahresurlaub." Auch die Supply-Chain-Software ist gespendet. Weitere Mitarbeiter, die ihre Begeisterung für Logistik für humanitäre Projekte einsetzen wollen, sind willkommen. "Das Interesse ist da – viele Spediteure haben ein großes Herz."

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