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KV-Terminal Gütertor zur Welt

Logistik Container, Nägele Foto: Hartmut NŠgele

Das Unternehmen Wacker exportiert seine Güter in die ganze Welt. Durch den Neubau des Kombi-Terminals in Burghausen rückt Bayern noch näher an die internationalen Märkte heran. Mehr Güter sollen auf die Schiene.

Der Süden liegt so nahe. 444 Kilometer sind es von Burghausen in der bayrischen Provinz in die Hafenstadt Triest am Mittelmeer – und nach Hamburg mit 844 Kilometern fast doppelt so viel. Die Lösung liegt auf der Hand: Der direkte Weg ist schneller und günstiger. Burghausen will der Welt ein Stückchen näher sein, vor allem logistisch gesehen.

Das neue KV-Terminal in Burghausen ist Teil einer neuen Nord-Süd-Achse und bringt ab 2014 Güter auf der Schiene über den Brenner zu den italienischen Häfen. Dass Burghausen einmal das Gütertor zur Welt werden könnte, überrascht.

Doch geschäftstüchtige Siedler errichteten bereits im siebten Jahrhundert an der Salzach eine Wasserzollstation. In Zukunft sollen im Schatten der längsten Burganlage der Welt chemische und petrochemische Produkte auf der Schiene Richtung Süden rollen. In den italienischen Häfen werden sie auf Containerschiffe nach Übersee verladen.  Der schnelle Weg durch den Brenner-Basis-Tunnel schafft neue Chancen. Die italienischen Häfen machen sich zurzeit fit für die Zukunft. Sie investieren massiv in ihre Infrastruktur, auch um neue Investoren anzulocken.

740.000 Tonnen Güter verließen das Werk in Burghausen

Das Chemieunternehmen Wacker ist als Global Player seiner Heimat treu geblieben. 740.000 Tonnen Güter verließen 2012 das Werk in Burghausen zu Kunden weltweit, davon 70 Prozent per Lkw auf der Straße. Zehn Prozent sind  Gefahrgut.  "Mit unserem Containerzug werden die Container in die Nordseehäfen Hamburg und Bremerhaven befördert und dort auf Containerschiffe geladen", sagt Wacker-Sprecher Klaus Millrath. Doch sobald das KV-Terminal eröffnet, könnte eine weitere Richtung hinzukommen: gen Süden nach Triest oder Koper.

Von der Straße auf die Schiene

Weniger Kilometer auf der Straße heißt auch weniger CO2-Emissionen. Der Transport auf der Schiene spart laut Wacker bei einer Tonne Material je nach eingesetzter Technologie etwa 40 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer – in Summe 1.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr für Transporte von und nach Burghausen. Bisher fahren fünf Güterzüge pro Woche von Burghausen in die Seehäfen. "Nur ein zusätzlicher Zug pro Woche bringt rund 2.500 Lkw-Ladungen auf die Schiene und spart etwa 300 Tonnen Kohlendioxid", rechnet Millrath vor. Dabei handelt Wacker nicht völlig unabhängig. "Viele unserer Kunden interessieren sich für die durch Herstellung und Transport ihrer Produkte verursachten CO2-Emissionen", betont Millrath.

Wacker hält einen Anteil an 4,2 Prozent

Wachstumstreiber ist der Containerversand nach Übersee, der seit 2003 laut Millrath um rund 60 Prozent gestiegen ist und wohl weiter zunehmen wird: "Hier stoßen wir immer mehr an die Kapazitätsgrenzen der vorhandenen internen Infrastruktur", beklagt er.
Für Wacker kommt das KV-Terminal wie gerufen. Das Unternehmen hat als Teil der RegioInvest mit einem Anteil von 4,2 Prozent auch mit dafür gesorgt. Das Konsortium aus Stadt, Kreis und Unternehmen treibt seit 2005 das Projekt voran und hat selbst rund sechs Millionen Euro beigesteuert.

Wacker ist mit eigenem Gleisanschluss angebunden

Die Wacker-Produktion liegt in unmittelbarer Nähe des neuen Terminals, das durch einen eigenen Gleisanschluss angebunden wird. Schneller, günstiger, effizienter soll der Transport bei Wacker werden. Den Schlüssel für eine Verlagerung von europäischen Landverkehren von der Straße auf die Schiene sieht Millrath auch in der Bündelung von Verkehren: "Ein per Ausschreibung ausgewählter Logistikdienstleister kann als Gebietsspediteure die Volumina in bestimmte Regionen bündeln. So konnten wir gemeinsam die Distribution deutlich optimieren."

Für eine optimale Auslastung der Schiene und den Aufbau bestimmter Relationen setzt Millrath auf die Bündelung mit Mengen weiterer regionaler Verlader. "Dazu müssen Verlader, Spediteure, Operateure und Terminal gemeinsam Lösungen erarbeiten", wünscht er sich. Mit 144 Milliarden Euro (2011) und über 323.000 Beschäftigten zählt die Chemieindustrie laut der Studie Chemielogistik der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zu den deutschen Schlüsselindustrien. Das Marktvolumen für die Chemielogistik in Deutschland entspricht danach mit 33,5 Milliarden Euro rund 15 Prozent des gesamten Logistikmarktes. "Die Logistik nimmt in dieser Branche als Manager komplexer Logistikketten und Supply Chains eine zentrale Rolle ein", so die Studie.

Kunden wie Wacker erwarten einen tadellosen Umgang mit ihren Produkten: "einwandfreies Transportequipment, geschultes und zuverlässiges Fahrpersonal, sichere und umweltschonende Transportdurchführung sowie nachhaltiges Handeln", fasst Millrath zusammen. Gute Leistungen in Abwicklung und Sicherheit zeichnet Wacker beim jährlichen Logistiktag aus. Doch ohne Investitionen ist alles nichts. Auf der Wacker-Wunschliste an den neuen Bundesverkehrsminister stehen der zweigleisige Schienenausbau zwischen Mühldorf und München und der Lückenschluss der A 94 zwischen Heldenstein und Pastetten.

DAS UNTERNEHMEN

Das an der Börse notierte Unternehmen Wacker Chemie produziert in den fünf Bereichen Halbleitertechnologie, Polysilicium, Polymere, Silicone und Life Sciences. 1914 in Burghausen gegründet, gehören heute 24 Produktionsstätten zum Konzern. Der Jahresumsatz von 4.6 Milliarden in 2012 wurde zu 80 Prozent im Ausland erzielt.

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