Fahrzeuge „Der Mautkompromiss vernichtet Existenzen“

„Der Mautkompromiss vernichtet Existenzen“

Ob Spediteure, Interessenverbände oder Nutzfahrzeugindustrie - die seit dem 7. November geltende höhere Maut löst bei den direkt Betroffenen meist vehemente Ablehnung aus. Der Geschäftsführer der mittelständischen Spedition Wiedmann & Winz aus Geislingen, Dr. Micha Lege, erklärt im Interview mit lastauto-omnibus.de, warum das politsche Projekt von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee einen derartigen Sturm der Entrüstung entfacht. lastauto-omnibus.de: Ist die höhere Maut wirtschaftspolitisch gesehen ein Fehler?
Lege: Ja, ganz eindeutig. Die Mauterhöhung wird viele Güter weiter verteuern, Inflation und Arbeitslosigkeit anheizen. lastauto-omnibus.de: Welche Mehrkosten erwartet Wiedmann & Winz durch die Mauterhöhung?
Lege: Die Durchschnittsmaut steigt im Jahr 2009 auf knapp 18 Cent pro Kilometer und damit um fast 50 Prozent! Wir rechnen konkret mit direkten Mehrkosten durch die Anhebung der LKW-Maut von 500.000 Euro. Für unsere Euro-3-Fahrzeuge, die vor zwei Jahren noch Zulassungsstandard waren, hat die drastische Erhöhung die Folge, dass der Gebrauchtwagenmarkt für diese Fahrzeuge zusammengebrochen ist. Damit wird massiv in unsere Eigenkapitalausstattung eingegriffen. Zudem sind diese Fahrzeuge noch nicht abgeschrieben. Der Zeitpunkt für einen kostenoptimalen Austausch ist noch nicht gekommen.
 
lastauto-omnibus.de: Kann die höhere Maut ihre verkehrspolitischen Ziele erreichen?
Lege: Nein. Die neue Maut wird nur zu einem geringen Teil dem Straßenbau zugute kommen, sondern vom Bund primär zur Haushaltskonsolidierung missbraucht werden. Bereits 2012 werden die zu erwartenden jährlichen 5 Milliarden Euro Gesamteinnahmen vollständig im Bundeshaushalt verschwunden sein. lastauto-omnibus.de: Mit welchen Maßnahmen begegnet Ihr Unternehmen der höheren Maut?
Lege: Wir sind wieder einmal Abgabeneintreiber des Staates und müssen unseren Kunden Preiserhöhungen zumuten, um nicht selbst ins Schlingern zu geraten.
 
lastauto-omnibus.de: Werden durch die Mautspreizung umweltfreundliche Lkw belohnt, wie dies von Minister Tiefensee immer wieder behauptet wird?
Lege: Wo ist die Belohnung, wenn Euro-5-Fahrzeuge mehr zur Kasse gebeten werden? Fraglich ist zudem, wie man Umweltfreundlichkeit definiert. Zwar wurden beim Euro-5-Motor im Vergleich zum Euro-3-Fahrzeug Stickoxide reduziert. Der CO2-Ausstoß hat sich dagegen erhöht. Gerade dies widerspricht den klimapolitischen Zielen der Regierung. lastauto-omnibus.de: Rechnen Sie mit vermehrten Insolvenzen?
Lege: Auf Transport- und Speditionsbetriebe rollt eine gigantische Kostenwelle zu. Erst wurde die Fahrerarbeits-, Lenk- und Ruhezeit gekürzt, dann explodierten die Dieselpreise. Nun droht der nächste Kostenschub durch dramatische Mautsteigerungen. Das ist so,als würde man einem erschöpften Bergsteiger auch noch die Sauerstoffmaske herunterreißen. Der jetzt gefundene „Mautkompromiss“ wird kompromisslos Existenzen kosten. Mittelfristig rechnen wir mit einer Laderaumverknappung durch Insolvenzen und nicht getätigte Ersatzinvestitionen.

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