Ford-Testzentrum Lommel Extrem-Tests für Transporter

Fords Transporter-Teststrecke in Lommel/Belgien Foto: Andreas Wolf 3 Bilder

Auf einem Testgelände im belgischen Lommel unterzieht Ford neue Transporter auf einer Teststecke Dauerhaltbarkeitsprüfungen, die es in sich haben. Salz- und Schlammbäder gehören ebenso dazu wie die Fahrt mit überhöhtem Tempo durch tiefe Schlaglochkrater oder über scharfkantige Bodenschwellen und Schotterstrecken. 

In voller Fahrt rast ein beladener Ford Transit über eine Kuppe, drei Räder heben ab, die Landung ist unsanft: Beim Eintauchen in ein Medizinball-großes Schlagloch gibt das Fahrwerk ein gequältes Ächzen von sich. Auf seinem Testgelände im belgischen Lommel betreibt Ford eine etwa 1,9 Kilometer lange Strecke, die Straßenoberflächen und ihre Belastungsmerkmale aus weltweit über 25 Ländern simuliert, darunter brasilianische Bodenschwellen, Pariser Kopfsteinpflaster, afrikanische Buckelpisten oder belgische Granitstein-Profile.

Boulevard der gebrochenen Stoßdämpfer

Ford-intern besitzt der Abschnitt den Spitznamen "Boulevard der gebrochenen Stoßdämpfer". Er ist Teil einer insgesamt 80 Kilometer langen Teststrecke in Lommel, die analog dazu "Straße der 1.000 Leiden" heißen könnte. Lange vor ihrer Markteinführung haben Transporter und Lieferwagen von Ford systematische Nonstop-Prüfungen unter widrigsten Klima- und Straßenbedingungen zu durchlaufen. Sie dürften zu den härtesten Testprogrammen für neu entwickelte Fahrzeuge auf der Welt gehören.

Die Fahrwerkstortour nimmt ihren Lauf

Auf dem nächsten Streckenabschnitt ziehen die Tester die Daumenschrauben weiter an, die Fahrwerkstortour nimmt ihren Lauf. Mit Tempo 60 bis 70 kracht ein Transporter zwanzig Mal in Folge gegen rund 140 Millimeter hohe Betonplatten; das schmerzt, auch wenn es sich nicht um das eigene Fahrzeug handelt. Bei der Fahrt über eine fünf Zentimeter hohe Bodenschwelle mit Tempo 70 wirken Kräfte von bis zu fünf G auf die Fahrzeuge. Ein Ziel solcher extremen Testfahrten ist, standfeste Fahrwerke und leistungsfähige Dämpfersysteme zu entwickeln. Ein konkretes Ergebnis daraus ist das Dämpfersystem "Continuous-Damping-Control". Das System erkennt Fahrbahnunebenheiten und passt in Sekundenbruchteilen die Fahrwerksdämpfung an.

Alltagseinsatz im Zeitraffer

Die Struktur der Fahrbahnoberfläche ändert sich erneut, die "Findling-Strecke" beginnt: In den Straßenbelag eingearbeitete große, runde Steine setzten dem Fahrwerk so schwer zu, dass die Vibrationen das gesamte Fahrzeug bis zur letzten Schraube erfassen. Alle zwei bis drei Stunden müssen die Fahrer ausgewechselt werden, andernfalls drohen Gesundheitsrisiken. "Unsere Teststrecke stellt Fahrzeuge vor extreme Herausforderungen, im Dienste unserer weltweiten Kunden", sagt Eric-Jan Scharlee, Durability-Technical-Spezialist am Ford-Testzentrum. Manche Fahrzeuge durchlaufen auf dem Testgelände in Lommel innerhalb von sechs Monaten unter voller Beladung einen Einsatz, der einem zehnjährigen Alltagsbetrieb oder 240.000 Kilometer entspricht. Jeder Kilometer auf dem Ford-Testgelände ist um ein Hundertfaches strapaziöser als die Belastungen des Transportalltags.

Steinschlag wie Maschinengewehrsalven

Nach der Findling-Strecke steht ein "Feldweg-Test" an. Klingt nach beschaulichem Ausflug in die Natur, erschüttert das Auto aber bis ins Mark. Wird die mit Eisplatten und Pfützen durchsetzte Schotter-Piste mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit befahren, kennt die Strecke kein Pardon. Hier müssen die Ford-Transporter verschiedene Qualitäten beweisen: Der dabei zwangsläufig einsetzende Steinschlag ist nicht zu überhören, wie Maschinengewehrsalven krachen Steine gegen Unterboden, Radläufe und Karosserie. Neben der Standfestigkeit der malträtierten Karosserieteile soll der "Ritt" über losen Grund zeigen, ob Sicherheitssysteme wie Traktionskontrolle,  ESP und ABS im richtigen Moment angemessen regeln.

Straßenprofile aus der ganzen Welt

Weiter geht die Folter auf dem Postelweg. Dieser entspricht einer Straße in Holland, die in Wirklichkeit inzwischen allerdings längst ausgebaut ist. Auf der Suche nach Strecken, die Fahrzeug und Karosserie extrem strapazieren, sind Ford-Mitarbeiter in der ganzen Welt unterwegs, reisen nach Frankreich, Großbritannien, Russland, Spanien, nach Asien, Australien, Nord- und Südamerika, fertigen Abdrücke und bauen dann die Straßen auf dem Testgelände in Lommel eins zu eins nach. 

Sensoren erfassen die Fahrzeugbelastungen

Gleichzeitig füttern die Tester ihre Prüfstände mit den dabei generierten Daten. Damit lässt sich in wenigen Monaten die Beanspruchung eines ganzen Transporterlebens erreichen. Bei ihren Tests verwenden die Ingenieure eine ähnliche Ausrüstung wie Seismologen beim Erfassen von Erdbeben. Bei der Fahrt durch tiefe Schlaglöcher mit Tempo 70 beispielsweise, werden die daraus resultierenden Belastungen am Fahrzeug von speziellen Sensoren erfasst und anschließend ausgewertet. Ein weiterer Test besteht aus Achter-Fahrten, bei denen sich permanent Links- und Rechts-Kurven aneinander reihen - wohlgemerkt mit voller Beladung. Solche Manöver geben Aufschluss über die Haltbarkeit von Rädern, Radlagern und Radnaben. Ihre Motorbelastbarkeit müssen die Kandidaten hingegen auf der Schnelllaufbahn unter Beweis stellen, auf der insgesamt zwei Monate lang mit Höchstgeschwindigkeit gefahren wird. 

Salz-Spray und Schlammbad

Nicht immer geht es aber bei den Haltbarkeitsprüfungen schnell und spektakulär zu. Extrem langsames Rollen ist beispielsweise bei den Prüfungen der Partikelfilter Pflicht. Bei Drehzahlen unter 1.100 U/min. auf ebener Fahrbahnoberfläche beobachten die Ingenieure, ob der Partikelfilter nicht zu kalt bleibt, dadurch nicht mehr regeneriert und sich zusetzt. Die Korrosionsbeständigkeit der Fahrzeugteile prüft Ford mit der Fahrt durch einen Tunnel, in dem Salz-Spray auf das Fahrzeug wirkt, sowie in Salz- und Schlammbädern. Danach wartet die "Hochfeuchtekammer", in der 85 Prozent Luftfeuchtigkeit und 40 Grad Celsius herrschen. Ein Video mit Eindrücken vom Ford-Testzentrum im belgischen Lommel gibt es hier.

Aktuelle Fragen Bullenfänger illegal? Sind Bullenfänger in Deutschland erlaubt? LNG/LPG (Unterschied) Warum LNG statt LPG? Tageskontrollblätter Können die Lenk- und Ruhezeiten über Tageskontrollblätter aufgezeichnet werden?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.